Francesco Bagnaia ist MotoGP-Weltmeister 2022! Nach zwischenzeitlich 91 Punkten Rückstand auf WM-Leader Fabio Quartararo fixierte der Ducati-Pilot im letzten Saisonrennen in Valencia seinen ersten Titel in der Königsklasse. Motorsport-Magazin.com blickt auf seine einzigartige Saison zurück.
Winter-Testfahrten: Seine erste MotoGP-Saison im Ducati-Werksteam beendete Bagnaia auf beeindruckende Art und Weise mit vier Siegen und fünf Pole-Positions aus den letzten sechs Grand Prix. Kombiniert mit starken Ergebnissen in den Winter-Testfahrten in Jerez, Sepang und Mandalika machte ihn das zum absoluten Topfavoriten auf den WM-Titel 2022.
Katar-GP: Diesen hohen Erwartungen wird Bagnaia in Katar allerdings nicht gerecht, der Saisonstart verläuft enttäuschend. Der Italiener hat - wie sämtliche Markenkollegen - mit der neuen GP-22 zu kämpfen und hat im ersten Lauf der Saison nichts mit den vorderen Plätzen zu tun. Abgerundet wird ein schwaches Wochenende durch eine Kollision mit Jorge Martin, die zum Ausfall beider Ducati-Piloten führt.
Indonesien-GP: Zwei Wochen später folgt sofort der nächste Rückschlag: Nach Startplatz sechs im Qualifying kommt Bagnaia im Rennen überhaupt nicht mit den schwierigen Bedingungen zurecht - heftige Regenfälle sorgten in Mandalika für eine lange Startverzögerung - und wird lediglich 15. Immerhin: Der Italiener hat seinen ersten WM-Punkt im Jahr 2022 gesammelt.
Argentinien-GP: Die MotoGP-Rückkehr nach Argentinien verläuft chaotisch. Ein Defekt an einem der fünf Fracht-Flugzeuge der Königsklasse sorgt für einen kompletten Ausfall des Trainingsfreitags. Dabei bräuchte Bagnaia eigentlich jede Minute auf der Strecke, um sich besser an die GP-22 zu gewöhnen. Im Qualifying scheitert er bereits in Q1, im Rennen kann er sich immerhin noch auf Platz 5 nach vorne arbeiten.
Amerika-GP: In den USA sieht es zunächst nach Trendwende aus, im Qualifying erreicht Bagnaia den dritten Startplatz nur knapp eine Zehntel hinter Polesitter Jorge Martin. Im Rennen kann er allerdings nicht mit der Spitze mithalten, erneut steht Platz 5 zu Buche.
Portugal-GP: Pünktlich zur Rückkehr nach Europa kommt Bagnaia langsam ins Rollen. Nach einem Sturz inklusive Verletzung der rechten Schulter auf auftrocknender Strecke im Qualifying, kämpft sich Bagnaia vom letzten Startplatz noch bis auf P8 nach vorne. Weil Quartararo zeitgleich aber seinen ersten Saisonsieg feiern kann, liegt Bagnaia bereits 38 Punkte hinter dem WM-Leader.
Spanien-GP: Eine Woche später schlägt Bagnaia eindrucksvoll zurück und bejubelt in Jerez nicht nur die erste Pole Position des Jahres, sondern auch den ersten Sieg im Jahr 2022. Die GP-22 ist endlich verstanden und Bagnaia in der Saison angekommen.
Frankreich-GP: In Le Mans will Bagnaia weitere Punkte gutmachen und liegt lange Zeit auf Siegkurs, muss wenige Runden vor Schluss allerdings Markenkollege Enea Bastianini passieren lassen. Beim Versuch zu kontern, übertreibt es der Ducati-Werkspilot jedoch und stürzt in der Schlusskurve auf Platz zwei liegend. Statt 8 weitere Punkte auf Quartararo gutzumachen, vergrößert sich sein Rückstand um 13 Zähler.
Italien-GP: Auf heimischem Boden steht Bagnaia deshalb schon ordentlich unter Druck. In Mugello muss er eigentlich gewinnen, um seine Chancen auf den WM-Titel am Leben zu halten - und genau das tut der Italiener auch. Bagnaia kämpft sich von Startplatz 5 schnell an die Spitze und gibt sie bis zum Schluss nicht mehr ab. Weil Quartararo die Ziellinie allerdings auf P2 überquert, kann er nur 5 Zähler gutmachen.
Katalonien-GP: Das MotoGP-Rennen in Barcelona endet für Bagnaia im Desaster: Schon in der ersten Kurve werden Alex Rins und er von Takaaki Nakagami aus dem Grand Prix torpediert - null Punkte! Zu allem Überfluss gewinnt Quartararo auch noch, wodurch der Franzose in der Weltmeisterschaft schon 66 Zähler vorne liegt.
Deutschland-GP: In Deutschland ist Bagnaia folglich erneut zum Siegen verdammt und schafft sich mit der Pole Position im Qualifying eine gute Ausgangslage. In Rennen verliert er allerdings schon auf den ersten Metern die Führung an Quartararo - und wenig später auch seine Nerven. Bagnaia stürzt, Quartararo gewinnt. Zur Saisonhalbzeit liegt der Italiener aussichtslose 91 Punkte zurück!
