Ein turbulenter Fahrermarkt für die MotoGP 2023 war zu erwarten. Nur vier Fahrer hatten zu Beginn der laufenden Saison einen Vertrag für das kommende Jahr in der Tasche. Bei einigen Herstellern waren Umstrukturierungen absehbar. Als Konstante in all dem Durcheinander galt allerdings lange Zeit KTM.
Mit Brad Binder einigte man sich schon im Vorjahr auf eine weitere Zusammenarbeit bis Ende 2024. Und auch ein Festhalten an Miguel Oliveira sowie den Rookies Remy Gardner und Raul Fernandez schien nur Formsache zu sein. Die Österreicher hatten nach der gescheiterten Zusammenarbeit mit dem vermeintlichen Heilsbringer Johann Zarco 2019 einen Fokus auf die Förderung eigener Talente als Philosophie ausgegeben.
Von diesem Plan scheint man nun aber wieder abgekommen zu sein. Geschuldet dürfte das den Leistungen des derzeitigen Fahrerkaders sein. Oliveira holte saisonübergreifend in den jüngsten 16 Rennen gerade einmal 52 Punkte, alleine 25 davon im Regenchaos von Indonesien. Nicht besser läuft es für die Neueinsteiger im Tech3-Kundenteam. Gardner kam bislang auf drei WM-Zähler. Fernandez wartet als einziger Stammfahrer nach wie vor auf seine ersten Punkte. Eine bescheidene Ausbeute, nachdem der Spanier im Winter mit großspurigen Ansagen für Aufsehen sorgte. Äußerungen, wonach er in der MotoGP lieber bei Yamaha gefahren wäre, sorgten zusätzlich früh für schlechte Stimmung.
Und so scheint sich KTM auf dem Fahrermarkt nach Alternativen für 2023 umzusehen. Ein konkretes Ziel ist bereits bekannt: Alex Rins. Der sucht nach Bekanntwerden des Suzuki-Ausstiegs mit Jahresende ja nach einem neuen Arbeitgeber. KTM könnte zum Rettungsanker werden. "Sie zeigen Interesse an mir", verriet Rins am Sonntag in Le Mans. "Es ist aber das erste Wochenende, in dem wir uns in dieser Situation befinden. Mein Manager hat auch mit Aprilia, Honda und Yamaha gesprochen. Wir werden sehen, was dabei herauskommt."
Als zweites potenzielles Ziel von KTM gilt Jack Miller. Der Australier steht bei Ducati wohl vor dem Abschied, Enea Bastianini oder Jorge Martin sollen seinen Platz einnehmen. Miller könnte auch innerhalb des Ducati-Lagers eine Reihe zurücktreten und in einem der Kundenteams an den Start gehen. Geht es nach stets gut informierten italienischen TV-Kollegen von 'Sky', tut sich für Miller nun aber auch eine Chance im KTM-Projekt auf.
Der Wechsel soll demnach schon beschlossene Sache sein. Lediglich die Frage, ob Miller im Werksteam oder bei Tech3 fahren wird, sei noch zu klären. Ein Transfer von Miller ins KTM-Lager würde auf persönlicher Ebene durchaus Sinn ergeben. Er wird von Aki Ajo gemanagt, der für den österreichischen Hersteller ja Teams in Moto3 sowie Moto2 betreut und durch seine hervorragende Arbeit dort hohes Ansehen genießt. Außerdem ist seit dieser Saison Francesco Guidotti als Team-Manager für KTM in der MotoGP tätig. Guidotti bekleidete diese Funktion zuvor bei Pramac Racing und arbeitete dort drei Jahre erfolgreich mit Miller zusammen.
Miller selbst wollte die Gerüchte um seine Person am Sonntag nicht bestätigen. "Kein Kommentar", war seine erste Antwort. "Es gibt da draußen viele Typen, die eine Menge Blödsinn reden. Wir sind gerade mal ein Drittel dieser Saison gefahren. Ich habe also noch einige Rennen in diesen Farben vor mir und in denen möchte ich so viele Podien und Siege wie möglich holen."
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