Die Coronakrise wird die MotoGP-Saison 2020 zur wohl außergewöhnlichsten ihrer Geschichte machen. Ein voller Kalender mit allen geplanten 20 Rennen ist in weite Ferne gerückt. Der Auftakt in Katar wurde für die MotoGP abgesagt. Jerez, Le Mans, Mugello und Barcelona stehen aktuell ohne Termin da.

Die laut Kalender nächsten drei Rennen werden ebenfalls nicht wie geplant stattfinden können. Das Veranstaltungsverbot am Sachsenring macht den Juni-Termin unmöglich, gleiches gilt für Assen. Die Premiere am neuen KymiRing wäre für 10. bis 12. Juli geplant, doch die Strecke wird bis dahin nicht homologiert werden können, da die Verantwortlichen von Promoter Dorna und Motorradweltverband FIM nicht nach Finnland reisen dürfen.

Der früheste denkbare Saisonstart ist somit nach aktuellem Stand der Tschechien-GP Anfang August. "In Brünn oder Spielberg zu starten, ist unsere optimistischste Annahme", bestätigt Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta im Gespräch mit 'Radioestadio del Motor'. "Wenn wir von dort an den aktuellen Kalender einhalten könnten, wäre das großartig." Das würde zwölf Rennen in Brünn, Spielberg, Silverstone, Misano, Aragon, Buriram, Motegi, Phillip Island, Sepang, Austin, Termas de Rio Hondo und Valencia bedeuten.

MotoGP - Wie geht es nach Corona weiter?: (33:52 Min.)

Ein Szenario, das aber vor allem aufgrund der vielen geltenden Reisebeschränkungen mehr als unwahrscheinlich scheint. Deshalb würde man sich auch mit einem alternativen Kalender von zehn Grands Prix zufriedengeben und diese in Ländern austragen, die Veranstaltungen und Einreisen ermöglichen. Fünf davon hätte man gerne in Europa, fünf in Übersee. Die Europasaison würde dann den Auftakt darstellen, ehe man sich aufgrund von klimatischen Umständen in wärmere Gefilde wie beispielsweise Malaysia, Thailand oder Katar begibt. Bei einem Kalender in dieser Größe wäre auch ein späterer Start, etwa im September möglich. Zusammen mit den Herstellern hat sich die Dorna auf einen Finaltermin geeinigt, der nicht später als der 13. Dezember sein wird.

Bekommt man diese zehn Austragungsländer nicht zusammen, würde man auf einen Notfallplan nach Vorbild der Formel 1 umschwenken. Dort denkt man bereits konkret über mehrere Rennen auf derselben Strecke nach. Spielberg könnte etwa zwei Grands Prix austragen, in Silverstone sollen mit unterschiedlichen Layouts sogar drei Läufe möglich sein. Gefahren würde dann über mehrere Wochen hinweg, es gäbe also nicht mehrere Rennen an einem Wochenende. Derartige 'Super-Wochenenden' hatte Ezpeleta bereits ausgeschlossen, da sie im Hinblick auf TV-Übertragungen kaum Mehrwert bieten würden und der MotoGP somit in der aktuellen wirtschaftlichen Krise keine Hilfe wären.

Zwei Rennen an einem Wochenende? Keine Option für die MotoGP, Foto: Yamaha
Zwei Rennen an einem Wochenende? Keine Option für die MotoGP, Foto: Yamaha

Mehrere Rennen auf einer Strecke über einen längeren Zeitraum hinweg könnte man sich aber vorstellen. Auch in diesem Fall möchte man auf zehn Läufe kommen, um eine einigermaßen aussagekräftige Weltmeisterschaft zustande zu bekommen. "Hier sprechen wir schon über ein sehr pessimistisches Szenario, in dem die Reisebeschränkungen lange aufrecht bleiben", erklärt Ezpeleta. "Dann würden wir versuchen, im November mit Charter-Flügen an eine, zwei oder drei Strecken zu reisen, uns dort quasi unter Quarantäne zu stellen und mindestens zehn Rennen auszutragen." Auch hier denkt man logischerweise wieder an Strecken außerhalb Europas, um MotoGP-geeignetes Wetter sicherzustellen.

Welche Größe der schlussendliche MotoGP-Kalender 2020 haben und welche Anzahl an Strecken er umfassen wird, ist aktuell also noch völlig offen. Fest steht aber, dass Grand-Prix-Wochenenden auf jeden Fall mit allen drei Klassen - also MotoGP, Moto2 und Moto3 - stattfinden werden. "Wir haben eine Absage für Moto2 und Moto3 diskutiert, es aber am Ende ausgeschlossen. Wir werden die Besetzungen der Teams minimieren, aber alle drei Klassen am Start haben. Unsere größte Einnahmequelle ist in dieser Situation das Fernsehen und deshalb müssen wir auch eine Show mit einem gewissen Umfang bieten", so Ezpeleta.

Was passiert mit der Superbike-WM?

Neben der MotoGP befindet sich auch die Superbike-WM im selben Schlamassel. Auch hier versucht man verzweifelt, ausreichend Termine für eine anständige Saison zu finden. Beide Weltmeisterschaften werden von Promoter Dorna geleitet, weshalb es bereits Vorschläge gab, gemeinsame Events für beide Serien zu veranstalten. Eine Idee, der Ezpeleta allerdings eine klare Absage erteilen muss. "Das wird nicht passieren", stellt er klar. "MotoGP und die WSBK haben unterschiedliche Sponsoren, also ist das unmöglich. Die beiden Serien werden eigenständige Kalender haben."

Vorläufiger MotoGP-Kalender für die Saison 2020

DatumGrand PrixStrecke
21.06. DeutschlandSachsenring
28.06. NiederlandeAssen
12.07. FinnlandKymiRing
09.08. TschechienBrünn
16.08. ÖsterreichRed Bull Ring
30.08. GroßbritannienSilverstone
13.09. San MarinoMisano
27.09. AragonMotorland Aragon
04.10. ThailandBuriram
18.10. JapanMotegi
25.10. AustralienPhillip Island
01.11. MalaysiaSepang
15.11. AmerikaAustin
22.11. ArgentinienTermas de Rio Hondo
29.11. ValenciaValencia
TBA SpanienJerez
TBA FrankreichLe Mans
TBA ItalienMugello
TBA KatalonienBarcelona