Seit Marc Marquez wieder von seiner Schulter-OP zurückgekehrt ist, hat er den öffentlichen Druck von Hondas Schultern in deren wohl schlechtester MotoGP-Saison etwas nehmen können. Mit einer Pole-Position in Japan und dem zweiten Platz in Phillip Island gelangen dem sechsfachen Champion zumindest Achtungserfolge. Diese Erfolge kamen jedoch auch unter besonderen Bedingungen zustande. Die Pole wurde im Nassen eingefahren, und in Australien setzte Marquez auf einen riskanten Reifenpoker, von dem ihm sein Team abgeraten hatte.

Am Freitag in Sepang erläuterte Marquez nun, wo das Problem der Honda liegt: "Eines der wichtigsten Dinge, die wir verstehen müssen - neben dem, dass wir natürlich immer mehr Drehmoment und mehr Leistung wollen - ist das Handling. Es fühlt sich nicht agil an, es ist wie ein sehr schweres Motorrad. Das müssen wir verstehen und das will ich verbessern. Wenn es so ist wie jetzt können wir das auf Rennstrecken mit wenig Richtungswechseln und Bremspunkten, wie Phillip Island oder Katar, noch irgendwie managen, aber sobald wir hart bremsen müssen, dann habe ich echt Probleme mit dem Winkel. Wie es da den anderen Honda-Fahrern geht, weiß ich allerdings nicht." Ein Blick auf die Zeitentabellen und Ergebnisse der letzten Rennen macht jedoch deutlich: Marquez ist trotz seiner Probleme der mit Abstand schnellste Honda-Pilot.

Seit Februar kaum neue Teile an der Honda

Auch im ersten Training in Malaysia konnte Marquez mit Platz 3 durchaus überzeugen, doch für den 29-Jährigen ist die Zeitentabelle ein Trugschluss: "Ich hatte auf Phillip Island zwar ein gutes Rennen, aber das Motorrad war viel zu unruhig. Es gibt einige Dinge, die es sehr schwer zu fahren machen. Wir sind heute zwar auf Platz 3, aber das war nicht wirklich aussagekräftig. In Sachen Rennpace sind wir wohl eher um Platz 10 herum."

Angesichts des Alarmismus des Starpiloten könnte angenommen werden, dass Honda ein Update nach dem anderen an die RC213V schraubt. Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com widersprach Marquez dem allerdings, denn seit dem Februar-Test in Sepang habe sich nicht viel getan: "Es ist mehr oder minder dasselbe Bike, nur an der Aerodynamik hat sich etwas verändert und jetzt gibt es auch einen neuen Schwingarm. Letzterer macht aber keinen großen Unterschied. Zum Beispiel in Thailand war ich schnellster in FP1 und das war mit dem alten Modell. Es ist nur ein kleiner Unterschied."

Ducati als Vorbild für Marquez: Bike muss unter allen Bedingungen schnell sein

Der Grund für den Teilemangel ist klar, denn für eine Weiterentwicklung muss erst einmal die richtige Entwicklungsrichtung ausgemacht werden. Der Spanier nimmt sich hierfür den aktuellen Branchenprimus zum Vorbild: "Sobald man mit diesem Bike wenig Grip hat, was früher meine große Stärke war, geht nichts mehr voran. Wir brauchen ein Bike, dass unter allen Bedingungen konstant ist. Ducati hatte diese Probleme früher auch. Sie waren auf manchen Strecken schnell und hatten auf anderen Probleme. Jetzt sind sie überall gut. Wie müssen diesen Kompromiss auch finden. Honda arbeitet sehr hart daran."

Und auch Marquez selbst will weiter daran arbeiten. Für ein konkurrenzfähigeres Paket 2023 nimmt er auch Einschränkungen in Kauf: "Auch morgen werde ich wieder etwas ausprobieren, also kann es sein, dass wir vielleicht ein paar Positionen dafür opfern müssen." Es könnte also nach 2020 erneut eine sieglose Saison für den MotoGP-Giganten Honda geben.