Die Nachricht vom überraschenden Suzuki-Ausstieg mit Ende der Saison 2022 schockte im vergangenen Jahr das gesamte MotoGP-Paddock - vor allem aber die Stammfahrer Joan Mir und Alex Rins, die plötzlich vor einer ungewissen Zukunft standen. 2023 haben nun beiden bei Honda angedockt. Mir folgt im Werksteam auf Pol Espargaro, Rins ersetzt Alex Marquez im Kundenteam LCR Honda.

Mitte November 2022, zwei Tage nach dem Saisonfinale in Valencia, durften die beiden Spanier im Rahmen des letzten offiziellen MotoGP-Tests des Jahres erstmals auf ihrem neuen Arbeitsgerät Platz nehmen. Auf dem Circuit Ricardo Tormo bekamen Mir und Rins somit einen ersten Eindruck von der Honda RC213V, der hinterher nicht unbedingt positiv stimmte.

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Der jahrelange MotoGP-Dominator kämpfte zu diesem Zeitpunkt bekanntlich schon seit einigen Jahren mit immer schwerer zu fahrenden Maschinen, die zudem, verglichen mit der Konkurrenz immer langsamer wurden. Die Folge dieser Entwicklung war 2022 der letzte Platz in der Hersteller-Wertung, Honda blieb als einziger Konstrukteur ohne Rennsieg. Superstar Marc Marquez erzielte als einziger Honda-Pilot, trotz sechs verpasster Rennen, über 100 WM-Punkte. Espargaro (56 Punkte), Alex Marquez (50) und Takaaki Nakagami (48) blieben deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Mir und Rins: Gefühl für Honda wird immer besser

Auch deshalb nutzte Honda das Suzuki-Aus und verpflichtete in Mir und Rins zwei gestandene Toppiloten, um endlich nicht mehr einzig von Marc Marquez abhängig zu sein. Doch schon in Valencia dann der erste Rückschlag: Nur Platz 18 für Mir und P20 für Rins, der zwei Tage zuvor den Valencia-GP noch gewonnen hatte. Auch der Auftakt in den dreitägigen Sepang-Test am Freitag versprach keine Besserung: Mir wurde 17. mit 1,362 Sekunden Rückstand auf die Tagesbestzeit, Rins direkt dahinter 18. mit 1,493 Sekunden Rückstand.

Am Samstag, dem zweiten Testtag in Sepang, scheint sich das Blatt nun aber endlich gewendet zu haben. Beide Piloten erlebten, trotz der starken Beeinträchtigungen durch anhaltende Regenfälle und Reifenmangel, positive acht Stunden auf dem Sepang International Circuit. "Es ist eine Schande um den Regen, weil er unser Programm für heute komplett über den Haufen geworfen hat. Wir wollten eigentlich einige Dinge ausprobieren, aber ich konnte immerhin ein paar Runden in Regen-Bedingungen fahren und mein Gefühl war nicht so schlecht", reflektierte Mir nach Testende im MotoGP-Format 'After the Flag'.

Dort beschrieb der Weltmeister von 2020 des Weiteren, dass er sich Runde für Runde verbessern konnte: "Ich war schneller als gestern, fühle mich komfortabel und konnte mehr Kilometer auf der Honda sammeln." Gearbeitet hätten seine Crew und er vor allem auf Seiten des Elektronik-Setups. "Wir haben einiges gelernt und wissen jetzt, in welche Richtung wir gehen müssen. Auf der Bremse konnte ich auch Schritte nach vorne machen. Ich fühle mich immer wohler und kann auf bessere Art und Weise fahren", freute sich der gebürtige Mallorquiner.

Ex-Teamkollege Rins zeigte sich ähnlich zufrieden: "Ich bin recht glücklich mit unserer heutigen Arbeit. Wir haben uns heute Vormittag darauf konzentriert, meinen Kurvenspeed zu verbessern. Da habe ich gestern in meinem letzten Run etwas ausprobiert und es war sofort viel besser. Daran würde ich morgen gerne weiterarbeiten, denn ich glaube, dass wir uns dort noch weiter verbessern können."

Alex Rins drehte auch am Samstag wieder fleißig Runden auf der RC213V, Foto: MotoGP.com
Alex Rins drehte auch am Samstag wieder fleißig Runden auf der RC213V, Foto: MotoGP.com

Honda: Wenig Zeit und noch viele zu testende Teile

Auch so gelangen den ehemaligen Suzuki-Stars am Samstag aber sichtliche Fortschritte. Ein Blick auf das Tagesklassement bestätigt die Eindrücke der beiden Spanier. Rins beendete den Tag auf einem starken achten Platz als bester Honda-Pilot. Ihm fehlten dabei nur 0,427 Sekunden auf die Bestzeit von Jorge Martin. Verglichen mit Testtag eins gelang Rins ein zeitlicher Sprung von exakt 0,8 Sekunden. Mir wiederum landete zwar nur auf P16, konnte seinen Rückstand auf Teamkollege Marc Marquez aber auf lediglich 0,182 Sekunden verkürzen. Außerdem gelang auch ihm, verglichen mit seiner Rundenzeit vom Freitag, ein Sprung von zwei Zehnteln in die richtige Richtung.

Am Sonntag wollen die beiden Honda-Neuankömmlinge weitere Fortschritte erzielen. Da aber erneut mit vereinzelten Regenfällen zu rechnen ist und die Teams ihre Testprogramme folglich wohl nicht uneingeschränkt abspulen können werden, ist Fingerspitzengefühl gefragt. "Wir haben nur noch einen Tag und viele Teile, die es zu testen gilt. Wir werden sicher nicht alles schaffen. Das Ziel ist deshalb, zumindest die wichtigsten Teile zu testen", gibt Mir die Richtung vor. Rins ergänzt: "Ich war gestern schon einer der Fahrer mit den meisten Runden. Morgen wird sicherlich auch wieder ein anstrengender Tag werden."