Der gewaltige Highsider im Warm-Up zum Grand Prix von Indonesien könnte für Marc Marquez dramatische Folgen haben. Für das MotoGP-Rennen am Mandalika International Street Circuit erhielt Marquez zunächst ja aufgrund einer Gehirnerschütterung keine Startfreigabe. Auf der Heimreise nach Spanien klagte der Honda-Fahrer dann über Sichtprobleme. In Barcelona folgte die Schockdiagnose: Marquez leidet erneut an Doppelsichtigkeit, wie schon 2011 und im Vorjahr. Das gab Honda am Dienstag in einer offiziellen Presseaussendung bekannt.

Was in der Aussendung fehlte, war ein Datum für Marquez' Comeback auf einer MotoGP-Maschine. "Nächste Woche wird Marc noch einmal untersucht, um die Heilung des verletzten Nervs zu überprüfen und eine Prognose für seine Rückkehr in den Wettkampf abzugeben", wurde der behandelnde Arzt Dr. Sanchez Dalmau zitiert.

Honda hält sich in derartigen Situationen stets sehr bedeckt. Nach Marquez' Armbruch im Jahr 2020 dauerte es lange, bis die volle Schwere der Verletzung und die Versäumnisse in der Behandlung öffentlich gemacht wurden. Dementsprechend vage formuliert ist nun auch die Presseaussendung und das Statement von Dr. Dalmau. Verständlich, dass man erst bei voller Gewissheit die nächsten Kommunikationsschritte setzen will.

Doch die Situation wirkt relativ eindeutig. "Ich bin zuversichtlich, dass Marc sich wieder erholen wird", sagt Dr. Javier Coloma, Experte für Augenheilkunde, im spanischen Radio bei Cadena SER. "Er hat so eine Verletzung schon zwei Mal überstanden. Marc hat die Doppelsichtigkeit erst eine Weile nach dem Sturz bemerkt. Das deutet darauf hin, dass die Verletzung dieses Mal nicht so schlimm ist."

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Das war es aber bereits mit den positiven Aussichten. Doktor Coloma rechnet mit einer langen Zwangspause für Marquez, die jegliche Chancen auf eine erfolgreiche MotoGP-Saison 2022 zunichte machen würden. "Er wird einige Monate brauchen", so der Ophthalmologe. Auch langfristig zeichnet Coloma kein positives Bild: "Der Nerv ist beschädigt. Marc hat zwischenzeitlich zwar wieder normal gesehen, aber der Nerv ist nicht geheilt. Jedes Mal, wenn es zu einem Trauma oder einer Entzündung kommt, wird die Doppelsichtigkeit wieder auftreten. Das ist natürlich eine Gefahr für Marcs Karriere, denn mit Doppelsichtigkeit kannst du nicht Motorradfahren - schon gar nicht auf diesem Level."

Wenig optimistisch klingt auch Dr. Angel Ruiz Cotorro. "Nerven arbeiten auf eine sehr launische Art", meint der Arzt von Tennis-Superstar Rafael Nadal, der sich seit neuestem auch um Marquez' angeschlagene Schulter kümmert. "Es deutet alles daraufhin, dass die Verletzung dieses Mal nicht so schlimm ist. Wir werden sehen, wie die Heilung verläuft, aber wie gesagt: Nerven sind sehr launisch. Wir müssen sie jetzt von alleine heilen lassen."