Fabio Quartararo musste das MotoGP-Saisonfinale in Valencia gewinnen und gleichzeitig auf ein Debakel für WM-Rivale Francesco Bagnaia hoffen. Beides trat nicht ein. Quartararo beendete das Rennen auf dem vierten Rang, Bagnaia wurde Neunter. Somit sicherte sich der Ducati-Star mit 17 Punkten Vorsprung den MotoGP-Weltmeistertitel 2022.

"Mein Start war ziemlich gut. Einer meiner besten überhaupt. Sogar besser als in Sepang", analysierte Quartararo die für ihn am Sonntag so wichtige Anfangsphase des Rennens. "Aber dann hat Marc vor mir zuerst nach rechts und dann nach links gezogen. So konnte ich keine wirklich gute erste Runde fahren." Quartararo machte von Startplatz vier aus keine Positionen gut und beendete den ersten Umlauf auf Rang vier.

In Runde zwei wurde er dann in Turn 2 von Jack Miller ausgebremst und musste weit gehen. Die Chance ließ sich Widersacher Bagnaia nicht entgehen und drückte sich auf der Innenbahn vorbei. Beide Fahrer blieben sitzen, zur Führungsgruppe ging durch das Duell aber eine beträchtliche Lücke auf, die Quartararo erst spät im Rennen schließen konnte.

Hätte er ohne diese Turbulenzen das Rennen gewinnen können? "Leider nein", gesteht Quartararo. "Ich hatte eine super Pace und konnte im Rennen etwas Boden gutmachen auf die Führungsgruppe. Mit Jack bin ich Turn 2 etwas von der Linie abgekommen und als mich dann Pecco berührt hat, wollte ich mich selbst bis ans Maximum pushen. Ich war in dieser Runde absolut am Limit. Wobei, eigentlich war ich das gesamte Rennen am Limit. Ich kann mir deshalb nichts vorwerfen. Ich habe alles gegeben."

Bagnaia und Quartararo lieferten sich ein packendes Duell, Foto: LAT Images
Bagnaia und Quartararo lieferten sich ein packendes Duell, Foto: LAT Images

Quartararo erklärte, was ihn an einem Kampf gegen die Podiumspiloten Alex Rins, Brad Binder und Jorge Martin hinderte. "Heute war es deutlich heißer als am Samstag und dadurch hatte ich Probleme mit dem Vorderreifen", so der Yamaha-Mann. 27 Grad Außentemperatur und 32 Grad am Asphalt wurden im Rennen gemessen. "Dadurch war ich mit der linken Reifenflanke völlig am Limit. Ich konnte nicht mehr machen."

Das MotoGP-Feld war sich bei der Wahl des Vorderreifens einig, Foto: LAT Images
Das MotoGP-Feld war sich bei der Wahl des Vorderreifens einig, Foto: LAT Images

In der Folge setzte Quartararo zu kritischen Worten gegenüber MotoGP-Reifenlieferant Michelin an: "Es war dieses Mal keine Frage des Reifendrucks, sondern eine Frage der Reifenmischung. Sie war einfach zu weich. Glücklicherweise war das gesamte Kontingent in diesem Jahr auf der linken Flanke um eine Stufe härter. Die Reifen die Michelin hierher bringt, sind aber trotzdem viel zu weich. Die Temperaturen hier in Valencia werden immer höher. Dafür sind die Reifen einfach zu weich, auch wenn wir schon die härteste zur Verfügung stehende Mischung nutzen." Wie alle seiner 23 MotoGP-Kollegen setzte auch Quartararo im Rennen auf den Hard am Vorderrad.

Quartararo ist also seinen MotoGP-Titel wieder los. "Wenn du den Titel so verlierst, ist es natürlich hart, vor allem direkt nach dem Rennen", gab 'El Diablo', der Bagnaia direkt nach der Zielflagge und auch im Parc ferme gratulierte, offen zu. "Immerhin bin ich ein Kämpfer und ein Siegertyp. Ich will gewinnen. Aber jetzt ist es vorbei. Ich muss dieses Kapitel abschließen. Am Dienstag (offizielle MotoGP-Testfahrten in Valencia, Anm.) beginnt ein neues und darauf freue ich mich schon sehr." Die Niederlage im Finale will er nun als Motivationssprite nutzen: "Man muss immer das Positive sehen. Momentan sind 99 Prozent meiner Gedanken negativ, aber das eine positive Prozent ist die Tatsache, dass mich diese Niederlage antreiben wird, in den nächsten gut vier Monaten noch härter zu trainieren und mich noch besser auf 2023 vorzubereiten."