Die MotoGP-Saison 2020 brachte für Franco Morbidelli den großen Durchbruch in der Königsklasse. Von den nur 14 Rennen im ersten Corona-Jahr gewann er in Diensten von Petronas Yamaha drei, stand zwei weitere Male auf dem Podium und wurde so Vizeweltmeister.

Im Folgejahr wurde er von einer hartnäckigen Knieverletzung geplagt, durch die er sogar fünf Rennen verpasste. Aufgrund des Abgangs von Maverick Vinales durfte sich Morbidelli dennoch über die Beförderung ins Yamaha-Werksteam freuen. Im Winter 2021/22 konnte der Italiener seine Knieverletzung auskurieren und schien damit gerüstet, in der neuen Saison wieder an alte Erfolge anzuschließen.

2020 in Valencia feierte Morbidelli seinen bislang letzten Sieg, Foto: MotoGP.com
2020 in Valencia feierte Morbidelli seinen bislang letzten Sieg, Foto: MotoGP.com

Doch daraus wurde nichts. Während Teamkollege Fabio Quartararo auf Kurs Richtung MotoGP-Titelverteidigung liegt, ist Morbidelli stets nur im hinteren Teil des Feldes zu finden. Nach elf Saisonrennen hält er bei nur 25 WM-Punkten, was den enttäuschenden 19. Gesamtrang bedeutet.

Dabei kann Morbidelli regelmäßig mit starker Renn-Pace glänzen. "Da bin ich nicht schlecht", bestätigt er. "Ich liege oft nur eine Zehntelsekunde hinter Fabio, wenn die Reifen am Rennende abbauen. Mit neuen Reifen geht die Schere aber weit auseinander. Da wird dann aus einer Zehntelsekunde plötzlich eine Sekunde."

Mit Teamkollege Quartararo konnte Morbidelli nur im Regen von Indonesien mithalten, Foto: LAT Images
Mit Teamkollege Quartararo konnte Morbidelli nur im Regen von Indonesien mithalten, Foto: LAT Images

Genau hier liegt die Krux: Morbidelli kann mit neuen Reifen nicht die volle Performance von Pneus und Motorrad abrufen. Dadurch gelingen ihm im Qualifying keine schnellen Rundenzeiten, was schlechte Startplätze bedeutet. Mit der leistungsschwachen Yamaha bereits der Anfang vom Ende. "Mit neuen Reifen habe ich gewaltige Probleme", gesteht Morbidelli. "Das ist extrem schade, denn wenn du in dieser Klasse nicht weit vorne startest, dann kannst du im Rennen deine Pace nicht ausspielen, auch wenn sie gut ist. Vor allem, weil es mit unserem Motorrad sehr schwer ist, zu überholen."

2022er-Yamaha macht Morbidelli Sorgen

Das Problem ist also bekannt, die Lösung allerdings schwierig. "Ich weiß grundsätzlich ja, wie man mit neuen Reifen umgeht. Nur nicht mit diesem Motorrad", seufzt Morbidelli. "Mit dem 2019er-Bike (dieses fuhr Morbidelli auch in seiner starken Saison 2020, Anm.) war das Gefühl beispielsweise vollkommen anders." Im Yamaha-Lager versucht man alles, um mit Morbidelli wieder einen zweiten Fahrer neben Quartararo an die Spitze zu bringen. "Wir arbeiten hart daran, Franco wieder in seiner Form von 2020 zu sehen. Wir werden nicht aufgeben, bis er wieder vorne ist", so Teamchef Massimo Meregalli.

"Wir sind von Francos Potential überzeugt und suchen nach Lösungen für ihn. Seine Pace im Training verbessert sich. Was fehlt ist das Qualifying. Er fühlt zu viel Grip und kann nicht einlenken. Mit besserer Startposition wird sein Rennen auch besser sein", zeigt sich Meregalli zuversichtlich. "Das 2022er-Bike hat eine andere Charakteristik als das 2020er-Bike. Das ist sein Problem und das müssen wir ihm klarmachen. Wir arbeiten daran, dass er damit zurechtkommt."

Auch Morbidelli selbst gibt sich kämpferisch: "Ich lasse mich von solchen Sachen nicht fertigmachen. Ich werde weiterhin meinen Job erledigen und nicht aufhören, bis ich wieder siegen kann. Es ist aber natürlich frustrierend, wenn du in der zweitwichtigsten Session des Rennwochenendes im Nirgendwo bist und dir somit für die wichtigste Session eine extrem schwierige Aufgabe schaffst. Das ist hart." Übrigens: Franco Morbidellis Vertrag bei Yamaha läuft Ende 2023 aus. Superbike-Weltmeister Toprak Razgatlioglu könnte ihm dann seinen Platz streitig machen.