Suzuki gehörte in der vergangenen MotoGP-Saison zu den Absteigern. Joan Mir und Alex Rins holten keinen einzigen Sieg, die GSX-RR schaffte es nur in sieben der 18 Rennen auf das Podest und in der Fahrer- und Team-WM rutschte man vom ersten auf den jeweils dritten Rang ab.

Als Grund dafür machten die beiden Fahrer technischen Rückstand aus und taten diese Kritik auch öffentlich kund. Die Worte von Mir und Rins dürften in Japan auf offene Ohren gestoßen sein, denn bereits gegen Ende des vergangenen Jahres erhöhte Suzuki das Entwicklungstempo. Bei den ersten Wintertests in Sepang bestätigte sich dieser Eindruck. So urteilte etwa MotoGP-Champion Fabio Quartararo am Ende der beiden Testtage: "Es sieht so aus, als hätten Suzuki und Honda die größten Sprünge nach vorne gemacht. Das ist eine Überraschung."

Bei der GSX-RR blieb kaum ein Stein auf dem anderen: Motor, Chassis, Schwinge, Verkleidung und vor allem eine neue Version der Vorrichtung zum Absenken des Hecks während der Fahrt waren in Sepang im Gepäck der Suzuki-Ingenieure. Beide Fahrer zeigten sich mit der Entwicklung im Winter zufrieden.

Quartararo frustriert: Kaum Fortschritte bei Yamaha (12:33 Min.)

So meinte etwa Joan Mir: "Ich bin ziemlich glücklich. Wir haben heute etwas mehr vom Potenzial des neuen Motorrads und des neuen Motors gesehen. Meine Pace war stark und das Gefühl gut. Ich kann mich über diesen Test wahrlich nicht beschweren." Der MotoGP-Champion von 2020 beendete die Session in Sepang zwar nur an der 12. Position, überzeugte am Sonntag aber mit konstanten Rundenzeiten. Mir schrieb vier Zeiten unter 1:59,0 an - nur Maverick Vinales und Teamkollege Alex Rins schafften am Schlusstag mehr. Nur zwei seiner 17 fliegenden Runden waren langsamer als zwei Minuten.

Suzuki legt in allen Bereichen zu

Rins schaffte zusätzlich zu seiner Pace auch hervorragende Einzelzeiten. Er landete an beiden Tagen in Sepang in den Top-4 und fuhr die viertschnellste Zeit dieser Testfahrten. Dabei war ausgerechnet das in der Vergangenheit seine Schwachstelle. "Ich bin schneller als gestern und fühle mich schon bereit für das erste Rennen in Katar. Meine schnellste Runde habe ich auf Soft-Reifen in einem drei Runden langen Stint erzielt und war sehr überrascht über die gute Zeit", zog er ein positives Fazit.

Auch beim Topspeed konnte Suzuki deutlich aufholen: Der Rückstand auf Platzhirsch Ducati ist auf wenige km/h zusammengeschmolzen. In Sepang war man auf den Geraden auf Augenhöhe mit Aprilia sowie Honda und deutlich vor KTM und Schlusslicht Yamaha. Die Vorzeichen stehen für Suzuki gut, auch wenn Mir noch warnt: "Zwei Tage sind nicht genug, um alles zu verstehen. Deshalb hoffe ich, dass wir in Mandalika noch etwas mehr herauskitzeln können."

Die Aufholjagd im technischen Wettlauf hat Suzuki nicht nur aus sportlicher Sicht nötig, sondern auch an einer weiteren Front. Die Verträge beider MotoGP-Piloten enden mit dem Saisonfinale. Vor allem Mir wurde zuletzt immer wieder mit einem Wechsel in Verbindung gebracht. Liefert die GSX-RR in den ersten Rennen des Jahres nicht ab, dürfte sich dieser Flirt intensivieren.

Bereits ab Freitag steht der nächste MotoGP-Test auf dem Programm: Auf dem neuen Mandalika Circuit auf der indonesischen Insel Lombok heulen die Motoren für drei Tage auf, ehe es Anfang März bereits zum Saisonstart nach Katar geht.