Seit Pol Espargaros drittem Platz beim MotoGP-Saisonauftakt 2022 in Katar wartete Honda vergeblich auf eine Podiumsplatzierung. 16 Rennen dauerte die Durststrecke. So lange musste der erfolgreichste Hersteller in der Geschichte der Königsklasse überhaupt noch nie auf ein Top-Drei-Ergebnis warten.

Am Sonntag wurde Honda auf Phillip Island von Marc Marquez mit dessen erster Podiumsplatzierung 2022 erlöst. Er fuhr ein bärenstarkes Rennen und landete schließlich auf dem zweiten Rang, nur 0,186 Sekunden hinter Sieger Alex Rins. Marquez war damit nicht nur einziger Honda-Fahrer unter den ersten Zehn. Viel bemerkenswerter: Während alle anderen Piloten in den Top-Ten auf den harten Hinterreifen setzten, entschied sich Marquez für das andere Ende des Spektrums und ging mit dem Soft ins Rennen.

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Eine riskante Entscheidung auf dem durch die vielen schnellen Kurven traditionell als Reifenfresser bekannten Kurs von Phillip Island. Und eine Entscheidung, von dem Marquez' Team dringend abgeraten hatte. "Den weichen Hinterreifen zu wählen war meine Entscheidung. Sie waren dagegen", verriet der Spanier nach dem Rennen. "Ich habe ihnen aber gesagt, dass ich gamblen will und die Verantwortung dafür übernehme. Sie haben mir mitgeteilt, dass ich der einzige Fahrer im Feld mit dem Soft sein werde, aber das war mir egal."

Und der Erfolg gab Marquez recht. "Das war der einzige Weg, um heute mit der Honda konkurrenzfähig zu sein. Ich weiß genau, welche Probleme wir ansonsten gehabt hätten", analysierte Marquez, ohne diese Probleme konkret benennen zu wollen. "Mit dem harten Hinterreifen hätte ich keine Chance gehabt. Ich bin aber schon vor dem Rennen davon ausgegangen, dass die Pace relativ langsam sein wird und ich somit diese Wahl treffen kann. Es war ein Risiko, aber die richtige Wahl."

Marc Marquez: Erlösenden Sieg knapp verpasst

Hondas Podiumsperre ist also vorüber, auf einen Sieg wartet man aber weiterhin vergeblich. Und das bereits seit fast einem Jahr. Marquez' Sieg im Grand Prix der Emilia-Romagna am 24. Oktober 2021 war der bislang letzte volle Erfolg in der MotoGP für den größten Motorradbauer der Welt. Marquez war am Sonntag nicht weit davon entfernt, auch diese Negativserie zu beenden.

Marquez kämpfte im Finale gegen Rins und Bagnaia um den Sieg, Foto: MotoGP.com
Marquez kämpfte im Finale gegen Rins und Bagnaia um den Sieg, Foto: MotoGP.com

Doch eine Attacke auf den späteren Rennsieger Alex Rins in der letzten Runde blieb aus. "Unser Motorrad verzögert beim Anbremsen auf der Gerade nicht gut. Wenn du dann vor Turn 4 einen Wackler hast, so wie es meinem Bruder heute passiert ist (Alex Marquez krachte an dieser Stelle in Jack Miller, beendete das Rennen beider Fahrer und kassierte eine Longlap-Penalty für Sepang, Anm.), kannst du das nicht mehr korrigieren. Das wäre zu riskant gewesen." Eine letzte Chance hätte sich für Marquez in Kurve zehn ergeben, doch auch ein Manöver dort wäre brisant gewesen. "Du kannst dort natürlich reinhalten, aber so wie Alex sich verteidigt hat, hätte Pecco das Rennen gewonnen. Da bin ich mir sicher."