In Argentinien noch als Provokation benutzt, nun bereits im Einsatz: Honda hat als erster Hersteller erfolgreich Ducatis Schwingen-Spoiler kopiert und im zweiten MotoGP-Training in Austin am Freitag zum ersten Mal eingesetzt.

"Wir haben etwas zur Verbesserung der Steifigkeit der Schwinge ausprobiert", sagte Marc Marquez, der sich dabei ein Lachen nicht verkneifen konnte. Denn laut Meinung des Großteils der MotoGP-Hersteller (inklusive Honda) generiert der neue Flügel in erster Linie Abtrieb, was offiziell aber höchstens als Nebeneffekt erlaubt ist.

Die Farce von Argentinien

Auf welch wackeligen Beinen die aktuelle Entscheidungspraktik der Offiziellen steht, bewies Honda zuletzt in Argentinien mit einer Farce: Am Donnerstag führten HRC-Ingenieure dem Technischen Direktor Danny Aldridge den Schwingen-Flügel zur Homologation vor. Aldridge verwehrte allerdings seine Einsatzerlaubnis für das Teil, weil Honda angab, dass die Konstruktion Abtrieb generiere.

Als man einen Tag später das exakt gleiche Teil erneut vorführte, diesmal aber mit der Begründung, es kühle den Hinterreifen, musste Aldridge seine Erlaubnis erteilen. Denn Ducati hatte aufgrund der gleichen Begründung in Katar die Homologation für seinen Flügel erhalten. In Austin fuhr am Freitag nur Marc Marquez mit der neuen Konstruktion.

Flügel auch am Samstag dran?

Ganz überzeugt ist der MotoGP-Weltmeister von der neuen Konstruktion nicht: "Beim Anbremsen gibt es Unterschiede mit dem Abtrieb. Es ist eine aerodynamische Kleinigkeit, daher müssen wir nun genau analysieren, da es auch Negatives gab", so Marquez.

Jack Miller, seit Katar ebenfalls mit dem umstrittenen Ducati-Flügel ausgestattet, nahm es mit Sarkasmus: "Vor zwei Rennen haben sie noch dagegen protestiert, jetzt haben sie selbst einen. Wer hätte das gedacht!"

Ob Marquez den Flügel auch am Samstag einsetzen wird, ist noch offen. Im MotoGP-Qualifying hat er seine weiße Weste in Austin zu verteidigen, denn in bislang sechs Versuchen entschied der amtierende Weltmeister die Qualifikation sechsmal für sich.