Mugello brachte den MotoGP-Fans ein aufregendes Rennen, dessen Kampf um den Sieg erst in der letzten Runde entschieden wurde. Danilo Petrucci stach mit einem starken Manöver in der ersten Kurve Marc Marquez sowie Andrea Dovizioso aus und holte seinen ersten Sieg.

Für die größte Enttäuschung in Mugello sorgte Valentino Rossi, der ein verkorkstes Wochenende im Kies beendete. Für seine Yamaha-Markenkollegen lief es aber nur unwesentlich besser: Maverick Vinales wurde als bester Pilot des japanischen Herstellers nur Sechster und Yamaha musste in der Konstrukteurs-WM somit das schlechteste Ergebnis dieser Saison verbuchen.

In der Hersteller-Wertung fiel Yamaha dadurch sogar auf den vierten Platz hinter Suzuki zurück und die Fahrer hielten mit Kritik nicht hinter dem Berg. Warum war Yamaha in Mugello so miserabel? Um dieses Thema dreht sich unsere GP-Analyse:

Yamaha fehlt es an Topspeed

Dass die Yamaha auf langen Geraden mittlerweile eines der schwächsten MotoGP-Bikes ist, zeigte sich bereits in den ersten Rennen. Wie schlimm es um die Endgeschwindigkeit der M1 bestellt ist, machten in Mugello schon die Trainings klar.

Session Topspeed (Fahrer) Yamaha-Topspeed (Fahrer)
FP1 350,0 (Rins) 340,6 (Quartararo)
FP2 349,9 (Dovizioso) 340,4 (Rossi)
FP3 356,7 (Dovizioso) 348,0 (Rossi)
FP4 355,6 (Dovizioso) 341,0 (Vinales)
Q1 347,7 (Pirro) 335,8 (Rossi)
Q2 349,9 (Pirro) 339,7 (Vinales)
GP 353,8 (Pirro) 348,0 (Rossi)

Während Ducati sogar den bis dato gültigen Rekord knackte, als Andrea Dovizioso im 3. Training mit 356,7 km/h geblitzt wurde, blieb die jeweils schnellste Yamaha in jeder der vier Trainings sowie in beiden Qualifying-Abschnitten um acht bis zehn km/h hinter dem schnellsten Motorrad der Session. Am Sonntag war dieser Abstand nicht mehr ganz so groß, wobei dieses Ergebnis ein wenig durch Windschatten verzerrt ist. Zum Vergleich: Rossi war in jeder seiner sieben fliegenden Runden bei der Topspeed-Messung mit mehr als 340 km/h unterwegs, während der jeweilige Leader zumeist darunter lag.

Es fehlt auch an Beschleunigung

Valentino Rossi brachte es nach dem Rennen in Mugello auf den Punkt: "Es geht nicht nur um den mangelnden Topspeed. Wir haben auch beim Beschleunigen Probleme. Alle Yamaha wurden heute am Start von vielen Motorrädern überholt. Jeder von uns hat dort Positionen verloren."

Tatsächlich war die erste Runde ein Horror für Yamaha. Fabio Quartararo verlor sieben Plätze und fiel von der ersten Startreihe auf Rang 9 zurück, Franco Morbidelli büßte von Startplatz 4 sechs Positionen ein und Maverick Vinales verlor fünf Plätze und fand sich nach der ersten Runde nur auf P12 wieder. Einzig Rossi konnte im ersten Umlauf einen Fahrer überholen (Karel Abraham) und profitierte zudem vom Defekt von Tito Rabat.

Im Rennen selbst entwickelte sich der letzte Sektor zur Nemesis für die Yamaha-Asse. Dieser beginnt vor der schnellen Biondetti-Kombination und umfasst gleich zwei lange Beschleunigungsphasen vor und nach der schwierigen Zielkurve. Hier verhungerten die Yamaha-Piloten allesamt.

Maverick Vinales blieb im letzten Sektor nur zweimal unter einer Zeit von 24,5 Sekunden - mit einer persönlichen Bestzeit von 24,421 in Lap 16. Es war die schnellste Zeit in diesem Sektor einer Yamaha. Zum Vergleich: Den insgesamt beste Sektorzeit, die Marc Marquez aufstellte, war mehr als drei Zehntelsekunden schneller.

Insgesamt verlor Vinales auf Marquez in den 23 Durchfahrten des letzten Streckenabschnittes 4,849 Sekunden. Das ist ein Großteil seiner 7,438 Sekunden, die er am Ende hinter dem Zweitplatzierten lag. Bei Quartararo zeigt sich ein ähnliches Bild: Von seinen 17 Sekunden Rückstand auf Marquez riss er 8,2 Sekunden davon alleine im finalen Sektor auf.

Warum rechnen wir die Rückstände auf Marquez? Weil der MotoGP-Champion der absolut schnellste in diesem Segment war und sogar Sieger Petrucci drei und dem Drittplatzierten Dovizioso eine Sekunde über die volle Renndistanz abnahm.

Fazit: Yamaha fehlt Power

Mugello deckte gnadenlos auf, dass es der Yamaha an Power fehlt. Nicht nur die Topspeed-Werte, sondern auch die Sektorzeiten im schnellen letzten Abschnitt stellten unter Beweis, dass alle Yamaha-Fahrer geschlossen ohne Chance gegen die Konkurrenz waren. Da die Japaner beim Motor nicht mehr nachbessern dürfen, blühen wohl noch einige Niederlagen in dieser Saison - spätestens Spielberg dürfte den Ingenieuren wieder die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Die Startschwäche von Vinales erwischte diesmal alle Yamaha-Fahrer. Wenn sich auch das als Schwachstelle des Materials herausstellt, stehen allen Fans der Blauen schwere Zeiten bevor.