Das Ende der Partnerschaft zwischen KTM und Johann Zarco kam auf Wunsch des Fahrers selbst. Der trat im Rahmen des Österreich-Grand-Prix an seinen Arbeitgeber heran und bat um eine vorzeitige Vertragsauflösung mit Ende 2019. KTM stimmte dem zu. Ob er die restliche Saison noch für den österreichischen Hersteller fertig fahren will, könne er selbst entscheiden, war damals aus der KTM-Führungsebene zu hören.
Nun, gut einen Monat und zwei Rennwochenende später, hat sich die Meinung der KTM-Bosse offensichtlich geändert. Zarco wurde aus der Rolle des MotoGP-Einsatzfahrers enthoben. Gleichzeitig bleibt sein Vertrag mit KTM aber bestehen. Der Franzose wird somit also 2019 auf keinem MotoGP-Bike mehr sitzen. Nicht auf der KTM und nicht auf einer anderen Maschine.
Zweifelsohne eine harte Entscheidung der KTM-Bosse. Denn sie kommt einem Berufsverbot für Zarco gleich. Doch die MotoGP ist ein brutales Business. KTM pflegt zwar einen durchaus familiären und menschlichen Umgang mit seinen Angestellten, Geschenke verteilen kann der erfahrungsärmste MotoGP-Hersteller in dieser Phase seines Projekts aber definitiv nicht.
Zarco wird zur Gefahr für KTM
Bei KTM befindet man sich aktuell in einer ganz entscheidenden Entwicklungsphase. Selten zuvor hat man sich in derart großen Schritten der MotoGP-Spitze genähert. In Mattighofen und Munderfing bewegt sich etwas. Die RC16 ist auf dem besten Weg zu einem Top-Bike der Königsklasse, das schon bald zumindest in manchen Bereichen gewissen Konkurrenz-Maschinen überlegen sein könnte. Hätte man Zarco als Einsatzfahrer bis zum Saisonende behalten, hätte er diese Verbesserungen und die Gründe dafür zweifelsohne mitbekommen.
Das ist deshalb brisant, weil Zarco in wenigen Monaten bereits wieder für KTMs Gegner arbeiten könnte. Er selbst macht keinen Hehl daraus, dass eine Position als MotoGP-Testfahrer die interessanteste Option für 2020 ist. Da könnte sich etwa bei Yamaha eine Möglichkeit auftun, wenn sich Jonas Folger zu einem Comeback als Stammfahrer in der Moto2 entschließt oder die Japaner schlicht und ergreifend Zarco gegenüber Folger bevorzugen.
Dass ein Fahrer von Zarcos Klasse mit den neuesten Informationen aus dem Hause KTM direkt zur Konkurrenz marschiert, ist für KTM nicht tragbar. Die Entscheidung ist somit verständlich. Weil Zarco für die restliche Saison wohl kaum wesentlich mehr geleistet hätte als sein nunmehriger Ersatz Mika Kallio. Und auch, weil sich der emotionale Franzose in seinen wenigen Monaten in Orange nicht viele Freunde gemacht hat. Dinge wurden gesagt und Entscheidungen getroffen, mit denen er seinen Arbeitgeber mehr als nur einmal vor den Kopf stieß. So verständlich Zarcos Frust war: Nachsichtigkeit von KTM durfte er sich so nicht erhoffen. Und sie wurde ihm schlussendlich auch nicht gewährt.
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