Ducati reiste mit einem MotoGP-Doppelsieg aus Misano ab. Das Rennen zum Grand Prix von San Marino hätte aber auch ein ganz anderes Ende finden können. Denn in der letzten Runde versuchte Enea Bastianini alles, um Spitzenreiter Francesco Bagnaia noch abzufangen. In Turn 4 hätte Bastianinis Angriff fast in Tränen geendet, als er beim Anbremsen etwas die Kontrolle über seine Desmosedici GP21 verlor und beinahe gegen das Hinterrad von Bagnaia gekracht wäre.

Schlussendlich setzte sich Bagnaia 34 Tausendstelsekunden vor Bastianini durch und Ducati durfte feiern. Die einzig verbliebene WM-Hoffnung der Italiener hatte gewonnen und mit seinem vierten Sieg in Serie den Rückstand auf Fabio Quartararo in der Weltmeisterschaft um weitere 14 Punkte auf nun nur noch 30 Zähler verkürzt.

Aufgrund der turbulenten Schlussphase herrschte im Ducati-Lager aber dennoch nicht grenzenlose Jubelstimmung. "Wenn zwei Fahrer nicht gut zusammenarbeiten, dann kann ich nur halbzufrieden sein", sagte CEO Claudio Domenicali gegenüber 'Sky Sport Italia'. "Wir haben mit allen unseren Piloten gesprochen und sie wissen, dass sie untereinander nicht zu aggressiv sein dürfen. Enea hat sich gut verhalten, aber in der letzten Runde hätte er sich beim Anbremsen (von Kurve 4, Anm.) zurückhalten sollen. Er hat zu viel riskiert und das gefällt uns nicht. Natürlich ist das die Natur eines Rennfahrers, aber im Hintergrund arbeiten 150 Menschen für sie. Ein Unternehmen steht hinter ihnen. Du musst als Fahrer versuchen, im Sinne des Teams zu arbeiten. Auf der Strecke soll der Beste gewinnen, aber ohne irgendwelche Dummheiten."

Den Begriff der Stallorder vermeidet Ducati aktuell noch. Domenicalis Aussagen deuten aber daraufhin, dass es in den letzten sechs Saisonrennen zu einer solchen kommen könnte. "Sonst werden wir wieder dafür kritisiert, dass wir die Fahrerweltmeisterschaft nicht gewonnen haben", ist der Firmenchef überzeugt.

Domenicali feierte in Misano mit Bagnaia und der Teamführung, Foto: Ducati
Domenicali feierte in Misano mit Bagnaia und der Teamführung, Foto: Ducati

Ducatis gescheiterte Teamorder

Mit Stallregie im MotoGP-Titelkampf hat Ducati bereits Erfahrung, allerdings keine positive. 2017 kämpfte Andrea Dovizioso im letzten Saisonrennen gegen Marc Marquez um die WM-Krone. Dovizioso hing aber hinter Teamkollege Jorge Lorenzo fest, der mit der mittlerweile legendären Nachricht 'Mapping 8' mehrfach darauf hingewiesen wurde, Dovizioso überholen zu lassen. Lorenzo ignorierte die Anweisungen konsequent und stürzte schließlich aus dem Rennen. Doviziosos damit beginnende Aufholjagd endete wenige Kurven später ebenfalls im Kies.