Enea Bastianini hat eine herausragende Saison 2022 hinter sich: WM-Platz 3 mit vier Siegen und das auch noch auf einer Vorjahres-Ducati im Kundenteam von Gresini. Der Aufstieg ins Werksteam an die Seite von Weltmeister Francesco Bagnaia war die logische Folge, nachdem Jack Miller sich für den Abschied Richtung KTM entschieden hatte. 2023 wird für den Italiener in vielerlei Hinsicht eine neue Herausforderung.

Nicht nur der Druck, nun im Werksteam der Weltmeister zu sein, kommt auf 'La Bestia' zu. Bastianini gilt als großer Reifenflüsterer im Feld und dreht zumeist erst in der zweiten Rennhälfte so richtig auf. Die größte Neuerung der MotoGP seit Jahren könnte ihm nun in die Suppe spucken, wie er beim Ducati-Launch verriet: "Es hängt alles von den Reifen ab. Wenn Michelin einen neuen Reifen bringt, dann kann das meinen Fahrstil verändern. Ich denke aber, es wird gleichbleiben. Jetzt gibt es aber auch noch das Sprintrennen und das ist anders. In manchen Rennen wird man einen anderen Reifen als am Sonntag benutzen können. Mein Stil ist es am Start konservativ zu sein und dann immer mehr zu pushen. Das muss ich nun verändern, denn das könnte ein Problem im Sprint sein. Ich werde versuchen das zu verändern."

Die 2023 erstmals ausgetragenen Sprintrennen werden am Samstagnachmittag über die halbe Renndistanz ausgetragen. Mit Bastianinis bisheriger Vorgehensweise würde er in diesem Format kaum punkten. Zumindest für den Sonntag müsste er sich allerdings nicht sorgen, denn anders als in der Formel 1 wird durch das Sprintergebnis nicht die Startaufstellung für den Grand Prix bestimmt. Das Qualifying am Samstagvormittag gilt für Sprint und Grand Prix.

Hohe Körperbelastung bei 42 Saisonrennen: Helfen Tipps von Bautista?

Dazu kommt auch noch die körperliche Mehrbelastung von insgesamt 42 Rennen im Jahr. Der Ducati-Neuzugang ist sich dessen voll bewusst: "Ich versuche immer mich über den Winter zu verbessern und auch etwas anderes auszuprobieren. Das Training war aber gleich, da ist es wichtig auf 100% zu sein. Ich habe mit dem Motocross-Bike trainiert, da muss man konzentriert agieren, da es sonst gefährlich wird. Wenn ich zu viel trainiert hätte, wäre ich vielleicht gestürzt. Ich muss meinen Körper für die Saison schonen. Der erste Sprint wird für alle ein Härtetest, da braucht es eine andere Herangehensweise, aber das gilt für alle Fahrer gleichermaßen."

Zumindest konnte sich der 25-Jährige von einem Sprint-Experten aus der Ducati-Familie ein paar Tipps holen: "Ich konnte mit Alvaro [Bautista, Anm. d. Red.] sprechen, der hat schon viele Sprints bestritten. Das Wichtigste wird aber weiterhin sein, es in Portimao erstmal auszuprobieren." Superbike-Weltmeister Alvaro Bautista ist an Sprintrennen gewöhnt. In seiner Meisterschaft werden seit 2019 10-Runden-Rennen am Sonntagvormittag ausgetragen. Diese bestimmen dort jedoch zusätzlich auch noch die Startaufstellung des zweiten Hauptrennens am Sonntagnachmittag.

Neues Bike und neue Crew kein Problem für Bastianini

Neben den Sprints muss sich Bastianini auch noch auf ein neues Arbeitsumfeld einstellen. Sowohl Team als auch Bike sind neu für ihn. Obwohl er von der GP21 direkt auf die GP23 wechselt, sieht der vierfache MotoGP-Sieger hier kein großes Problem: "Die erste Begegnung mit dem 2023er Motorrad war gut. Im nächsten Test werde ich einige neue Teile ausprobieren, doch es wird immer noch ähnlich wie in Valencia sein. Der größte Unterschied war für mich der Umstieg vom 2019er auf das 2021er Motorrad, das war wirklich eine komplett andere Welt. Da habe ich das Potential von Ducati verstanden." Beim Saisonabschlusstest in Valencia war Bastianini bereits für sein neues Team auf der Strecke.

Dabei hatte er auch Gelegenheit, sich mit den neuen Gesichtern in der Garage vertraut zu machen. Für Bastianini war der erste Eindruck positiv: "Ich habe einen neuen Crewchief, Marco Rigamonti. Mein Zugang während des ersten Tests war gut, wir hatten einen guten Start für unsere Zusammenarbeit." Die Grundlage ist also gelegt, doch weiß der WM-Dritte des Vorjahres nur zu gut, dass noch viel Arbeit auf ihn zukommen kann: "Auch während der Saison können Probleme entstehen, also müssen wir uns auf unsere Aufgaben und Ziele konzentrieren." Trotz aller Bedenken wegen Sprints oder noch unbekannten Problemen versicherte der Mann aus Rimini "Ich bin aber nicht nervös, sondern nur motiviert."