Ducati präsentierte sich bei den MotoGP-Testfahrten in Katar in bestechender Form: Jack Miller stellte einen neuen Rundenrekord auf, Johann Zarco erzielte eine neue Topspeed-Bestmarke und alle Ducatisti konnten - im Gegensatz zu den meisten ihrer Konkurrenten - eine Rennsimulation abspulen. Ist Ducati somit der Favorit auf den Sieg in den beiden Auftaktrennen in der Wüste?

"Ich fühle mich so gut vorbereitet, wie man nur sein kann. In meiner Rennsimulation lief alles gut und ich fühle, dass wir unsere gesamte Arbeit erledigt haben. Alles, was ich von meinem Motorrad brauche, haben wir gefunden", lautete das stolze Fazit von Miller. Der Australier ist nach dem Abgang von Andrea Dovizioso der neue Teamleader und gefällt sich in dieser Rolle, die ihn automatisch auch im WM-Rennen ins Spiel bringt.

"Ich genieße das sehr, denn das ist mir in der MotoGP bislang noch nicht passiert", so Miller. "Es fühlt sich fantastisch an, aber es ist wichtig, dass wir die Füße auf dem Boden behalten. Zwischen dem Auftakt und dem Finale liegt eine lange Zeitspanne, in der viel geschehen kann. Wir müssen uns einfach drauf konzentrieren, uns von Wochenende zu Wochenende zu steigern."

Rekordjagd beim MotoGP-Test: Neue Bestwerte in Katar (10:22 Min.)

Traditionell hat Ducati in Katar Vorteile gegenüber der Konkurrenz: Seit 2018 ist die italienische Marke ungeschlagen, seit 2015 war man nie schlechter als Zweiter. Eine positive Tendenz, die sich auch bei den Testfahrten zeigte, denn neben Miller überzeugten auch sein Teamkollege Francesco Bagnaia und Pramac-Pilot Johann Zarco mit starken Leistungen.

Zarco und Bagnaia hungrig

Zarco, der in seinem Team vollwertige Werksunterstützung bekommt, hatte bereits im Rahmen der offiziellen Präsentation seines Arbeitgebers klargestellt: "Ich will zum Sieger werden." Werkspilot Bagnaia übte sich nach dem Katar-Test hingegen noch in Zurückhaltung: "Ich denke, ich kann um die Top-5 kämpfen", fügte aber hinzu. "Meine Pace ist sehr gut, aber wenn man sich meine Leistungen in den letzten Rennen des vergangenen Jahres ansieht, dann bevorzuge ich, mich ein wenig zurückzuhalten mit meinen Aussagen."

Denn nach dem vermeintlichen Durchbruch in Misano mit einem zweiten Platz und einem Ausfall in Führungsposition, ging es gegen Saisonende mit Bagnaias Resultaten bergab. In den abschließenden fünf Rennen sah er nur einmal die Zielflagge: als Elfter. Dafür drehte Jack Miller zum Finale so richtig auf und beendete die MotoGP-Saison 2020 mit zwei zweiten Plätzen in Valencia und Portimao.

Ein Momentum, das er in die neue Saison mitnehmen will: "Ich konnte ab Valencia meinen Fahrtstil ein wenig anpassen, womit unsere Probleme mit den Reifen plötzlich unter Kontrolle waren." In Katar gab es daher keinerlei Beschwerden aus de Ducati-Lager über die Michelin-Pneus. "Ich fühle mich gut vorbereitet und gehe sehr ruhig in die neue Saison. Das müssen wir so beibehalten", so Miller.

Alle wichtigen technischen Entscheidungen konnten bereits im Zuge der Testfahrten getroffen werden. So stellte Miller klar, dass die neue Verkleidung zum Einsatz kommen wird. Denn mit der neuen Konstruktion könne die Ducati endlich eine angemessene Kurvengeschwindigkeit erzielen, so der Tenor der Ducatisti. Bagnaia konnte sogar schon sein Setup für die beiden Auftaktrennen erstellen, wie er nach dem Test erklärte.

Für Miller ist Ducati aber bei weitem nicht der einzige Favorit in Katar: "Ich denke, Suzuki hat bei diesem Test nicht alle Karten aufgedeckt. Beide Fahrer stellen nach wie vor eine Bedrohung für uns dar. Darüber hinaus waren auch die Yamaha-Bikes von Fabio (Quartararo) und Maverick (Vinales) an jedem Tag vorne dabei. Und auch Pol (Espargaro) hat auf der Honda solide Arbeit abgeliefert. Im Grunde wird es für uns hier aber wohl gegen Yamaha und Suzuki gehen."