Suzuki hat bei den Tests in der Vorbereitung auf die Saison 2020 groß aufgezeigt. Während Alex Rins (24) bereits in seine vierte MotoGP-Saison geht, wird es für Joan Mir (22) erst das zweite Jahr in der Königsklasse. Und dennoch: Beide Werkspiloten mischten auf der GSX-RR ganz vorn mit.

Rins beendete den Test in Losail in der Kombination der drei Tage auf dem vierten Rang, dabei verpasste er mit 1:54,068 das imaginäre Test-Podest um nur 0,030 Sekunden. Lediglich zwei Fahrer blieben unter der Marke von 1:54 - Vinales und Morbidelli. Doch selbst die Vinales-Bestzeit liegt noch über eine halbe Sekunde hinter dem Streckenrekord.

Am Montag gingen die meisten Piloten und Teams dazu über, sich in so genannten "Long-Runs" auf den Saisonauftakt in knapp zwei Wochen an gleicher Stelle vorzubereiten. Rins drehte dabei 13 Runden am Stück, was circa der Hälfte der Renndistanz von 22 entspricht. Dabei waren bei ihm noch klare Defizite zu erkennen, denn in dieser Rennsimulation schaffte er gerade Mal eine Runde im 1:54er-Bereich, die direkte Konkurrenz lag bei 55-Tief-bis-Mitte. Derzeit ist in diesem Punkt Yamaha-Werksfahrer Maverick Vinales am besten aufgestellt - doch diesen "Druck" gibt dem Spanier auch jetzt schon das ganze Fahrerlager, denen diese starken Longruns bei ihm natürlich aufgefallen waren.

Alex Rins: Donner in der Nacht?, Foto: Suzuki
Alex Rins: Donner in der Nacht?, Foto: Suzuki

Trotzdem zeigt sich Suzuki-Ass Rins optimistisch für den Saisonauftakt in Katar - und auch das Einmischen in den WM-Kampf lehnt der 24-Jährige nicht kategorisch ab. "Ich bin unglaublich happy", sagte Rins am Montagabend. "Erster Tag Erster, zweiter Tag Zweiter, dritter Tag Dritter", lachte er und würde diese Reihenfolge beim Auftakt gern ein Mal herumdrehen. "Aber Scherz bei Seite. Wir haben alles getestet, was wir testen mussten. Das Feedback mit dem Team war unglaublich gut. Ich denke, wir sind für das Rennwochenende stark vorbereitet. Warten wir den Freitag in zwei Wochen ab."

Rins ist derzeit nicht nur auf der Strecke gut drauf, sondern auch Abseits: Er wurde immer wieder bei Scherzen, Neckereien und Knuffen mit seinem Team gesehen - und er strahlt Selbstbewusstsein aus. "Ich habe vollstes Selbstvertrauen", sagte er auch selbst. "Bei den ersten Rennen geht es nicht um die Weltmeisterschaft. Ich will da einfach Rennen für Rennen schauen. Aber ich denke, dass uns im Vergleich zum Vorjahr ein Schritt nach vorn gelungen ist, besonders beim Grip hinten und bei der Konstanz."

Auch er bemühte noch das Phrasenschwein von wegen Test ist Test und Rennen ist Rennen. "Wir müssen jetzt die Rennwochenenden angehen und dann schauen, wo wir stehen, denn am Ende sind das hier alles nur Tests und alle sind unglaublich schnell. Platz 1 bis 15 war vorhin 0,4 - das ist unglaublich eng." Diese Meinung teilten alle, denn in der Kombination aller drei Tage von Katar lagen Platz 1 bis 18 innerhalb von 0,972 Sekunden. Honda-Werks-Rookie Alex Marquez wurde als 21. Letzter der Stammpiloten (vor Aprilia-Noch-Testfahrer Bradley Smith) - und das mit gerade einmal 1,661 Sekunden Rückstand.

Mir überzeugt mir starker Pace

Derlei Sorgen braucht sich Rins' Teamkollege Joan Mir derzeit nicht machen. Er hat zwar auch erst ein Jahr MotoGP-Erfahrung, schickt sich aber an ganz vorn mit zu mischen. Den Katar-Test beendete er auf Rang sechs mit 0,271 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit. "Ich bin mit diesem Test echt zufrieden", grinste Mir. "Wir konnten jeden Tag unsere Pace und auch die Zeiten verbessern. Da sind wir happy. Ich denke, dass wir so weiter machen müssen, das ist der richtige Weg.

Joan Mir: Sprung an die Spitze schon 2020?, Foto: Suzuki
Joan Mir: Sprung an die Spitze schon 2020?, Foto: Suzuki

Mir fuhr am Montag kürzere Long-Runs, kam dabei aber zumeist in den 1:54er-Bereich, oftmals gleich auf Anhieb. "Es stimmt, wir sind nahe an der Spitze dran, die Pace haut hin, die haben wir", zeigte er sich stolz. "Aber wir müssen die Pace auch im Rennen umsetzen, da müssen wir noch weiter arbeiten."

Bei Suzuki kommen einige Dinge bereits jetzt zum Einsatz, die eigentlich erst für in zwei Jahren geplant waren, so das Chassis für 21, welches bislang aber nur Rins zum Einsatz hatte. "Eigentlich ist das für die Zukunft gebaut worden", schilderte Davide Brivio. "Darum hatten wir nur eines dabei - aber es funktioniert so gut, dass wir jetzt entschieden haben, die Einführung vorzuziehen. Das geht jetzt an die Produktion, da müssen wir richtig Gas geben, damit wir mehr Teile bekommen. Das sind gute Nachrichten, aber natürlich müssen jetzt auch alle richtig ranklotzen." Auch beim Top-Speed ist Suzuki gut dabei: Rins kam am Montag auf einen Wert von 346,1 km/h, Mir wurde ein Bestwert von 341,7 bescheinigt. Jack Miller auf der Pramac-Ducati wurde mit 355,2 km/h gemessen.