Die Topspeedschwäche von Yamahas M1 ist wieder legendär. Seit Jahren klagen die Fahrer des japanischen MotoGP-Herstellers über zu wenig Power aus dem Reihenvierzylinder. Im Vorjahr erkannte auch Yamaha selbst, dass es so nicht weitergehen kann und suchte entgegen der Firmenphilosophie externen Rat.

Dieses fand man bei Luca Marmorini und seiner Firma Marmotors. Marmorini konstruierte in der Vergangenheit Formel-1-Triebwerke für Ferrari und Toyota und sollte die Motorenentwicklung im Hause Yamaha auf Vordermann bringen. Nun zieht Motorsportchef Lin Jarvis ein erstes Fazit der Partnerschaft.

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"Wir arbeiten seit rund einem Jahr mit ihnen zusammen und haben seither gemeinsam unterschiedliche Phasen durchlaufen. Ich würde sagen, dass ihr direkter Einfluss nicht allzu groß ist, weil sie zuerst verstehen mussten, wo wir uns eigentlich befinden", so Jarvis gegenüber Motorsport.com in seiner Analyse. Entgegen anderslautender Vermutungen wurde die Motorenentwicklung nicht völlig ausgelagert: "Natürlich gab es Unterstützung, aber der Motor wird immer noch von Yamaha in Japan gebaut und die Teile in Iwata designt."

Fortschritte sieht Jarvis dennoch: "Den Motor, den wir jetzt in unseren Maschinen haben, hätten wir eigentlich schon im Vorjahr verwenden sollen. Wir haben die Probleme Mitte 2022 erkannt und die betroffenen Bereiche dementsprechend neugestaltet." Vor dem letztjährigen Saisonfinale in Valencia ließ Jarvis ja mit einem Geständnis aufhorchen, wonach man die gesamte Saison 2022 mit dem Triebwerk aus dem Vorjahr bestreiten musste. Standfestigkeitsprobleme bei den Wintertests hatten diesen Schritt nötig gemacht. Nach Saisonbeginn darf reglementbedingt ja nicht mehr an den Motoren gearbeitet werden.

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Genau in solchen Situationen schätz Jarvis die Unterstützung von Luca Marmorini und dessen Team. "Was Marmotors sehr gut kann, ist unsere Ingenieure auf gewisse Dinge aufmerksam zu machen und ihnen zu zeigen, worauf sie ihren Fokus legen müssen. Luca übt manchmal Druck auf sie aus, manchmal gibt er Ratschläge. Er vermittelt ihnen eine zusätzliche Perspektive", so Jarvis.

Die MotoGP-Wintertestfahrten in Sepang verliefen für Yamaha in puncto Topspeed jedenfalls positiv. Fabio Quartararo kam auf eine Höchstgeschwindigkeit von 334,3 km/h und war damit nur gut vier km/h langsamer als die Spitzenreiter Francesco Bagnaia, Maverick Vinales und Aleix Espargaro. Im Vorjahr war der Abstand noch etwa doppelt so groß.