Dass der neunfache Titelgewinner Valentino Rossi der Anführer im Fahrerlager der MotoGP war, ist bekannt. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung in der Rennserie hatte sich der Italiener den Respekt seiner Mitstreiter mehr als verdient. In einem ähnlichen Ausmaß galt das auch für Marc Marquez. Mit insgesamt acht Weltmeistertiteln im Gepäck war er im Grunde die logische Wahl für den Nachfolger dieses inoffiziellen Postens.

Da es nun aber nur noch eine Frage der Zeit zu sein scheint, wann Marquez seine MotoGP-Karriere beendet, ist diese Rolle wohl bald wieder frei und möchte neu besetzt werden - der Franzose Fabio Quartararo fühlt sich dazu in der Lage. "Ich bin bereit, diese Rolle zu übernehmen, denn mein Ziel ist es, dieser Anführer zu sein. Ich will nicht nur eine Weltmeisterschaft gewinnen, sondern so viele wie möglich", verrät er gegenüber 'AS'

Auf die Frage was ihm seiner Meinung nach noch fehlt, um diesen Traum wahr werden zu lassen, entgegnet er: "Was mir noch fehlt, ist die Erfahrung eines Rossi und die Fähigkeit, sich an alle Bedingungen anzupassen, die Marquez hat. Schnell sind wir alle, aber es sind die Kleinigkeiten, die in der MotoGP-Weltmeisterschaft den Unterschied ausmachen."

Statistik spricht nicht für Fabio Quartararo

Im Gegensatz zu Marquez und Rossi, die bereits in ihrer ersten beziehungsweise zweiten Saison die Königsklasse für sich entscheiden konnten, hat es bei Quartararo bis zur dritten gedauert - und auch in den Serien, an denen die drei zuvor an den Start gegangen sind, sieht es ähnlich aus. Rossi hat in seiner zweiten Saison als Rennfahrer in der WM bereits die 125-ccm-Klasse dominiert und in der 250-ccm ging es so weiter. Marquez brauchte zunächst zwar etwas länger, da er "erst" im dritten Jahr seiner Karriere 125-ccm-Weltmeister wurde, dafür sollte er aber die folgenden neun Jahre in jeder Klasse, in der er antrat, um die WM kämpfen.

Und wie lief es nun im Falle von Quartararo? Zunächst sah es ähnlich rosig aus: In seinen ersten beiden Jahren im professionellen Rennsport konnte er die FIM-CEV-Repsol-Moto3-Meisterschaft direkt für sich entscheiden. Was dann folgte, ist aber leider keine besonders gute Qualifikation für die Stelle als MotoGP-Anführer. In der Moto3- und Moto2-WM reichte es nämlich jeweils nur für die Ränge zehn und 13 und als er später in die MotoGP aufstieg, ergab sich eine ganz ähnliche Situation. 2019 schloss er auf dem fünften und 2020 auf dem achten Platz ab - damit ist er natürlich ein ganzes Stück entfernt von den Leistungen seiner beiden Vorbilder.

Fabio Quartararo: Die Zeit wird es zeigen

"Ich habe mich in den letzten zwei Jahren charakterlich stark weiterentwickelt und bin vor allem viel ruhiger und selbstbewusster geworden."

Dieses Mindset scheint Quartararos Fundament für seine jüngste Erfolge zu sein, denn auch am Ende der Saison 2021 machte er bereits klar, dass es in erster Linie wichtig ist, cool zu bleiben und stets die Nerven zu behalten, wenn man Weltmeister werden will. Ob ihm das aber auch in der aktuellen Saison wieder gelingt, wird wie immer erst die Zeit zeigen.