Nach seinem wegen der Bestzeit viel beachteten Einsatz bei den offiziellen Testfahrten zum 24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps sowie dem zwei Tage darauffolgenden Testunfall vor dem vierten Rennen der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS), stand der nagelneue BMW M4 GT3 zuletzt noch vor seiner offiziellen Rennpremiere im Fokus.

Aus deutscher Sicht schwingt seit einer ganzen Weile die Frage mit, ob der neue Top-Kundensportler von BMW schon dieses Jahr Testrennen außerhalb des Wettbewerbes auch in der DTM bestreitet, bevor ihn interessierte Kundenteams mit Beginn des Jahres 2022 offiziell einsetzen können.

Offenbar ist in dieser Hinsicht noch keine Entscheidung beim Autobauer aus München gefallen. Markus Flasch, Geschäftsführer der BMW M GmbH und gleichzeitig Motorsport-Verantwortlicher, zu Motorsport-Magazin.com: "Wir stehen zur Unterstützung unserer Kundenteams, die in der DTM fahren. Wir stehen auch dazu, dass das für nächstes Jahr gilt, wenn diese Kundenteams mit dem neuen BMW M4 GT3 fahren. Ob der BMW M4 GT3 schon dieses Jahr bei einem Testrennen in der DTM an den Start geht, können wir noch nicht bestätigen."

Nach Unfall: Pläne für BMW M4 GT3 geändert

Laut dem Österreicher hänge diese Entscheidung vom Terminkalender ab, ohne dabei näher ins Detail zu gehen. Es gebe laut Flasch "ein paar Überschneidungen, die wir zuvor auflösen müssen". Damit könnte eine Terminkollision des DTM-Rennwochenendes auf dem Red Bull Ring (03.-05. September 2021) mit dem zeitgleich auf dem Nürburgring stattfindenden Endurance-Rennen der GT World Challenge gemeint sein.

Durch den jüngst erlittenen Unfall auf dem Nürburgring musste der Zeitplan für die Rennpremiere des BMW M4 GT3 geändert werden. Ein möglicher Start bei der NLS-Doppelveranstaltung am 10./11. Juli ist laut einer BMW-Sprecherin gegenüber Motorsport-Magazin.com kein Thema.

BMW M4 GT3: Renn-Debüt in Portimao fällt flach

Stattdessen sollte die Weltpremiere des M4 GT3 nach unseren Informationen am 17./18. Juli 2021 auf dem Autodromo Internacional do Algarve in Portimao beim 'Hankook 24h-Rennen' über die Bühne gehen - exakt ein Jahr nach dem Roll-out des Fahrzeugs. Auch dieser Plan musste verworfen werden, weil der holländische Veranstalter CREVENTIC das Event aufgrund der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus aus Sicherheitsgründen und zum Schutz der Teilnehmer am Donnerstag dieser Woche abgesagt hat.

Als kurzfristigen Ersatz plant CREVENTIC am 14./15. Juli ein 14-Stunden-Rennen im italienischen Mugello, bei dem am Mittwoch fünf und am Donnerstag neun Stunden gefahren werden soll. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com wird BMW an diesem Event aber nicht teilnehmen.

Foto: BMW Motorsport
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Warum der BMW in der GT World Challenge fahren sollte

Dafür hat BMW Motorsport großes Interesse daran, den BMW M4 GT3 bereits dieses Jahr auf der Plattform von SRO-Gründer Stephane Ratel antreten zu lassen - und das mit gutem Grund: Um zu Beginn des Jahres 2022 beim prestigeträchtigen 12-Stunden-Rennen im australischen Bathurst, wo BMW in der GT3-Ära seit 2010 noch nicht gewonnen hat, starten zu können, muss der aktuell noch nicht homologierte BMW M4 GT3 dem Vernehmen nach ein Rennen auf der SRO-Plattform bestreiten, damit auf dieser Basis eine Balance of Performance für Bathurst erstellt werden kann.

Die genauen Details dieses Prozederes sind in der Öffentlichkeit noch nicht bekannt. In der Vergangenheit wurde diskutiert, ob für diese BoP-Einstufung das letzte Rennen des Jahres im SRO-Kalender herangezogen werden soll. Das wäre in diesem Falle das Endurance-Cup-Finale im spanischen Barcelona (08.-10. Oktober 2021).

