2020 wird Andrea Doviziosos letzte Saison in den Diensten von Ducati sein. Das ist seit dem Österreich-Grand-Prix Mitte August bekannt. Doviziosos Manager Simone Battistella, dass sein Schützling kein Interesse an einer Fortführung der Partnerschaft habe. Zuvor hatten die Verhandlungen zwischen ihm und Ducati über Monate hinweg stagniert.

In diesem Zeitraum sah sich Dovizioso bereits nach Alternativen um, die schon damals spärlich waren. Es gab allerdings Gespräche zwischen dem Vizeweltmeister der vergangenen drei Jahre und KTM. Die Österreicher antizipierten damals bereits den Abschied von Projektleader Pol Espargaro zu Honda und waren auf der Suche nach einer neuen Nummer eins im Werksteam.

Die Gespräche verliefen schließlich aber im Sand. KTM beförderte für 2021 Miguel Oliveira ins Werksteam und verpflichtete Doviziosos Noch-Teamkollege bei Ducati, Danilo Petrucci, für den zweiten Platz bei Tech3 neben Youngster Iker Lecuona. Die Tür bei KTM ist somit für Dovizioso geschlossen. Eine Tatsache, die beide Parteien bedauern.

"Es tut weh, diese Situation jetzt zu sehen", gesteht KTM-Motorsportchef Pit Beirer gegenüber 'Sky Italia'. "Dovizioso ist ein großartiger Fahrer und ein echter Freund. Als wir vor zwei Monaten miteinander gesprochen haben, wollten wir unbedingt holen." Warum klappte der Deal dann dennoch nicht? "Die Forderungen seines Managers waren die eine Sache, die Möglichkeiten unseres Unternehmens die andere", erklärt Beirer. "Man darf nicht vergessen, dass wir durch die Corona-Krise unter großem Druck standen, eine angemessene Einigung zu erzielen."

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Einer Darstellung, die Dovizioso-Manager Battistella voll zustimmt: "Es war genau so, wie es Pit erzählt. Natürlich hätten wir etwas flexibler sein können, aber ich glaube im Nachhinein betrachtet haben beide Seiten Fehler gemacht. Damals wusste ja niemand, wie sich die Situation mit Covid-19 entwickelt und wann wir wieder Rennen fahren. Damit mussten die Unternehmen umgehen, weshalb es auf beiden Seiten keinerlei Flexibilität gab. So konnten wir uns nicht einigen. Wie Pit sagt: Es tut weh, zu wissen, dass es funktionieren hätte können. Aber die Umstände waren damals eben andere als jetzt."

Verpasste Chance für Andrea Dovizioso und KTM

Andrea Dovizioso und KTM - das hätte eine überaus erfolgreiche Partnerschaft werden können. Die RC16 ist in der Saison 2020 zu einem absoluten Siegermotorrad gereift, wie Brad Binder in Brünn und Miguel Oliveira in Spielberg eindrucksvoll bewiesen haben. Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass auch Dovizioso mit dieser Maschine Großes erreichen hätte können. Außerdem wäre mit seinem Know-How aus acht Jahren im Werksteam von Ducati ein weiterer technischer Sprung möglich gewesen.

Doch all das sind Gedankenspiele. Und so sind Doviziosos Chancen auf einen Verbleib in der MotoGP über 2020 hinaus aktuell verschwindend gering. Lediglich bei Aprilia könnte sich ein Platz neben Aleix Espargaro auftun, wenn Andrea Iannones Doping-Sperre aufrecht bleibt. Eine endgültige Entscheidung in diesem Fall soll es im Oktober geben. Doch selbst wenn der Platz verfügbar ist, stellt sich die Frage, ob Aprilia für Dovizioso interessant ist. Finanziell soll er schon mit den Angeboten von Ducati und KTM nicht glücklich gewesen sein, bei Aprilia müsste er wohl noch größere Abstriche machen. Und das alles, um dann auf dem wohl auch 2021 schwächsten Bike der MotoGP zu sitzen? Schwer vorstellbar...