"Ich bin zufrieden, denn ich habe endlich erkannt, wie ich mit dem neuen Bike fahren muss", strahlt Andrea Dovizioso nach dem MotoGP-Test am Dienstag in Misano. Bisher hatten die neue Desmosedici GP und vor allem die neuen Michelin-Reifen dem Italiener in der Saison 2020 Kopfzerbrechen bereitet. Bei den Testfahrten an der Adria ist Dovizioso jetzt aber scheinbar ein Durchbruch gelungen.

Für den verkopften 'Professor' Dovizioso ist es schon immer entscheidend gewesen, Probleme zu verstehen, zu analysieren und dann zu beseitigen. Lange Zeit ist ihm das in der Saison 2020 einfach nicht gelungen. Das ist ihm selbst am besten bewusst. "Ich denke, es war für alle offensichtlich, dass mein alter Fahrstil einfach nicht funktioniert hat", gibt er zu. "Aber am Dienstag war ich in der Lage, anders zu fahren. So, wie es die Reifen brauchen."

Damit zeichnet sich für Dovizioso nach sechs Saisonrennen endlich ein Licht am Ende des Tunnels ab. Aus seinen neuen Erkenntnissen macht er kein Geheimnis: "Mit den neuen Reifen muss man mit viel Geschwindigkeit in die Kurve gehen und dann sanft das Gas öffnen", analysiert er. "Ich habe es genau andersherum gemacht: Ich habe sehr hart gebremst und konnte dann den wenigen Grip am Kurvenausgang managen. Die neuen Reifen haben aber viel Grip am Hinterrad und brauchen eine andere Art zu bremsen."

Da es vor allem seine alte Bremstechnik war, die Dovizioso im Rennen gegenüber seinen Rivalen einen Vorteil verschaffte, zog der Italiener in dieser Saison im Vergleich zur Konkurrenz eher den Kürzeren. Damit soll jetzt Schluss sein. "Es ist schwierig, konkurrenzfähig zu sein, wenn man mit einem Fahrstil fährt, der nicht mehr funktioniert. Man muss sich anpassen und das ist hart. Ich musste eine Lösung finden und der Test hat mir dabei sehr geholfen", so der WM-Leader.

Geht es für Andrea Dovizioso beim zweiten Misano-Rennen bergauf?, Foto: MotoGP
Geht es für Andrea Dovizioso beim zweiten Misano-Rennen bergauf?, Foto: MotoGP

Misano II: Ein anderer Dovizioso?

Dementsprechend hohe Erwartungen hat er nun an das zweite Rennwochenende der MotoGP in Misano. "Ich denke, dass ich nächstes Wochenende stärker sein werde. Wir haben alle Arbeiten, die wir auf dem Programm hatten, am Dienstag erledigt. Jetzt erwarte ich viel mehr vom nächsten Rennen. Ihr werdet einen ganz anderen Dovizioso sehen."

Und nicht nur für das letzte Misano-Rennen macht sich 'Dovi' wieder Hoffnungen. Auch die Chance auf den langersehnten WM-Titel sieht der Führende in der Fahrerwertung jetzt wieder etwas rosiger. "Ich habe das Gefühl, als hätte ich nun mehr Chancen auf den Titel", erklärt er. "In den letzten Rennen war ich nicht sehr schnell. Ich habe Punkte mit nach Hause genommen, konnte meine Karten aber nicht ausspielen."

In den bisherigen sechs Rennen der MotoGP-Saison 2020 stand Dovizioso bisher nur zweimal auf dem Podium: Bei einem dritten Platz in Jerez I und einem Sieg in Spielberg. Alle anderen Rennen beendete er auf dem fünften Rang oder schlechter. Wahrlich keine Idealvoraussetzungen für einen erneuten Angriff auf den Titel, aber nach dem Durchbruch in Misano ist Dovizioso jetzt wieder guter Dinge.

"Ich bin jetzt viel ruhiger geworden. Mein Gefühl auf dem Bike ist jetzt viel besser als am letzten Wochenende", verspricht er. Dennoch lässt er sich Dovizioso-typisch nicht zu einer deutlichen Kampfansage hinreißen: "Ich muss trotzdem mit den Füßen auf dem Boden bleiben, denn wir müssen erst einmal sehen, ob sich die Konkurrenz auch verbessert hat. Außerdem müssen wir unser Gefühl auch noch im Renneinsatz und auf anderen Strecken, wie zum Beispiel Barcelona, unter Beweis stellen."