"Ich bin hier und habe einen Vertrag für ein Factory-Bike unterschrieben. Mein Ziel ist deshalb, die Weltmeisterschaft zu gewinnen." Mit diesen Worten meldete sich Andrea Dovizioso im Herbst 2021 zurück, als er nach einer knapp einjährigen Rennpause in Misano sein MotoGP-Comeback gab. Der Umstieg auf Yamaha nach acht Jahren Ducati stellte sich aber als harte Nuss für Dovizioso raus.

Seit seiner Rückkehr in die Startaufstellung hat der mittlerweile 36-Jährige in saisonübergreifend zwölf Rennen nur 20 Punkte geholt. Aktuell liegt er auf Rang 20 der MotoGP-Gesamtwertung. Nur die Rookies Darryn Binder, Fabio Di Giannantonio, Remy Gardner und Raul Fernandez schnitten bislang schlechter ab als Dovizioso.

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Eine Enttäuschung - nicht nur für Dovizioso selbst. Auch sein RNF Racing Team hatte sich vom dreifachen MotoGP-Vizeweltmeister natürlich mehr erhofft. "Wir dachten, dass wir mit Dovi einen erfahrenen Piloten bekommen, der das Motorrad weiterentwickeln kann", meint Teamchef Razlan Razali gegenüber 'GPone'. "Im Nachhinein betrachtet war er aber vielleicht nicht für uns die beste Wahl, sondern für Yamaha. Weil er die M1 mit der Ducati vergleichen kann."

Tatsächlich gilt Dovizioso als einer der feinfühligsten Fahrer der MotoGP. Auch durch seine analytische Arbeitsweise schaffte es Ducati nach einer jahrelangen Krise wieder zurück ins Spitzenfeld der Königsklasse. Genau diesen Charakterzug sieht Razali aber aktuell als Hindernis für Dovizioso und vergleicht ihn dahingehend mit Valentino Rossi. Der MotoGP-Superstar bestritt seine letzte Saison ja ebenfalls bei Razali und kam über WM-Rang 18 nicht hinaus.

Valentino Rossis letzte MotoGP-Saison wurde zum Debakel, Foto: LAT Images
Valentino Rossis letzte MotoGP-Saison wurde zum Debakel, Foto: LAT Images

"Ich sehe gewisse Parallelen zwischen Dovi und Valentino im Vorjahr", so Razali, der damals noch das RNF-Vorgängerteam Petronas SRT managte. "Beide wollen nicht einfach nur Fahrer sein, sondern auch Ingenieure. Dabei vergessen sie aber, Fahrer zu sein und das Bike so zu fahren, wie es ist. Junge Piloten fahren einfach, weil sie keine Referenz haben. Bei Routiniers ist das anders. Vale und Dovi sind sehr analytisch, sehr sensibel, aber sie vergessen manchmal aufs Fahren."

Dovizioso antwortet auf Razali-Kritik

Andrea Dovizioso wurde in Le Mans auf Razalis Kritik angesprochen. Und antwortete seinerseits mit ebenso versöhnlichen wie kritischen Worten: "Ich kenne Razali nicht besonders gut. Wir reden wenig miteinander, weil er sich auf das Management konzentriert und ich auf meine Fahrtechnik. Mein Verhältnis zu ihm ist aber ausgezeichnet. Ich glaube, dass er ein guter Mensch ist. Er kennt das Paddock aber nicht sehr gut, deshalb weiß er oft nicht, wie er sich in gewissen Situationen zu verhalten hat. Ich weiß, dass er in der Vergangenheit einige eigenartige Dinge gesagt hat, aber das liegt wohl einfach an seiner mangelnden Erfahrung in der Motorradszene."