Kurve drei am Red-Bull-Ring sorgte bei den jüngsten Besuchen der MotoGP in Spielberg immer wieder für gefährliche Zwischenfälle. Trauriger Höhepunkt war das erste Rennen 2020, als Franco Morbidelli und Johann Zarco im schnellen Linksknick von Turn 2 kollidierten und ihre Motorräder in der dritten Kurve über die Strecke geschleudert wurden, wo sie nur knapp die dort fahrenden Valentino Rossi und Maverick Vinales verfehlten.

Die MotoGP forderte daraufhin von den Streckenverantwortlichen in Spielberg einen Umbau, um die kritische Passage zu entschärfen. Die Lösung: Aus dem Linksknick Turn 2 wurde eine Rechts-Links-Schikane, die fortan von allen Klassen der Motorrad-Weltmeisterschaft genutzt wird und somit für deutlich geringere Geschwindigkeiten bei der Anfahrt zu Kurve drei sorgt. Die Formel 1 hält am bisherigen Layout fest.

MotoGP-Schikane Red Bull Ring 2022 - Timelapse (02:12 Min.)

Die ersten Bilder der fertiggestellten Schikane sorgten am Mittwoch für Aufsehen. Die Passage fällt deutlich langsamer und weniger flüssig aus, als erste Pläne vermuten ließen. Am Donnerstag gaben in Termas de Rio Hondo die MotoGP-Fahrer ihr Feedback zum neuen Layout. "Ich finde, dass es eigenartig aussieht", sagt WM-Leader Enea Bastianini. "Wir müssen abwarten, bis wir die Schikane ausprobiert haben, aber meiner Meinung nach passt dieses Layout eher zur Formel 1 als zur MotoGP."

Ähnliche Worte findet Johann Zarco: "Wir haben uns in der Safety-Commission auf eine Schikane als beste Lösung geeinigt, aber als ich jetzt die Bilder gesehen habe, war es schon ein kleiner Schock. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Layout gut funktionieren wird. Wir werden vor dieser Schikane nicht sehr schnell werden und wohl nur im vierten Gang ankommen. Nach der Schikane fahren wir dann auch mit geringer Geschwindigkeit auf Turn 3 zu. Der Red Bull Ring wird so für mich zu einer typischen Formel-1-Strecke."

Zarco war am Horrorcrash 2020 direkt beteiligt, Foto: LAT Images
Zarco war am Horrorcrash 2020 direkt beteiligt, Foto: LAT Images

"Ich will jetzt, wo ich nur die Bilder gesehen habe, noch nicht schimpfen", sagt Aleix Espargaro. Er stellt den Sicherheitsaspekt in den Vordergrund. "Die alte Kurve war wirklich gefährlich. Was die Sicherheit betrifft, wurde meiner Meinung nach also richtig gearbeitet. Wie eng die Kurve beziehungsweise wie groß die Auslaufzone ist, werden wir dann sehen, wenn wir in Spielberg sind. Dann wissen wir auch, ob es gut zu fahren ist. Die Sicherheit muss aber ohnehin immer an erster Stelle stehen."

Das sieht auch Miguel Oliveira so: "Wir wollten die Anfahrt zu Turn 3 deutlich langsamer machen und das ist mit dieser Schikane gelungen. Es wurde in die Richtung gearbeitet, die wir Fahrer und die Dorna verlangt haben. Ich finde, dass in dieser kurzen Zeit hervorragende Arbeit an der Strecke geleistet wurde." Jack Miller zeigt sich ebenfalls zufrieden. "Die Schikane verringert die Geschwindigkeit und bringt uns auf eine bessere Fahrtrichtung für Turn 3. Außerdem bekommen wir so mehr Temperatur in die linke Reifenflanke, was in Spielberg traditionell ein Problem darstellt. Von meiner Seite aus gibt es keine Beschwerden."

Offizielle Abnahme durch MotoGP im April

Bevor das neue Layout von der MotoGP genutzt werden kann, muss die Strecke von FIM-Sicherheitsinspektor Franco Uncini abgenommen werden. Diese Abnahme soll Mitte April stattfinden, Uncini reist dafür eigens an den Red Bull Ring. "Es scheint alles in Ordnung zu sein", sagt der 500ccm-Weltmeister von 1982. "Ich konnte mir die Schikane ja bereits auf Bildern und in den Plänen ansehen. Die Streckenverantwortlichen haben gut auf unsere Forderungen reagiert."