Bisher waren MotoGP-Superstar Marc Marquez und sein jüngerer Bruder Alex sowohl privat als auch sportlich vereint. Das Brüderpaar lebt und trainiert seit Jahren zusammen. Dazu kam, dass Alex seinem Bruder bei seinem MotoGP-Einstieg zu dessen langjährigem Arbeitgeber Honda folgte. In seinem Debütjahr 2020 hätten die beiden sogar Teamkollegen bei Repsol Honda sein sollen, ehe sich Marc verletzte und für die weitere Saison ausfiel. Ab 2021 ging Alex dann für das Satellitenteam LCR an den Start.

2023 erfolgt nun die sportliche Trennung. Alex Marquez hat LCR in Richtung Gresini verlassen. Damit ist er nun nicht mehr im Honda-Kosmos sondern für die Ducati-Armada unterwegs. Sorgt die sportliche Rivalität der beiden Werke auch Zuhause für Reibung? Für Alex Marquez ist dieser Gedanke kein Thema, wie er beim Gresini-Launch erklärte: "Das Training [im Winter, Anm. d. Red.] war wie in jedem Jahr. Die Arbeit und die Beziehung zu meinem Bruder ist dieselbe wie immer. Ich kann die Rennstrecke und Zuhause voneinander trennen."

Die beiden Marquez-Brüder kannten bisher nur Hondas, nun wird Alex Ducati fahren, Foto: LAT Images
Die beiden Marquez-Brüder kannten bisher nur Hondas, nun wird Alex Ducati fahren, Foto: LAT Images

Alex Marquez setzt trotz Wechsel auf seinen Bruder: Marc Titelfavorit 2023

Für den Moto2-Weltmeister von 2019 ist sein Wechsel von außen betrachtet ein sportlicher Aufstieg. Ducati setzt aktuell die Maßstäbe, während Honda in der Krise ist. Dennoch ist sein Bruder für ihn der heißeste Titelaspirant 2023: "Zu Saisonbeginn fangen alle von Null an. Sicherlich war Ducati sehr stark und Honda hatte Probleme. Aber Marc ist der beste Fahrer im Feld. Er hat mehr Meisterschaften gewonnen als irgendwer sonst. Er ist der Favorit für dieses Jahr. Ich habe sein Training gesehen, das werden wir in den ersten Rennen sehen." Und obwohl sie jetzt für verschiedene Marken fahren, will auch Alex weiter von seinem Bruder profitieren: "Ich fühle mich großartig, denn ich habe erneut einige Dinge von ihm lernen können."

In seiner Beschreibung des Tests von Valencia, als er erstmals auf der Ducati saß, ließ der jüngere der Marquez-Brüder aber deutlich durchklingen, dass er nun das bessere Material zur Verfügung hat: "Ich hatte nicht erwartet schon in den ersten paar Runden so schnell wie auf der Honda zu sein. Die Sitzposition war sehr anders und ich hatte nicht viel Vertrauen in das Motorrad, aber die Rundenzeit war da. Das ist ein gutes Zeichen, wenn du dich nicht allzu wohl fühlst und trotzdem schnell bist. Einige Dinge an meinem Fahrstil werden sich ändern müssen. Deswegen wird die Saisonvorbereitung auch so interessant für mich."

Marquez: Entwicklung bei Ducati schneller als in Japan

Doch nicht nur technisch bedeutet 2023 für den 26-Jährigen einen Neuanfang. Auch im Kopf ist er nun freier. Die Situation, dass sein Wechsel zu Gresini schon länger feststand, machte im teamintern beim alten Arbeitgeber zu schaffen: "Nach Valencia hatte ich eine Pause. Ich war vor allem Mental am Limit. Ich fühlte mich alleingelassen in der Garage, aber das ist nun Vergangenheit. Ich habe aus dieser Situation gelernt, das war nicht einfach für mich. Ich kann mich dennoch nicht über LCR beschweren, ich hatte dort eine gute Zeit, aber ich brauchte einfach den Wechsel. Ich bin hier großartig willkommen geheißen worden. Schon im November habe ich auch das Ducati-Werk besucht."

Bei seiner Visite in Borgo Panigale bekam er wohl erneut die Bestätigung, warum aktuell die europäischen Werke den bisher dominierenden Japanern den Rang ablaufen. Marquez erklärte: "Die Europäer sind schneller darin, Neuheiten an die Strecke zu bringen. Ducati ist da die neue Messlatte. Das ist also ein guter Ort für mich." Vielfach kam 2022 aber auch Stimmen auf, dass Ducatis technische Überlegenheit die WM gewonnen hätte und nicht die fahrerische Klasse der Piloten. Marquez wollte dieser Theorie nur bedingt zustimmen: "Der Fahrer kann mittlerweile weniger den Unterschied machen als früher, aber das gilt für alle gleichermaßen. Alle haben dieselben Werkzeuge."