Seit 2011 ist Cal Crutchlow ein fixer Bestandteil der MotoGP. Ende 2020 könnte er nach einer Dekade in der Königsklasse seinen Helm an den Nagel hängen. Nicht, weil er dann keinen Platz mehr finden würde oder nicht mehr konkurrenzfähig werden. Viel mehr scheint Crutchlows Körper ihm zu signalisieren, dass die Zeit für ein Karriereende reif wäre.

"Wenn ich an meinen körperlichen Zustand denke, muss ich davon ausgehen, dass es mein letzter MotoGP-Vertrag ist, auch wenn ich mental ewig weiterfahren könnte", so Crutchlow gegenüber 'Autosport'. Das wird aber nicht passieren. Nach meiner Verletzung im vergangenen Jahr und auch den anderen Verletzungen in meiner Karriere wird es immer schwieriger, in einem Zustand zu sein, in dem ich konkurrenzfähig bin."

Im Vorjahr verletzte sich Crutchlow bei einem schlimmen Sturz in Kurve eins von Phillip Island schwer am Knöchel. Schon damals stand ein Karriereende im Raum, der LCR-Honda-Pilot setzte Teamchef Lucio Cecchinello im Winter über diese Möglichkeit in Kenntnis. Doch Crutchlows Genesung verlief unglaublich schnell. Nur gut drei Monate, nachdem er seinen Knöchel praktisch völlig zerstört hatte, saß er beim Sepang-Test wieder auf seiner Honda. Im ersten Saisonrennen auf dem Losail International Circuit von Katar fuhr er als Dritter sensationell auf das Podium.

Crutchlow: Jeden Tag Schmerzen

Seitdem geriet Crutchlows schlimme Verletzung praktisch in Vergessenheit. Nicht aber für ihn selbst. "Ich werde täglich daran erinnert", verrät er im Interview mit dem britischen TV-Sender 'BT Sports'. "Ich habe starke Schmerzen und mein Knöchel ist in keinem guten Zustand. Vor allem die Nerven machen mir zu schaffen. Vielleicht liegt es an dem ganzen Metall, das sich in meinem Körper befindet." Crutchlows Knöchel war viele Teile zersplittert, die mittels Platten und Schrauben wieder zusammengesetzt wurden.

Der Phillip-Island-Crash könnte mit Verzögerung das Karriereende bedeuten, Foto: Screenshot/MotoGP
Der Phillip-Island-Crash könnte mit Verzögerung das Karriereende bedeuten, Foto: Screenshot/MotoGP

Problematisch ist vor allem die Tatsache, dass sich Crutchlow zwischenzeitlich schon wesentlich besser fühlte. In den vergangenen zwei Monaten wurden die Schmerzen aber wieder extrem stark. "Fünf Monate lang war ich fast schmerzfrei und ich dachte, dass es nun besser wird. Zuletzt ging es aber leider steil bergab. Beim Fahren ist es zwar unangenehm, aber es beeinflusst meine Resultate nicht wirklich. Es beeinflusst jedoch mein tägliches Leben. Die ersten Schritte am Morgen fühlen sich an wie damals direkt nach der Operation. Ich kann so nicht weiterleben, das steht fest."

Wie geht es mit Cal Crutchlow weiter?

Über die weitere Vorgehensweise sind sich Crutchlow und die behandelnden Ärzte aber noch nicht im Klaren. "Wenn das Problem ist, dass die Nerven und Muskeln am Metall reiben, dann würde es natürlich helfen, die Platten und Schrauben zu entfernen. Das wissen wir aber nicht, weil man bei der Magnetresonanz nur Metall sieht und sonst gar nichts. Würde ich diesen Eingriff durchführen lassen, müsste ich eine Pause einlegen. Und kein Rennfahrer will einen Grand Prix verpassen, außer du bist Jorge Lorenzo. Auch im Winter haben wir vom letzten bis zum ersten Test nur sieben Wochen Pause. Ich muss das Metall also wohl drinnen lassen."

Am Ende seines aktuellen Vertrags 2020 wird Crutchlow 35 Jahre alt sein. Die Kombination aus Alter, Verletzungen und der Tatsache, dass er neben seiner Rennfahrerrolle auch als Vater für Tochter Willow gebraucht wird, könnte den britischen Charakterkopf dann zum Karriereende bewegen. Bislang hat Crutchlow in der Königsklasse drei Rennen gewonnen, stand 18 Mal auf dem Podium und vier Mal auf Pole Position.