In weniger als vier Monaten startet die MotoGP mit dem Wintertest in Sepang bereits in die Saison 2022, die am 6. März mit dem ersten Rennen in Katar eröffnet wird. Hinter den Kulissen laufen die Vorbereitungen auf das nächste Jahr bereits auf Hochtouren, doch bei vielen Teams gibt es noch offene Fragen. Noch nicht einmal alle Motorräder sind für 2022 offiziell besetzt. Motorsport-Magazin.com fasst die wichtigsten Fragezeichen im Grid zusammen:

Wie steht es um Valentino Rossis Team?

Seit dem Aufruhr um ausbleibende Finanzierung aus Saudi-Arabien ist es ruhig um den Rennstall von Valentino Rossi geworden. Nach kuriosen Pressekonferenzen der vermeintlichen Geldgeber und das Verstreichen mehrerer angekündigter Deadlines, liegt der Schluss mittlerweile nahe, dass die versprochenen 15 Millionen nicht mehr eintrudeln werden.

Rossis Entourage arbeitet daher momentan an einer Ersatzfinanzierung des Projekts und ist laut italienischen Medienberichten bei langjährigen Partnern wie Sky Italia oder Monster auf offene Ohren gestoßen. Der Start des VR46-Projekts in der MotoGP war ohnehin zu keinem Zeitpunkt in Gefahr, doch so lange das Sponsorenpaket nicht zu Ende geschnürt ist, wird es vom Rossi-Team wohl keine endgültige Klarheit über die Details für 2022 geben.

MotoGP: Wo bleiben Valentino Rossis Saudi-Millionen?: (09:39 Min.)

Somit bleibt der Rennstall weiterhin ohne offiziellen Namen und Fahrer. Auch wenn man davon ausgehen kann, dass Luca Marini und Marco Bezzecchi für die VR46-Truppe an den Start gehen werden.

Wer bekommt die letzte Yamaha?

Ähnlich chaotisch wie die Finanzierung des VR46-Teams, gestaltete sich in den letzten Monaten der Werdegang des Petronas-Teams. Nach dem Ausstieg des namensgebenden Hauptsponsors und des Sepang Circuits führt Razlan Razali das Team in Eigenregie weiter. Mehr als der neue Name "RNF Racing" sowie der Rückzug des Teams aus den kleinen Klassen wurde bislang aber noch nicht bekanntgegeben.

Yamaha nahm mit Andrea Dovizioso für 2022 einen dritten Werksfahrer unter Vertrag, der auf Full-Factory-Material in Razalis Team als Leihgabe zum Einsatz kommt. Wer das zweite Motorrad bekommt und um welche Spezifikation es sich dabei handeln wird, ist aber noch völlig unklar.

Zwar gibt es Gerüchte über einen bereits unterzeichneten MotoGP-Vertrag von Darryn Binder, der aktuell für das Moto3-Team von Petronas fährt. Doch aufgrund des Ausstiegs der Geld- und Namensgeber sowie wichtiger Teammitglieder wie Johan Stigefelt ist noch unklar, ob dieser Vertrag auch für ein Engagement in Razalis Mannschaft Gültigkeit hätte.

Viele Fans hoffen, dass Yamaha auch beim zweiten Fahrer nachhilft und Toprak Razgatlioglu in die MotoGP befördert. Der Türke hat zwar klargestellt, dass er erst dann über einen Wechsel in die Königsklasse nachdenken will, wenn er mindestens einmal die Superbike-WM gewonnen hat. Doch das könnte ihm theoretisch bereits am kommenden Wochenende in Argentinien gelingen.

Wie steht das Gresini-Team da?

Die Hinterbliebenen von Fausto Gresini mussten in den vergangenen Monaten eine Mammutaufgabe stemmen. Da 2022 aus der Einsatzmannschaft des Aprilia-Werks wieder ein eigenständiger Rennstall wird, musste Gresinis Familie nicht nur neue Motorräder, sondern auch ausreichende Finanzierung auftreiben. Mit Ducati konnte man sich bereits einigen, zudem stehen die Fahrer bereits fest: Enea Bastianini und Fabio Di Giannantonio.

Zuletzt war leider davon zu lesen, dass der bereits im Juni präsentierte Hauptsponsor einen Rückzieher gemacht hat. Da bislang noch kein Ersatz vermeldet werden konnte, muss Gresini für 2022 womöglich Abstriche machen. Das Aus für das erfolgreiche Moto3-Team (u.a. Weltmeister mit Jorge Martin) ist bereits ein erstes Indiz für den Sparstift, der angesetzt werden muss. Große Sprünge darf man sich von den Italienern daher wohl nicht erwarten.

Wer bekommt die fünfte Factory-Ducati?

Ducati wird 2022 als erster Hersteller in der MotoGP-Geschichte fünf vollwertige Werksmaschinen an den Start bringen. Je zwei davon gehören dem Factory-Team und Pramac Racing. Wer die dritte bekommt, wurde noch nicht offiziell verkündet. Zwar wurde lange davon ausgegangen, dass sich das VR46-Team das Bike sichern konnte (Rossi versprach es öffentlich Luca Marini), doch das war noch zu Zeiten, als man dort mit Saudi-Millionen kalkulierte.

Zudem macht ein Fahrer diese Entscheidung für Ducati zunehmend schwieriger: Enea Bastianini. Der Italiener holte auf seiner zwei Jahre alten Desmosedici in den letzten drei Rennen einen dritten sowie zwei sechste Plätze und empfahl sich damit für höhere Weihen. Da er auch 2022 direkt bei Ducati angestellt ist, würde es naheliegen, ihn mit Werksmaterial zu versorgen. Das könnte auch dem Gresini-Team helfen, dürfte aber womöglich Rossi verärgern, der über seine VR46 Academy künftig ein wichtiger Partner für Ducati sein könnte.