Nach einem etwas holprigen Start in die Saison drehte Fabio Quartararo richtig auf, als die MotoGP auf ihren Kernkontinent Europa zurückkehrte. Zwischen Portimao und dem Sachsenring gewann der Titelverteidiger drei von sechs Rennen und holt 128 von 150 möglichen Punkten. Seine Rivalen kämpften unterdessen mit unterschiedlichen Problemen. Francesco Bagnaia war schnell, schied aber zu oft aus. Aleix Espargaro war konstant, landete aber nur in Argentinien auf einem der ersten beiden Plätze und sammelte so nie die ganz großen Punkte.

Quartararo schien mit seiner Mischung aus Konstanz und purem Speed kaum zu knacken. Doch in den jüngsten beiden MotoGP-Rennen hat sich das Blatt gewendet. In Assen leistete sich der Yamaha-Star seinen ersten groben Schnitzer in diesem Jahr, als er bei der Attacke auf Aleix Espargaro stürzte und damit nicht nur seine Dutch TT ruinierte, sondern auch noch eine Strafe für Silverstone ausfasste. Diese machte ihm auch den Großbritannien-GP schwer. Zwar verlor Quartararo in der Longlap nur rund 1,6 Sekunden, hing dann aber im Feld fest und kämpfte wie so oft mit der Überholschwäche seiner M1.

Espargaro konnte so in den letzten beiden Rennen zwölf Punkte auf Quartararo gutmachen und liegt nur noch 22 Zähler zurück, Bagnaia verkürzte seinen Rückstand sogar um satte 42 Punkte - von 91 auf 49. "Wir haben praktisch zwei Rennen verloren", musste sich Quartararo nach Silverstone eingestehen. "Pecco ist jetzt definitiv wieder stärker im Kampf um den WM-Titel. Daran müssen wir uns gewöhnen, denn Ducati hat viel mehr Motorräder im Feld und sammelt somit immer mehr Erfahrung."

Ducati stellt 2022 mit acht Maschinen ja ein Drittel des gesamten Feldes. Fünf der acht Bikes sind Maschinen der aktuellen Konfiguration. Mit der GP22, die sich deutlich von ihrer Vorgängerin unterscheidet, hatte vor allem Bagnaia zu Saisonbeginn Probleme. Mittlerweile sind er und seine Ducati aber ein eingespieltes Team. Der Italiener war in jedem der letzten sieben Rennen siegfähig, ließ durch Eigenfehler oder unverschuldete Ausfälle aber viele Punkte liegen.

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"In den letzten beiden Rennen habe ich natürlich viele Punkte gutgemacht, aber ich will eigentlich noch nicht an die Weltmeisterschaft denken", so Bagnaia. "Ich will einfach immer konkurrenzfähig sein und Rennen gewinnen. Ich hatte auch Glück, dass Fabio in Assen diesen Fehler gemacht und dafür hier die Longlap-Penalty bekommen hat. Ansonsten wäre er sicherlich immer vorne mit dabei gewesen. Wir haben das gut genützt, aber ich will weiterhin von Rennen zu Rennen denken."

MotoGP reist an Ducatis Paradestrecke

Nächster Halt in der MotoGP-Saison 2022 ist Österreich. Von den bislang acht MotoGP-Rennen in Spielberg konnte Ducati sechs gewinnen. Nur in einem turbulenten Rennen inklusive Abbruch 2020 und dem Flag-to-Flag-Chaos vom Vorjahr musste man sich KTM geschlagen geben. Yamaha hingegen schaffte es am Red-Bull-Ring erst drei Mal auf das Podium. Dritte Plätze waren bislang das höchste der Gefühle.

Aleix Espargaro und Aprilia hatten in Österreich noch nie etwas mit den Spitzenrängen zu tun. Sie haben sich aber natürlich zur Saison 2022 massiv gesteigert. "Die Aprilia funktioniert diese Saison eigentlich auf fast jeder Strecke", gibt sich Espargaro zuversichtlich. "Die Strecke in Österreich liegt aber natürlich Ducati, weil sie den stärksten Motor haben. Sie dort zu schlagen wird schwierig. In dieser Meisterschaft ist aber alles möglich und wenn sich Ducati weiter steigert und auch Maverick [Vinales, Anm.] vorne mitfährt, dann steigt der Druck auf Fabio weiter."

Acht Rennen sind in der MotoGP-Saison 2022 noch zu fahren. Maximal 200 Punkte gibt es zu holen. Jede Menge Platz also für weitere dramatische Wendungen im Titelkampf der Königsklasse.