Francesco Bagnaia hat es tatsächlich geschafft, er ist MotoGP-Weltmeister 2022! Weil sein Rivale Fabio Quartararo im letzten Rennen des Jahres nicht über den vierten Platz hinauskam, reichte dem Italiener auf dem Circuit Ricardo Tormo in Valencia ein neunter Rang, um sich erstmals die Krone der Zweirad-Königsklasse aufzusetzen.

"Es ist schwierig, jetzt etwas zu sagen. Ich bin extrem emotional, wahrscheinlich so emotional wie noch nie in meinem Leben", beschrieb Bagnaia seine Gefühlswelt knapp anderthalb Stunden nach Rennende. "Das war das schlimmste Rennen meines Lebens", führt er aus. "Der Start lief richtig gut, ich habe einige Positionen gutgemacht. Dann hatte ich einen tollen Zweikampf mit Fabio, habe dabei aber einen Flügel verloren."

In Runde zwei war es während eines kurvenlangen Zweikampfs zwischen den beiden WM-Rivalen um Platz fünf zur Berührung gekommen. Bagnaia wollte in Turn 2 innen durchstechen, Quartararo hielt gegen. Dabei zerstörte sich Ersterer ein Winglet auf der rechten Flanke seiner Ducati GP-22. "Von da an war es ein absoluter Alptraum", erklärt Bagnaia. Mit Quartararo konnte er nicht mehr mithalten und musste in den folgenden Runden immer mehr Piloten passieren lassen. Erst Brad Binder, dann Joan Mir und Miguel Oliveira, schließlich dann auch noch Luca Marini und Enea Bastianini.

"Ich wollte in jeder Runde eine defensive Linie fahren und mich verteidigen, aber es ging nicht", blickt der 25-Jährige zurück. "Von Runde zu Runde wurde es schlimmer. Ich bekam immer größere Probleme mit dem Bike und habe nur noch die Runden gezählt. Es dauerte so lange. Als ich endlich das Pitboard gesehen habe, dass ich Weltmeister bin, war es unglaublich. Ich habe angehalten und wie ein Kleinkind geweint."

Bagnaia: Nach Sachsenring-Crash jegliche Hoffnung verloren

Die Erleichterung nach Zielüberfahrt war riesig, denn nicht nur der fehlende Flügel hatte Bagnaia Schwierigkeiten bereitet. "Ich habe die Last von Ducati und ganz Italien auf meinen Schultern gespürt. Ich wollte ihnen unbedingt diesen Titel liefern. Es war wirklich nicht leicht", gesteht er. Geholfen habe letztlich ein Gespräch mit Ziehvater und MotoGP-Legende Valentino Rossi. "Er sagte mir, dass ich stolz sein soll, diese Möglichkeit zu haben und dass ich es genießen soll", verrät Bagnaia. Geklappt habe das zwar nicht, aber "wir haben es trotzdem geschafft. Ich bin wirklich glücklich."

Damit darf Ducati erstmals seit Casey Stoner 2007 wieder über einen MotoGP-Weltmeister jubeln, Italien erstmals seit Valentino Rossi 2009. Gleichzeitig komplettierte Bagnaia mit seinem Titelgewinn auch das größte Comeback der MotoGP-Geschichte, er konnte einen zur Saisonhalbzeit zwischenzeitlichen einmal 91 Punkte großen Rückstand auf Quartararo noch aufholen.

"Eine halbe Stunde nach dem Sachsenring-Rennen hatte ich jegliche Hoffnung verloren", gesteht der Ducati-Star. Damals war er auf Platz zwei liegend nach wenigen Runden gestürzt und ausgeschieden, Quartararo gewann das Rennen. "Es war schwer, dann noch daran zu glauben. Nach Silverstone kamen wir wieder näher und wurden konstanter. Das war der Schlüssel", glaubt er. "Danach haben wir auf einem unglaublichen Level performt. Wir haben uns diesen Titel wirklich verdient."