Dazu muss man wissen: Eigentlich war der Nürburgring als Ort für das Saisonfinale vorgesehen. Wegen einer Kalenderänderung im Dezember 2020 hat nun allerdings Barcelona (zwei Wochen nach dem Sprint-Cup-Finale in Valencia) auch aus logistischen Kostengründen diesen Platz eingenommen.

Foto: BMW Motorsport
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BMW-Leiter: Wollen 2022 in Bathurst fahren

"Um in Bathurst zu fahren, muss man vorher SRO gefahren sein. Und das wollen wir machen", sagte Mike Krack, Leiter BMW M Motorsport, während einer kleinen Medienrunde vor dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, an der auch Motorsport-Magazin.com teilnahm. "Das Auto (der BMW M4 GT3; d. Red.) muss ab Januar (2022) bei internationalen Auftritten dabei sein. Das ist ein Grund, warum man SRO fahren müsste."

Da in den relevanten Rennserien auf dem Nürburgring wesentlich mehr GT3-Veranstaltungen stattfinden als in Barcelona, würde BMW auch mit Blick auf die weitere Entwicklung des Autos und der Reifen höchstwahrscheinlich den World-Challenge-Lauf am 5.9.2021, ein 3h-Rennen auf der Grand-Prix-Strecke bei Sonnenuntergang - bevorzugen, noch dazu als Heimspiel des deutschen Autoherstellers. In diesem Falle wäre allerdings ein DTM-Auftritt auf dem Red Bull Ring, wo der BMW M4 GT3 im August 2020 anlässlich des dortigen MotoGP-Laufes erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde, nicht möglich.

Foto: BMW Motorsport
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Berger: M4-Gaststarts in der DTM 2021 möglich

Sicherlich würden sowohl DTM-Boss Gerhard Berger als auch SRO-Gründer Stephane Ratel den M4 schon dieses Jahr gerne auf ihren jeweiligen Plattformen fahren sehen; wenn auch außerhalb des Wettbewerbes, da das Fahrzeug erst im September 2021 von der FIA homologiert werden soll.

Berger übte in diesem Zuge allerdings keinen medialen Druck auf BMW aus und hielt sich im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com eher bedeckt. "Ich habe mit BMW ausgemacht, dass es den M4 nächstes Jahr auf der DTM-Plattform geben wird", sagte der Österreicher und Landsmann von BMW-M-Chef Flasch. "Und dass sie in diesem Jahr, wann immer sie bereit sind und sich wohlfühlen, den einen oder anderen Gaststart absolvieren."

Da Zolder (06.-08. August 2021) und Assen (17.-19. September) sowie ein noch nicht bestätigtes Event auf dem Norisring-Stadtkurs wohl nicht die favorisierten Einsatzorte für den ersten und sicherlich vielbeachteten DTM-Aufschlag des BMW M4 GT3 im Rennkalender sein dürften, blieben nach aktuellem Stand der Nürburgring (20.-22. August 2021) sowie das Saisonfinale auf dem Hockenheimring (01.-03. Oktober 2021) übrig.

Foto: BMW Motorsport
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BMW M6 in Nordschleifen-Unfall des BMW M4 involviert

Der BMW M4 GT3, der bereits einen Dauerlauf über 30 Stunden im spanischen Almeria absolviert und der inzwischen schon rund 18.000 Testkilometer abgespult hat, wird nach dem Testunfall in der Eifel am RMG-Teamsitz in Andernach derzeit auf seine baldige Rennpremiere vorbereitet.

Übrigens: In den Trainings-Crash am Freitagabend auf der Nordschleife war nach Informationen von Motorsport-Magazin.com auch der ebenfalls von RMG betreute BMW M6 GT3 des BMW Junior Teams involviert! An der Unfallstelle zwischen den Streckenabschnitten Sabine-Schmitz-Kurve und Hatzenbach soll der M6 beim Überfahren von Trümmerteilen des BMW M4 einen Reifenschaden erlitten haben.

Das Auto musste per Abschlepper zurück in die Boxengasse befördert werden. Dieser Vorfall hinderte das BMW Junior Team um Max Hesse, Dan Harper und Neil Verhagen jedoch nicht daran, beim NLS-Rennen am Samstag den ersten Gesamtsieg zu erzielen und mit einem Altersdurchschnitt von 19,6 Jahren als das jüngste Siegerteam in der Geschichte der Nordschleifen-Serie einzugehen.