Ich möchte meinem Kommentar voran schicken, dass die folgenden Zeilen keinerlei Wertung über das Moderatoren- und Kommentatoren-Team der MotoGP-Sendungen von Eurosport enthalten. Es soll lediglich eine Abrechnung mit der Chefetage des Senders sein, die in den vier Jahren der Rechteperiode viel falsch gemacht und sich damit zurecht den Zorn vieler MotoGP-Fans zugezogen hat.


Eurosport vom Beginn auf dem Holzweg

Ein bekanntes Sprichwort lautet: "Es kommt selten etwas Besseres nach." Das konnte man direkt auf den Wechsel der MotoGP-Rechte für Deutschland von Sport1 zu Eurosport im Winter 2014/15 umlegen. Viele Motorrad-Fans hatten bei Sport 1 einst beklagt, dass die kostenlos empfangbare Live-Übertragung der kleinen Klassen oft Fußball-Diskussionen oder anderen vermeintlich wichtigeren Sendungen zum Opfer fiel.

Als Eurosport übernahm, war plötzlich teilweise Schluss mit "kostenlos". Denn von Beginn an fuhr man eine Doppelstrategie aus 50 Prozent der Rennen im Free-TV und 50 Prozent auf "Eurosport 2", das nur in kostenpflichtigen Paketen zu empfangen war. Parallel dazu startete man den berühmt berüchtigten "Eurosport Player", mit dem man eine zweite Einnahmequelle erschloss.

Der Frust war groß, als 2015 unmittelbar nach Saisonbeginn die beiden Primetime-Rennen in Austin und Argentinien in Deutschland nicht kostenlos zu sehen waren. Viele Fans griffen für die MotoGP in die Tasche, ließen ihrer Wut auf Eurosports Strategie aber im Gegenzug in den sozialen Medien freien Lauf. Vor allem der "Eurosport Player" sorgte immer wieder für Shitstorms.

Pannenserie im Eurosport Player

Von schlechter Übertragungsqualität bis hin zu unübersichtlicher Menüführung oder Totalausfällen des Livestreams war alles dabei, wovon der Kundenservice Alpträume bekommt. Im August 2017 kam es daher sogar zu einer Entschädigungszahlung in Höhe von 10 Euro an Abonnenten, weil das System aufgrund einer Fußball-Übertragung komplett kollabiert war.

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Aber auch die klassischen TV-Sendungen sorgten immer wieder für Ärger. Werbung ist für nicht staatlich geförderte Medien überlebenswichtig, weshalb auch Eurosport immer wieder seine Liveberichte für Werbefenster unterbrach. Für Kopfschütteln sorgten allerdings Werbefenster, in denen Eurosport sichtlich kein Geld verdiente. Denn oftmals wurde eine MotoGP-Session unterbrochen für irrelevante Highlight-Kurzclips irgendwelcher anderer Sportarten, die Eurosport im Programm hatte.

Wenn ich an dieser Stelle einfach nur den Namen "Rafael Nadal" in den Raum werfe, wissen alle leidgeprüften MotoGP-Fans auf Eurosport, wovon ich rede... Es handelte sich bei diesen nervigen Clips ja nicht einmal um Sendungshinweise. Zurecht reagierten da viele Fans mit Unverständnis.

Hohe Personalfluktuation

Auch die hohe personelle Fluktuation spricht nicht gerade für gutes Personalmanagement. So verließen in den dreieinhalb Jahren seit der Übernahme der MotoGP-Rechte die Experten Alex Hofmann und Dirk Raudies sowie die Hauptkommentatoren Ron Ringguth und Johannes Orasche die Motorrad-Crew von Eurosport.

All diese Zutaten passen perfekt in das chaotische Bild, das Eurosport bei seiner MotoGP-Strategie an den Tag gelegt hat. Zu keiner Zeit gab die Chefetage den Fans das Gefühl, dass dem Sender die Motorrad-WM wirklich am Herzen liege. So sah man es zuletzt nicht einmal für notwendig an, zu Saisonstart zu kommunizieren, welche Rennen im Free-TV und welche im Pay-TV laufen. Vor wenigen Wochen kickte man zudem das Monats-Abo für den "Eurosport Player" aus dem Sortiment, womit sich Fans nur noch für ein Jahr verpflichten können.

Im Mai setzte man sich nach Le Mans zudem bei der Dorna in die Nesseln, als man offen auf Twitter kommunizierte, dass die Rennen in Mugello, Barcelona, Assen und Brünn überhaupt nur im Player zu sehen sein würden. Eine Strategie, von der man - vermutlich auf geheime Intervention der Dorna - doch wieder absehen musste.

Die letzten acht MotoGP-Rennen laufen bei Eurosport allesamt im Free-TV. Dann ist aber Schluss - und das ist auch gut so! Denn wie echte Passion für Motorradsport aussieht, das beweist Servus TV seit 2016 in Österreich. Ab der nächsten Saison kommen auch die deutschen Fans in diesen Genuss. Dann wird sich auch das Sprichwort "Es kommt selten etwas Besseres nach" ausnahmsweise ad absurdum führen.