Das klingt nach einem mit Vorsicht zu genießendem Spektakel: Wie Motorsport-Magazin.com erfahren hat, will die DTM bei ihrem zweiten Rennwochenende auf dem Lausitzring (23.-25. Juli 2021) zum ersten Mal seit 2003 wieder die berüchtigte Kurve-1-Steilkurve nutzen.
Bei dieser Variante biegen die Fahrer nach der Start/Ziel-Geraden nicht wie üblich in die erste Linkskurve und damit ins Kurvengeschlängel des Infields ein, sondern nehmen stattdessen den geraden Weg direkt in die um 5,7 Grad überhöhte und rund 300 Meter lange Ovalkurve mit dem Eigennamen 'Turn 1' des Tri-Ovals, die eine direkte Verbindung von Start/Ziel mit der Gegengerade darstellt.
Diese Variante gilt im Vergleich zur Grand-Prix-Strecke als wesentlich schneller auf dem im Jahr 2000 eröffneten Lausitzring. Seit Beginn des neuen Jahrtausends fuhr die DTM jährlich auf der ähnlich langen GP-Variante (4,570 bzw. 4,534 km) oder der Kurzanbindung mit einer Streckenlänge von 3,478 Kilometern.
Steilkurve auch in Zukunft geplant
"Wir wollen die Einzigartigkeit des Lausitzrings nutzen und den DTM-Fans exklusiv dieses Extra-Spektakel heuer und auch in den kommenden Jahren bieten", wird Frederic Elsner, Director Event & Operations ITR in einer am Freitagnachmittag versendeten Pressemitteilung zitiert. "Das wird ein atemberaubendes, unvergessliches Erlebnis, wenn die Fahrer mit Highspeed diesen Kurs meistern müssen - Rennaction pur!
Die Einbeziehung von Turn 1 erfolgt vorbehaltlich der Erteilung der Homologation der Streckenerweiterung durch den Automobil-Weltverband FIA. Teams und Fahrer der DTM sowie der Rahmenserie DTM Trophy sollen laut ITR-Angaben am Freitagmorgen vor dem ersten Renntag ein zusätzliches, freiwilliges Training erhalten.
Der berüchtigte Turn-1-Vorfall
Nicht ohne Grund verzichteten die DTM und die Hersteller fast 20 Jahre lang auf ein Lausitzring-Rennen inklusive der Turn-1-Steilkurve. Beim ersten und bislang einzigen Versuch am Freitag, 06. Juni 2003 kam es bei Testfahrten kurz vor dem Rennwochenende zu Schäden an den Dunlop-Reifen der Abt-Audis von Christian Abt und Laurent Aiello. Weitere Teams äußerten ihre Bedenken und so kehrte die DTM kurzfristig zurück zum normalen Grand-Prix-Layout.
Sollte die DTM in diesem Jahr tatsächlich ihre Rennen inklusive Steilkurve durchziehen, dürfte das zu einer nicht unwesentlichen Belastung auch für die Reifen des neuen DTM-Partners Michelin führen. Während sich die Erfahrung der meisten Teams mit Steilkurven in Grenzen hält, kann das französische Unternehmen zumindest auf seine Erfahrungen beim 24-Stunden-Rennen von Daytona mit seinem berühmten Oval zurückgreifen.
DTM-Teams im Ungewissen
Ärgerlich für die DTM-Teams: ihre gesammelten Daten bei den offiziellen Vorsaison-Testfahrten auf der GP-Variante des Lausitzrings sind nun wesentlich weniger nützlich. Die Aufnahme des schnellen Turn-1-Ovals stellt deutlich andere Bedingungen an die Setups der unterschiedlichen Fahrzeuge von Audi, BMW, Mercedes, Ferrari und Lamborghini.
Die Geschichte des kaum genutzten Ovals auf dem Lausitzring ist eng verbunden mit der von Alex Zanardi. 2001, als die US-amerikanische CART Series als erste Serie ein Rennen auf dem Tri-Oval des Lausitzrings austrug, verunfallte der Italiener nach der Ausfahrt aus der Boxengasse schwer und verlor in Folge der Verletzungen beide Beine. Zwei Jahre später kehrte mit der CART Series auch Zanardi zurück, der im Vorprogramm symbolisch das damals abgebrochene Rennen zu Ende fuhr.
Nach letztem Stand haben Zuschauer im Juli auf dem Lausitzring die Gelegenheit, das erste DTM-Rennen inklusive der Turn-1-Steilkurve live vor Ort zu verfolgen. Laut einer Pressemitteilung der DTM-Dachorganisation ITR können in Folge eines erarbeiteten Zuschauer-Konzepts täglich bis zu 10.000 Fans auf den Tribünen zugelassen werden.
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