Langsame Fahrer überall, Piloten die deshalb schnelle Runden abbrechen müssen, wildes Gestikulieren - vor allem die letzten Minuten im 2. Training der MotoGP in Mugello waren hektisch. Kein Wunder, hatte das Geschehen doch wenig mit dem zu tun, was man sich von den besten Motorradfahrern der Welt erwarten würde. Die Session erinnerte viel eher an ein Moto3-Qualifying, wo wir ja seit Jahren extrem Taktikspielchen im Kampf um die besten Startpositionen gewohnt sind.

Fabio Quartararo war eines der Opfer der MotoGP-Bummelei von Mugello. Er war drei Minuten vor Session-Ende auf Kurs Richtung neuer Bestzeit, lief dann aber im dritten Sektor auf eine Gruppe auf und musste seine Runde abbrechen. Der Franzose war stinksauer und machte später auch gegenüber den Medien seinem Ärger Luft.

"Ich weiß nicht, wie mir heute überhaupt eine Runde gelungen ist", schimpfte Quartararo. "Vor allem im ersten, dritten und vierten Sektor haben viele Fahrer gewartet. Sowas schon in FP2 zu sehen, finde ich sinnlos. Im Qualifying kann es noch verstehen, aber nicht am Freitag. Ich hoffe, dass sich das wieder ändert." Ganz ähnliche Worte fand Joan Mir, der in derselben Runde blockiert wurde. "Ich musste abbrechen, um eine gefährliche Situation zu vermeiden. Dass war schade, denn bis dahin war das meine beste Zeit", ärgerte sich der Weltmeister.

Jack Miller zählt als Ducati-Pilot und Sieger der letzten beiden Rennen natürlich zu den bevorzugten Zielen der Bummler. Er spielte aber nicht mit und bog sofort in die Boxengasse, als sich Konkurrenten an sein Hinterrad hefteten. "Ich wollte damit nichts zu tun haben", sagt er. "Sie haben mir keine Runde zerstört und mich nicht gestört, aber in einer Situation wie bei Fabio kann es wirklich gefährlich werden. Da waren mindestens acht Jungs die gewartet haben: zwei Repsol Hondas, eine Petronas Yamaha mit circa neun Weltmeistertiteln, sein Halbbruder. Von Fahrern mit dieser Klasse hätte ich das nicht erwartet."

Miller fordert deshalb Strafen für derartiges Verhalten: "Eigentlich sollte das nicht nötig sein, aber anscheinend funktioniert es anders nicht. Wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen, denn wir sind die Vorbilder für die Kids da draußen. Da muss mal ein Exempel statuiert werden, dass so etwas auch in der MotoGP nicht sein darf." In den kleineren Klassen griffen die Stewards ja zuletzt hart durch und bestraften Fahrer, die zu langsam unterwegs waren, mit Starts aus der Boxengasse.

Jack Miller zog am Freitag alleine seine Kreise, Foto: LAT Images
Jack Miller zog am Freitag alleine seine Kreise, Foto: LAT Images

Ähnliche Strafen wünscht sich Fabio Quartararo auch in der MotoGP: "Wenn die Jungs in der Moto3 oder Moto2 so etwas aufgebrummt bekommen, wieso dann nicht auch die Fahrer in der MotoGP? Wir sollten diesbezüglich alle gleich sein. Ja, wir fahren in unterschiedlichen Klassen, sind aber alle WM-Piloten. Noch dazu sind in unserem Fall die Geschwindigkeiten höher und die Gefahr damit deutlich größer." Zustimmung gibt es auch von Joan Mir. "Die Maßnahmen müssen in allen Klassen gleich sein", ist er überzeugt.

Mugello: Ein Königreich für einen Windschatten

Warum aber spielt sich dieses unwürdige Schauspiel ausgerechnet in Mugello ab? Die Strecke zählt zu den längsten und komplexesten des MotoGP-Kalenders. Ein vorausfahrender schneller Mann kann somit wichtige Anhaltspunkte geben. "Es geht nicht nur um den Windschatten", erklärt Franco Morbidelli. "Hier kann eine Referenz vor dir einen großen Unterschied ausmachen. Wahrscheinlich haben deshalb so viele Fahrer gewartet."