Seit dem Österreich-Grand-Prix Mitte August wissen wir, dass 2020 Andrea Doviziosos letzte MotoGP-Saison in Diensten von Ducati sein wird. Das gab man damals offiziell bekannt. Seither fragt sich das gesamte Fahrerlager, was im kommenden Jahr mit Dovizioso passieren wird. Gerüchte gab es diesbezüglich bereits einige. Manche Medien wollten von einem Wechsel zu Petronas Yamaha wissen, der aber nie zustande kam. Auch ein Engagement von Dovizioso bei Aprilia schien denkbar und ist es theoretisch nach wie vor, solange es keine Entscheidung im Doping-Fall von Andrea Iannone gibt. Realistisch scheint dieser Transfer aber weder aus sportlicher noch finanzieller Sicht.

Und da außerhalb des Ducati-Lagers offiziell nur noch ein Platz bei LCR Honda frei ist, den aber zu 99 Prozent erneut Takaaki Nakagami einnehmen wird, steht Dovizioso 2021 wohl nicht im MotoGP-Grid. Ein Karriereende wird es aller Voraussicht nach nicht geben. Somit bleiben dem 34-Jährigen zwei realistische Optionen: Ein Wechsel in eine andere Rennserie wie die Superbike-WM oder ein Engagement als Testfahrer in der MotoGP.

Darauf angesprochen stellte Dovizioso in Le Mans klar, welche Variante er bevorzugen würde: "Testfahrer zu sein wäre auf jeden Fall eine gute Option für mich." Auch, weil viele Verträge 2021 auslaufen und er so die Chance hätte, sich mit guten Leistungen als Entwicklungsfahrer wieder einen Stammplatz zu erkämpfen. Die große Frage ist nur, für welchen Hersteller Dovizioso im kommenden Jahr Testarbeit leisten wird.

Dovizioso zu Yamaha oder Suzuki?

Ducati kommt klarerweise nicht in Frage. Aprilia kann aus bereits zuvor genannten Gründen wohl ebenfalls ausgeschlossen werden. Bei KTM ist man mit dem Duo Dani Pedrosa und Mika Kallio hochzufrieden. Honda will mit Stefan Bradl weitermachen. Bleiben Yamaha und Suzuki als realistische Optionen über.

2021 Verbündete? Dovizioso und Maverick Vinales, Foto: MotoGP.com
2021 Verbündete? Dovizioso und Maverick Vinales, Foto: MotoGP.com

Bei Yamaha hat man den aktuellen Vertrag mit Jorge Lorenzo noch nicht verlängert, wie der Mallorquiner am Dienstag beim Portimao-Test verriet. Dass die Zusammenarbeit nicht so abläuft, wie man sich das ursprünglich vorgestellt hatte, ist kein Geheimnis. Portimao war erst Lorenzos zweiter Einsatz, den ersten hatte er Anfang Februar in Sepang. Dann folgte der Corona-Lockdown und Gespräche, in denen sich Lorenzo wieder bei Ducati angeboten hatte. Ein klarer Vertrauensbruch für Yamaha, den man dem dreifachen MotoGP-Champion wohl nicht so schnell verzeiht. Hinzu kommt, dass Lorenzo in Portimao weit von der Pace seiner Testfahrerkollegen entfernt war. Es wäre also keine Überraschung, wenn die Zusammenarbeit zwischen ihm und Yamaha 2021 nicht fortgeführt wird. Dann wäre Dovizioso die Idealbesetzung, ist auch Valentino Rossi überzeugt: "Wenn Dovi verfügbar ist, würde ich ihn sofort als Testfahrer verpflichten."

Suzuki: Corona macht Dovizioso-Deal schwierig

Und Suzuki? Dort macht man keinen Hehl daraus, an Dovizioso Interesse zu haben. "Wir haben mit Simone (Manager Battistella, Anm.) darüber gesprochen, Dovi als Testfahrer unter Vertrag zu nehmen", verriet Teamchef Davide Brivio bei 'Sky Italia'. Er äußert aber Bedenken, ob man den Vizeweltmeister der vergangenen drei Jahre sinnvoll einsetzen könnte. "Die Corona-Beschränkungen könnten auch 2021 bestehen bleiben. Dann würden wir das Testprogramm weiterhin auf einem absoluten Minimum halten. Wir haben auch in diesem Jahr mit Sylvain (Guintoli, Anm.) nur zwei Mal getestet. Einmal im Juni in Misano und jetzt in Portimao. Es ist schwierig, einen Fahrer von Dovis Klasse zu holen und ihn dann vielleicht kaum fahren zu lassen. Da laufen wir Gefahr, in eine Situation wie Yamaha mit Lorenzo zu schlittern." Außerdem betonte Brivio, dass man Guintoli hochzufrieden sei: "Er leistet hervorragende Arbeit."

Wann es eine Entscheidung über Doviziosos Zukunft geben wird, lässt sich aktuell noch nicht sagen. Testfahrten wird es wohl erst wieder im Februar geben, dementsprechend bleibt noch genug Zeit für Verhandlungen. "Wenn ich etwas weiß, werde ich es bekanntgeben", vertröstet Dovizioso. "Wir arbeiten daran, aber ich habe keinen Stress, diese Entscheidung zu treffen."