2020 fuhr Marc Marquez nach seinem schweren Sturz beim MotoGP-Saisonauftakt in Jerez kein Rennen mehr. Erst im Folgejahr kehrte er wieder in die Startaufstellung zurück. Nach monatelanger Pause war die Ausgangsposition plötzlich eine neue für ihn. Marquez, der 2019 noch in dominanter Manier den WM-Titel geholt hatte, war nun der Herausforderer. Daran änderte sich auch für 2022 nichts.

Marquez fand sich, zumindest von außen betrachtet, erstaunlich gut in dieser Rolle zurecht. Er schien kein Problem damit zu haben, seine Zielsetzungen nach unten hin zu revidieren und sich auch einmal mit Resultaten zufriedenzugeben, die vor seiner Verletzung noch als mittleres Debakel gegolten hätten. Doch diese neue Mentalität will Marquez für 2023 wieder abstreifen."

"Ein Athlet muss mit Druck leben können, vor allem wenn man so wie wir eine Siegermentalität hat. Dieser Druck kann ein zusätzlicher Antrieb sein und der hat mir im Vorjahr gefehlt", erklärte Marquez am Mittwoch im Rahmen der Repsol-Honda-Teampräsentation in Madrid. "Ich habe zuletzt nie über Siege nachgedacht, sondern mir im Laufe des Wochenendes immer unterschiedliche Ziele gesetzt. So werde ich die gewünschten Ergebnisse aber nie erreichen. Im Training habe ich auch gerne Spaß, aber was mich wirklich begeistert ist der Druck im Wettkampf."

Marquez will also 2023 wieder der Fahrer sein, der bislang sechs WM-Titel in der MotoGP einfahren konnte. "Mein Zugang ist immer noch derselbe wie vor zehn Jahren", stellt er klar. "Natürlich habe ich in der Zwischenzeit aber Erfahrung gesammelt und muss nun wissen, wie ich sie in einer so intensiven Saison für mich nutzen kann." Die bevorstehende Saison wird mit 21 Rennwochenenden die längste der Geschichte, die Einführung der Sprintrennen erhöht die Intensität für die MotoGP-Stars zusätzlich.

Bei den Testfahrten in Sepang zählte Honda zu den schwächsten Herstellern in den Zeitenlisten. Das will Marquez aber nicht überbeurteilen: "Unser wahres Level werden wir erst an den Rennwochenenden sehen, denn Testfahrten sind dazu da, um technische Probleme zu erkennen und nicht um zu sehen, wie schnell man ist." Verbesserungen fordert er von seinem Arbeitgeber aber dennoch ein. "Ich habe mich zuletzt viel auf meine Genesung konzentriert, aber nun ist es Zeit, als Rennfahrer wieder alles zu geben. Das bedeutet aber auch, das Maximum von deinem Team zu verlangen. Ich fordere gewisse Dinge von Honda und sie fordern gewisse Dinge von mir. Wir haben zwei weitere Jahre Vertragslaufzeit und wollen in diesem Zeitraum um den WM-Titel kämpfen", so Marquez.