Im Alter von nur 60 Jahren wurde Fausto Gresini in dieser Woche viel zu früh aus dem Leben gerissen. Er verlor den monatelangen Kampf gegen Covid-19. Der Rennstall - engagiert in Moto3, Moto2, MotoGP und MotoE - steht somit ohne seinen Gründer und Chef da. Was bedeutet das für das Unternehmen mit mehr als 70 Angestellten?

Der Tod von Fausto Gresini traf das Projekt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Erst Mitte Dezember gab man bekannt, dass man ab 2022 nicht mehr als Einsatzrennstall für Aprilias Werksteam in der MotoGP fungieren wird. Eine Zukunft als Kundenteam des italienischen Herstellers scheint unwahrscheinlich und wenig sinnvoll, dementsprechend muss Gresini einen neuen Motorradlieferanten finden.

KTM wird mit Tech3 und LCR mit Honda weitermachen. Maschinen von Yamaha, Suzuki oder Ducati sind laut aktuellem Stand verfügbar. Gresini konkurriert dabei aber mit zahlreichen anderen Rennställen, weil eben die Verträge von Petronas SRT oder Pramac Racing auslaufen und neue Teams wie das von Valentino Rossi in die MotoGP drängen.

"Wir haben für diese Saison noch einen Vertrag mit Aprilia. Sie werden dann ihr eigenes Werksteam an den Start bringen und wir müssen uns entscheiden, mit welchem Hersteller wir unsere Zukunft bestreiten", weiß Fausto Gresinis rechte Hand, Carlo Merlini. Ich sehe mir alle möglichen Optionen an und bespreche das dann mit der Familie."

Mit Daijiro Kato durfte Gresini über den ersten WM-Titel jubeln, Foto: Honda
Mit Daijiro Kato durfte Gresini über den ersten WM-Titel jubeln, Foto: Honda

Durch die Trennung von Aprilia ist man bei Gresini auch gezwungen, neue Sponsoren für das Projekt zu finden. Eine in der aktuellen wirtschaftlichen Situation sehr schwierige Aufgabe, für die der Rennstall seinen erfahrenen und bestens vernetzten Chef brauchen würde. "Fausto war unser Anführer. Er lieferte Ideen und Motivation", so Merlini im Gespräch mit 'GPone'. "Das wird uns natürlich sehr fehlen. Wir sind uns jedoch unserer Verantwortung bewusst und alle Beteiligten werden in Zukunft 200 Prozent geben. Einfach wird es aber sicher nicht. Die Motorradbranche wirkt nach außen hin schön und bunt, tatsächlich ist sie aber hochkomplex."

Bei aller Ungewissheit steht für Merlini aber eines fest: "Es ist für uns alle klar, dass es mit dem Projekt und der gesamten Firma weitergehen muss. Ich habe am Dienstag bereits mit Faustos Familie und all den Leuten im Team darüber gesprochen."

Gresini Racing: Vorbild unter den Privatteams

Fausto Gresini baute seit 1997 eines der erfolgreichsten Satellitenteams der Motorrad-Weltmeisterschaft auf. Bereits im ersten Jahr holte Alex Barros den ersten Podestplatz in der Königsklasse. 1999 gewann Loris Capirossi in der 250ccm-Klasse das erste Rennen für Gresini, ehe Daijiro Kato 2001 für den ersten WM-Titel sorgte. Durch Toni Elias (Moto2 2010) und Jorge Martin (Moto3 2018) kamen bis heute zwei weitere Gesamtsiege hinzu. Sete Gibernau (2003 und 2004) sowie Marco Melandri (2005) sorgte für drei MotoGP-Vizeweltmeisterschaften in Serie.