Richtig Party machen kann Jack Miller und nach dem Großen Preis von Spanien hat der Ducati-Werkspilot auch allen Grund dazu. Nach einem bitteren Start in die MotoGP-Saison 2021 gelang dem Australier beim vierten Saisonrennen in Jerez sein zweiter Sieg in der Königsklasse der Motorrad-WM. Anschließend ließ er seinen Emotionen freien Lauf.

Thriller-Miller profitiert von Quartararo-Pech

Im Ziel konnte ein ungläubiger Miller seinen Erfolg kaum in Worte fassen und wollte seine Freudentränen gar nicht verbergen. Dabei schien für Miller trotz seines guten Starts lange Zeit nicht mehr als Platz 2 möglich zu sein.

Denn Fabio Quartararo dominierte den Grand Prix in der ersten Rennhälfte und hatte alles im Griff. Doch plötzlich brach die Pace des französischen Yamaha-Piloten aufgrund von Armpump-Problemen komplett ein und Miller erbte die erste Position. "Fabio war deutlich schneller als ich", gestand Miller, "ich hätte nicht erwartet ihn noch einmal einzuholen."

Armpump zerstört Quartararos Rennen: MotoGP-Analyse Jerez-GP: (10:44 Min.)

Für das restliche Rennen hatte der Ducati-Fahrer zwar ein paar Sekunden Vorsprung, musste sich aber an seinem Teamkollegen orientieren. Denn Francesco Bagnaia knabberte eine Zehntel nach der anderen von seinem Vorsprung ab. "Die letzten sieben oder acht Runden waren die längsten meiner Karriere", so Miller. Sein Nervenkostüm hielt aber letzten Endes und er brachte seinen zweiten Sieg nach dem Grand Prix der Niederlande 2016 über die Linie.

Tränen nach Rennende: Wünschte meine Eltern wären hier

Jack Miller war zuletzt in die Kritik geraten, da er bei den bisherigen Rennen der MotoGP-Saison nicht die erwarteten Leistungen für Ducati abgeliefert hatte. Als Meisterschafts-Mitfavorit gestartet kam er über zwei neunte Plätze und einen Ausfall nicht hinaus. Dazu kamen noch Armpump-Probleme und ein umstrittenes Revanchefoul gegen Weltmeister Joan Mir in Katar. Nach der Kritik an ihm nahm er den ersten Saisonsieg dementsprechend emotional auf. Im Parc Ferme verdrückte er einige Tränen.

Jack Miller wird nach seinem zweiten MotoGP-Sieg von seinen Emotionen übermannt., Foto: LAT Images
Jack Miller wird nach seinem zweiten MotoGP-Sieg von seinen Emotionen übermannt., Foto: LAT Images

Er machte keinen Hehl daraus, wie sehr ihn diese Kritik mitgenommen hatte. "Die Menschen vergessen sehr schnell was passiert ist. Sie vergessen schnell, dass ich etwa im letzten Jahr auf dem alten Bike Zweiter wurde", so Miller. "Ich habe meinen Lebenslauf schon an einige Baufirmen in Australien geschickt, ich dachte ich wäre erledigt", meinte der vierfache Podium-Fahrer aus der letzten Saison mit einer ordentlichen Prise Selbstironie.

Vor allem beim Gedanken an seine Familie konnte er seine Tränen nach dem Rennen nicht zurückhalten. "Ich wünschte meine Eltern könnten hier sein und mit mir feiern." In seiner Heimat war der 26-Jährige zuletzt am 18. Januar, an seinem Geburtstag. Erst am Ende der MotoGP-Saison wird er wieder zu seinen Verwandten zurückreisen können.

Miller in Partylaune: Test gestrichen

Ein anderes Vorurteil wird Jack Miller wohl auch nach diesem Rennen nicht ablegen können. Nämlich dass er sehr gerne feiert. In der Pressekonferenz nach dem Rennen gönnte er sich genüsslich immer mal wieder einen Schluck aus seiner Sieger-Sektflasche. Und das soll nicht der letzte Alkohol des Tages gewesen sein: "Ich werde heute Abend 30 Bier trinken und morgen hoffentlich ohne einen Kater aufwachen", kündigte Partymonster Miller an.

Morgen stehen in Jerez eigentlich Testfahrten für die MotoGP-Piloten an. Allerdings wohl ohne Miller, wenn dieser seine Ankündigung wahrmachen sollte. "Wir haben meinen Test morgen gestrichen", meinte der Ducati-Pilot. Er fügte dem aber hinzu: "Ich werde mit Gigi (Dall'Igna, Ducati-Teamchef) noch darüber sprechen müssen."