Haben sie das Reglement nicht gekannt oder haben sie es mit Absicht in Kauf genommen? Suzuki sorgte in den MotoGP-Trainings in Motegi am Freitag für Aufregung: Wildcard-Starter Sylvain Guintoli war mit dem Motor für die kommende Saison unterwegs - und wurde dafür am Samstagmorgen nachträglich disqualifiziert.

Am Freitagabend hatte Suzuki in seiner offiziellen Presseaussendung Guintoli noch stolz verkünden lassen: "Wir arbeiten an diesem Wochenende bereits mit unserem Motor für 2020 um Daten und Feedback zu sammeln. Mein Gefühl damit ist gut."

Während der Vormittagssessions informierte das MotoGP Stewards Panel die Öffentlichkeit darüber, dass dieses Vorgehen einen Regelverstoß nach Paragraf 2.4.6.2 des Technischen Reglements darstellt.

Dieser Regelabsatz besagt, dass für die Motorräder der Wildcard-Starter jedes MotoGP-Herstellers die gleichen Parameter wie für die Bikes der regulären Stammfahrer gelten. Explizit wird in dieser Passage auf Motor, ECU und Sensoren hingewiesen.

Suzuki bricht Enginge Freeze

Da Suzuki, wie auch Honda, Yamaha und Ducati, dem Engine Freeze unterliegt und vor Saisonstart in Katar eine Motor-Spezifikation homologieren lassen musste, die bis Saisonende nicht verändert werden darf, war das Vorgehen der Japaner in Motegi illegal.

Guintoli wurden sämtliche Zeiten vom Freitag aberkannt, was aber keine weiteren Auswirkungen hat. Denn der Suzuki-Pilot verpasste den direkten Q2-Einzug als 20. ohnehin deutlich. Die Frage, ob Suzuki die Details des Technischen Reglements so genau nicht kannte, oder bewusst die Annullierung der Zeiten seines Testfahrers provoziert hat, ist offen.

Teamchef Davide Brivio sprach im Interview mit ServusTV von einer "unterschiedlichen Regelauslegung" der Suzuki-Ingenieure und der Stewards, obwohl die Regelpassage eigentlich keine Lücke offenlässt.