Dutch TT: Vermeintlich aus dem WM-Kampf ausgeschieden kann Bagnaia in den Niederlanden befreit auffahren und gewinnt sofort wieder. Zusätzlich leistet sich Quartararo seinen ersten Bock, er crasht beim Versuch, Aleix Espargaro zu überholen. Der Franzose bleibt erstmals punktlos, wodurch Bagnaia wieder auf 66 Zähler Rückstand verkleinern kann.
Sommerpause: Weil der Finnland-GP auch 2022 nicht stattfinden kann, erwartet Bagnaia eine fünfwöchige Sommerpause, um sich von der nervenaufreibenden ersten Saisonhälfte zu erholen. Das misslingt jedoch: Anfang Juli ist der Ducati-Star auf Ibiza an einem Autounfall beteiligt. Ein durch die Polizei durchgeführter Alkoholtest ergab 0,87 Milligram/Liter. Erlaubt sich in Spanien eigentlich nur 0,25.
Großbritannien-GP: Bagnaia lässt sich von seinem Missgeschick allerdings nicht aus der Ruhe bringen und nimmt den Schwung aus den Niederlanden auch auf die britische Insel mit. Ein zunächst schwieriges Wochenende endet - auch dank der Hilfe von Casey Stoner - mit dem zweiten Sieg in Serie. Da Quartararo nach einer Longlap-Penalty nicht über P8 hinauskommt, verkürzt Bagnaia auf 49 Punkte Rückstand.
Österreich-GP: Auf dem Red Bull Ring - Ducatis Paradestrecke - folgt wenig überraschend gleich der nächste Saisonsieg. Da Quartararo allerdings auf Platz 2 ins Ziel kommt, kann Bagnaia den Rückstand im WM-Kampf nur um 5 Punkte auf 44 Zähler verkleinern.
San-Marino-GP: Trotzdem liegt das Momentum nun eindeutig auf Seiten des Ducati-Piloten. Auf heimischem Boden in Misano gelingt Bagnaia der vierte Sieg in Folge - auch wenn er sich bis zur letzten Kurve in einem packenden Duell gegen Markenkollege Bastianini behaupten musste. Da Quartararo nur Fünfter wird, verkürzt Bagnaia auf 30 Punkte Rückstand.
Aragon-GP: Weil Quartararo nach einer Kollision mit Marc Marquez bereits in der ersten Runde ausscheidet, bietet sich Bagnaia in Aragon die große Chance, viel Boden gutzumachen. Langezeit sieht alles nach dem fünften Sieg in Serie aus, in der letzten Runde muss er allerdings Bastianini passieren lassen. Somit verliert Bagnaia zwar 5 Punkte, verkürzt den Rückstand auf Quartararo aber trotzdem auf nur noch 10 Zähler.
Japan-GP: Nach den Höhen der letzten Wochen wurde Bagnaia in Motegi knallhart auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. In einem verregneten Qualifying kam er überhaupt nicht ins Rollen und qualifizierte sich nur auf Startplatz 12 mit mehr als zwei Sekunden Rückstand auf die Pole-Zeit. Auch im Rennen wurde es nicht besser, Bagnaia kämpfte mit Beschleunigungsproblemen und überhitztem Vorderreifen. Erst in der Schlussphase machte er Boden gut, stürzte allerdings beim Versuch, Quartararo für P8 zu überholen. Der Franzose distanzierte sich dadurch wieder auf 18 Punkte.
Thailand-GP: Die nächste Wende im WM-Kampf folgte in Thailand. Auch dank der Hilfe von Teamkollege Jack Miller überkam Bagnaia seine Furcht vor dem Regen und fuhr in Buriram auf nasser Strecke in die Top 3, während Quartararo als 17. punktlos blieb. Der Japan-Patzer war vergessen und Bagnaia bis auf zwei Zähler am Franzosen dran.
Australien-GP: Eine Woche später übernahm Bagnaia dann erstmals im Jahr 2022 die WM-Führung, weil Quartararo auf Phillip Island stürzte. Der Ducati-Pilot wurde letztlich zwar nur Dritter, nachdem er das Rennen zuvor noch bis in die letzte Runde angeführt hatte, erarbeitete sich für Malaysia aber einen ersten Matchball.
Malaysia-GP: In Sepang erlebt Bagnaia eine Wochenende mit Aufs und Abs. Er startet, sich selbst unter großen Druck setzend, schlecht, stürzt mehrfach und muss durch Q1. Letztlich qualifiziert er sich nur auf P9, steht aber dennoch vor seinen WM-Rivalen. Im Rennen schießt er dank eines Megastarts sofort auf P2 nach vorne, wenig später übernimmt er nach einem Sturz von Martin die Führung. Diese behauptet er gehen Bastianini und gewinnt, verpasst aber den vorzeitigen Titelgewinn, weil Quartararo Dritter wird. Das heißt allerdings auch: Bagnaia geht mit 23 Punkten Vorsprung ins Finale, er hat neuneinhalb Finger an der Trophäe.
Valencia-GP: Im letzten Rennen der Saison reicht Bagnaia ein 14. Platz zum Titelgewinn. Nach schwierigem Auftakt, der in Startplatz acht mündet, fährt der Italiener ein kontrolliertes Renen und geht kein Risiko. Das Ziel erreicht er auf P9 und ist erstmals Weltmeister! Zudem ist Bagnaia erster Ducati-Champion seit Casey Stoner 2007 und erster italienischer Champion seit Valentino Rossi 2009.
diese MotoGP Bilderserie