Der Circuit of the Americas gehört zu den neuesten Strecken im Rennkalender der MotoGP. 2012 wurde der Kurs im texanischen Austin eröffnet, nur der Chang International Circuit von Buriram wurde später fertiggestellt. Und dennoch ist der Kurs von Austin in einem für die MotoGP durchaus bedenklichen Zustand.

Wie kann das sein? Der von Hermann Tilke entworfene Circuit of the Americas wurde auf einem sehr lehmigen Boden gebaut. Das sorgt für jede Menge Bewegung unter dem 5,5 Kilometer langen Asphaltband. So entstehen zahlreiche Unebenheiten auf der Strecke, die durch den Anpressdruck von Formel 1 oder IndyCar, die ebenfalls in Austin fahren, zusätzlich verstärkt wird.

Das Problem in Austin ist nicht neu. Bereits vor dem Grand Prix von Amerika 2018 ließen die Verantwortlichen des Circuit of the Americas die Unebenheiten abfräsen, wirklich zufriedenstellend für die Fahrer verlief das Unternehmen aber nicht. Für dieses Jahr versuchte man es erneut, einmal mehr mit bescheidenem Erfolg.

Umbauarbeiten bringen in Austin keine Lösung

Die Bodenwellen sind größer und aggressiver als jemals zuvor, befinden sich zudem etwa in Turn zwei oder sechs direkt in der Kurvenmitte. Auch die Gegengerade, auf der Geschwindigkeiten von 340 Stundenkilometern erreicht werden, gleicht einer einzigen Wellenbahn. Die Unebenheiten bringen Motorrad und Fahrer aus der Balance, was schnell zu Stürzen führen kann.

Marquez kam in der Vergangenheit in Austin am besten zurecht, Foto: LAT Images
Marquez kam in der Vergangenheit in Austin am besten zurecht, Foto: LAT Images

Gleich mehrere Piloten kritisierten daher den Zustand der Strecke massiv. Die deutlichsten Worte fand Ducati-Werksfahrer Danilo Petrucci. "Es ist unglaublich, dass wir überhaupt hier fahren", schimpfte er. "Die Strecke ist in einem noch schlechteren Zustand als im Vorjahr. Es ist wie eine normale Straße mit Wellen und Löchern. Ich glaube nicht, dass das den Standards für eine MotoGP-Strecke entspricht. Der Kurs ist eigentlich großartig, aber der Asphalt ist einfach schlecht. Es ist wirklich schade."

An Aleix Espargaros Aprilia brachen durch die heftigen Schläge im 1. Training beide Lockstops, Plastikelemente die den Einschlag des Vorderrades begrenzen. "Es ist unfassbar. Das hier ist MotoGP und nicht Motocross", ärgerte er sich. Für Rookie Fabio Quartararo ist Turn 2 in Austin die 'gefährlichste Strecke im MotoGP-Kalender.

Selbst Marc Marquez, der bislang jedes MotoGP-Rennen auf dem Circuit of the Americas gewinnen konnte, äußerte sich kritisch: "Man muss hier aufgrund der vielen Wellen erst die richtige Linie finden, denn die ändert sich von Jahr zu Jahr. Das Setup des Motorrads und seinen Fahrstil muss man auch dementsprechend anpassen."

Fräsarbeiten sorgen in der MotoGP für Schmutzproblem

Die ohnehin erfolglosen Fräsarbeiten haben zudem noch einen mehr als unangenehmen Nebeneffekt. Durch sie sammelte sich extrem viel Schmutz auf der Strecke, von feinem Staub bis hin zu gröberen Steinchen. Der Staub sorgt lediglich für schlechten Grip, die größeren Schmutzteile können aber sogar den MotoGP-Triebwerken gefährlich werden, wenn etwa ein Stein angesaugt wird.

Feinmaschigere Gitter können verwendet werden, doch mehr Gitter bedeutet weniger Luftzufuhr und somit weniger Leistung - eine Gratwanderung für die Hersteller. Bei Aprilia setzt man deshalb erstmals auf eine neue Lösung. Der Lufteinlass an der Front der RS-GP wurde mit einer klebrigen Substanz bestrichen, die dafür sorgen soll, dass mehr Schmutz aus der angesaugten Luft gefiltert wird.

Der speziell präparierte Lufteinlass der Aprilia RS-GP, Foto: Screenshot/MotoGP
Der speziell präparierte Lufteinlass der Aprilia RS-GP, Foto: Screenshot/MotoGP