Jahrelang gehörte Marcel Schrötter zum Inventar der Moto2. Seit 2012 fuhr er durchgehend in der höchsten Nachwuchsklasse. Nach dem Saisonfinale in Valencia 2022 verabschiedet sich der Bayer nun nach 181 Rennen von der Moto2 und seinem langjährigen Team Intact GP in Richtung der Supersport-WM. Zum Schluss gelang Schrötter nach einer schwierigen zweiten Saisonhälfte noch einmal der Sprung in die Top 10.
Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com zeigte sich Schrötter emotional und dennoch nicht ganz zufrieden mit seinem zehnten Platz: "Es ging heute Morgen schon los, da merkt man, dass das letzte Rennen immer näher kommt. Man denkt: 'Einmal noch und dann ist es vorbei'. Es bedeutet einfach viel mehr, auch wegen des Außenrums. Ich war ja so lange in diesem Team. Jetzt haben wir heute noch einmal ein ordentliches Ergebnis eingefahren. Das ist schön, auch wenn ich nicht ganz zufrieden bin. Es war einfach Schade nicht eingreifen zu können, obwohl die anderen unmittelbar vor mir waren."
Schrötter haderte, denn zuletzt gab es Hoffnung auf eine Trendwende: "Wir hatten dieses Jahr in der zweiten Saisonhälfte Probleme. Ich habe mich nicht wohlgefühlt, besonders im Rennen. Letzte Woche in Malaysia habe ich mich dann aber wieder wirklich gut gefühlt und dann gehen auch wieder gewisse Ergebnisse. Das hat heute leider wieder ein bisschen gefehlt, deswegen die Enttäuschung. Es sind auch viele ausgefallen, das ist typisch für Valencia. Deswegen war das Motto sitzen zu bleiben. Ein einstelliges Ergebnis wäre trotzdem schöner gewesen."
Der Umstand des letzten Rennens spielte wohl im Hinterkopf eine Rolle, aber Schrötter wollte sich anständig verabschieden: "Es war wichtig ins Ziel zu kommen. Es ist einfach viel schöner es so zu Ende zu bringen, als vom Kiesbett zu Fuß zurückzulaufen. Das hat vielleicht bei ein paar Prozent auch eine Rolle gespielt." Simone Corsi und Cameron Beaubier beispielsweise kamen bei ihren finalen Rennen in der Moto2 nicht ins Ziel.
Schrötter: Einiges erreicht, Podium am Sachsenring das Highlight
Trotz der durchwachsenen zweiten Saisonhälfte 2022 blickt Schrötter durchaus zufrieden zurück auf seine Moto2-Karriere, auch wenn ein Makel bleiben wird: "Es sind Emotionen dabei, aber ich glaube so richtig bewusst wird es mir erst, wenn ich zuhause bin. Es waren schöne Jahre dabei und gute Ergebnisse. Das Team hat mir sehr geholfen meine ersten Podestplätze und Pole-Positionen einzufahren. Leider hat der Sieg gefehlt, darüber werde ich natürlich für immer etwas traurig sein. Trotz alledem ich war auf dem Podest und das nicht nur einmal. Ich hatte gute Ergebnisse. Wir haben etwas erreicht. Sich als Deutscher so lange in der WM zu halten ist auch nicht einfach. Wir sehen ja wie viele Leute da sind und dann aber auch schnell wieder weg sind. Allein das ist auch ein kleiner Erfolg."
Letzterer Punkt war für Schrötter Fluch und Segen zugleich. Daher ist die Frage nach seinem Karrierehighlight schnell beantwortet: "Das Podium am Sachsenring war etwas Besonderes, auch wenn es der Dritte Platz war und wir nicht ganz oben gestanden sind. Es liegt dort so viel Druck auf einem Fahrer, der dann das ganze Land und den Sachsenring vertreten soll. Da sind die Fans verrückt, was aber auch eine Mega-Unterstützung ist. Das habe ich immer gespürt und das auch schon vor vielen Jahren, als ein Podium für mich noch nicht in Reichweite war. Dort auf dem Podium zu stehen war etwas ganz Besonderes, denn man hat das Gefühl, den Fans etwas zurückzugeben."
Ob Schrötter noch einmal solche Jubelstürme erleben wird, wie bei seinem Podestbesuch 2019 ist fraglich. 2023 geht er in der wesentlich weniger prominenten Supersport-WM an den Start. Schluss sein soll für Schrötter trotzdem noch lange nicht und so fällt vielleicht auch der Abschied ein bisschen leichter: "Es ist ja auch nicht so, dass alles vorbei ist. Es geht jetzt in eine neue Meisterschaft für mich. Ich habe das Gefühl, dass ich noch viele Jahre Rennfahrer-Power in mir habe."
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