Alex Rins kennt in seiner MotoGP-Karriere nur ein Team: Suzuki. Der Spanier debütierte 2017 für das Werksteam aus Hamamatsu und blieb ihnen immer treu. Nach dem Rennen in Valencia 2022 ist dieses Kapitel mit dem Rückzug des japanischen Werks nun beendet, aber Rins ließ es sich nicht nehmen bei Suzukis letztem Tanz noch einmal groß aufzugeigen. Nach einem Sensationsstart, der ihn von Startplatz 5 in Führung katapultierte, ließ sich Rins den Sieg nicht mehr nehmen und hielt seine Verfolger Brad Binder und Jorge Martin in Schach. Es war sein fünfter Sieg in sechs Jahren Suzuki.

Nach dem Rennen ließ der Spanier die Fans an seiner Gefühlswelt am letzten Renntag von Suzuki teilhaben: "Es ist unglaublich. Während des ganzen Wochenendes war ich ruhig, aber auf der Startaufstellung heulte ich schon wie ein Baby. Das waren tolle sechs Jahre. Ich sagte zu mir: 'Hör auf zu heulen, ich muss jetzt ein Rennen fahren.' Das war dann unglaublich. Ich habe in Kurve 1 hinein alles riskiert, das war nicht einfach das zu kontrollieren. Dann hatte ich immer so zwischen 0,5 und 0,7 Sekunden Vorsprung während des ganzen Rennens, es wäre ein leichtes gewesen einen Fehler zu machen. Ich bin überglücklich und stolz. Wir verdienen diesen Sieg. Wir haben bewiesen, dass Suzuki immer noch gewinnen kann. Ich respektiere ihre Entscheidung, ich habe alles getan, was in meiner Macht steht."

Suzuki-Rückzug: Schwer zu akzeptieren, aber kein Nachtreten von Rins

Der fünffache Grand-Prix-Sieger hat kaum Worte und auch kaum Zeit um diesen Moment zu verarbeiten: "Es war etwas ganz Besonderes alle Teammitglieder lächelnd und mit Freudentränen zu sehen. Da kann man gar nicht mehr dazu sagen. Morgen geht es für mich schon in eine neue Box, ein neues Kapitel beginnt. Ich bin aufgeregt, aber auch traurig. Es waren 6 großartige Jahre. Es ist schwer, aber es lag nicht in meinen Händen. Ich kann nur glücklich darüber sein, 100% gegeben zu haben. Das ist mir gelungen, darüber bin ich glücklich und stolz."

Die Wehmut des 26-Jährigen wurde auch nicht besser dadurch, dass die Rückzugsentscheidung im Paddock angesichts der Suzuki-Erfolge ratlose Gesichter zurückließ. Rins trat gegen seine Förderer allerdings auch nicht nach: "Am Ende haben sie es beendet, weil sie andere Pläne verfolgen. Ich respektiere das, aber es ist nicht einfach, da wir ein konkurrenzfähiges Bike haben. Wir hatten einen unglaublichen Schritt nach vorne gemacht und mit den Ducatis gekämpft. Es ist ihre Entscheidung, da kann ich nichts machen. Sie haben mir viel gegeben. Es ist, wie es ist."

Rins: Rückzug bringt Tief, dennoch Vorfreude auf Honda

Zwei Siege und ein fünfter Platz aus den letzten drei Rennen sprechen eine deutliche Sprache: Suzuki war zu Saisonende voll bei der Musik. Das Bekanntwerden des MotoGP-Rückzuges sorgte aber in der Saisonmitte für ein gewaltiges Tief. Rins gab nun zu, wie sehr ihn dies belastete: "Das hat mich stark beeinflusst, denn ohne Vertrag in der Tasche zu fahren ist nicht einfach. Dann bin ich auch noch gestürzt und habe mir die Hand gebrochen. Nichts lief mehr. Wir haben hart gearbeitet, aber konzentriert zu bleiben, war nicht einfach. Es ist mir gelungen. Das könnte die schwerste Zeit meiner Karriere gewesen sein. Alles war immer unter meiner Kontrolle, aber diesmal wusste ich nicht, ob ich nächstes Jahr überhaupt noch Rennen fahre."

Doch Rins fährt auch 2023 in der Königsklasse. Schon bevor er zu Saisonende noch einmal seine Klasse unter beweis stellte, unterschrieb der Spanier bei LCR-Honda. Von außen betrachtet ist der Wechsel von Suzuki zu Honda ein sportlicher Abstieg, doch Rins freut sich auf seinen neuen Arbeitgeber: "Ich bin nicht beunruhigt. Es ist aufregend, mal ein anderes Bike auszuprobieren. Sechs Jahre mit einem Team, da ist ein Wechsel auch einmal etwas Gutes. Honda bleibt Honda. Ich habe Marc [Marquez, Anm. d. Red.] neue Teile testen sehen. Ich habe mit ihm in Australien und Malaysia gekämpft. Das Bike ist momentan sicher nicht das Beste, aber es bleibt Honda. Die werden ein konkurrenzfähiges Motorrad hinbekommen." Schon beim Test am Dienstag wird Rins auf seinem neuen Arbeitsgerät sitzen, dann ist das Kapitel Suzuki endgültig beendet.