Andrea Iannone und Suzuki gehen aller Voraussicht nach nicht im Guten auseinander. Der exzentrische Italiener verlässt die Blauen bekanntlich nach der laufenden MotoGP-Saison 2018 in Richtung Aprilia. Verabschieden möchte sich Iannone noch mit dem einen oder anderen Highlight nach zwei Jahren voller Missverständnisse. Beim Österreich-GP in Spielberg folgte allerdings das nächste Kapitel einer unglücklichen Beziehung: Iannone fühlte sich von seinem Arbeitgeber benachteiligt und machte seinem Frust darüber öffentlich Luft.

Iannone: Suzuki nicht professionell

Dreh- und Angelpunkt von Iannones Kritik ist ein neuer, weiterentwickelter Rahmen, den Teamkollege Alex Rins für das MotoGP-Wochenende auf dem Red Bull Ring erhalten hatte, Iannone jedoch nicht. Dieser Rahmen verfügt über eine etwas umfangreichere Carbon-Verstärkung als das bisherige Modell. Eigentlich ist es durchaus branchenüblich, abtrünnige Fahrer ab einem gewissen Zeitpunkt in der Saison nicht mehr mit den neuesten Evo-Teilen im Hinblick auf die neue Saison zu versorgen.

Iannone beschwerte sich dennoch nach dem Spielberg-Qualifying bei den anwesenden Medienvertretern. "Wir haben ein Bike mit vielen Limits, was hier deutlich wird. In der zweiten Saisonhälfte haben wir gehofft, diese Limits zu verschieben, aber nichts passiert. Es ist nicht so, als hätte ich viel erwartet. Aber es gibt eine Chassis-Evolution, die Alex verwendet und ich nicht", so der Noch-Suzuki-Pilot.

Andrea Iannone äußerte harsche Kritik an Suzuki, Foto: Tobias Linke
Andrea Iannone äußerte harsche Kritik an Suzuki, Foto: Tobias Linke

Von seinem Arbeitgeber hat der Italiener angesichts dieser Vorgehensweise keine hohe Meinung mehr. "Ich denke, als Werksfahrer versuchst du, so professionell wie möglich zu arbeiten und hoffst, Teile zu erhalten, die das Bike schneller machen. Mir fehlt es nicht an Motivation, aber das alles liegt nicht mehr in meinen Händen. Vor zwei Jahren habe ich hier noch den Pole-Rekord aufgestellt, und jetzt bin ich eine Sekunde langsamer", legte Iannone nach.

Suzukis MotoGP-Teamchef Brivio kontert

Klar, dass die Suzuki-Chefetage in Person von Teamchef Davide Brivio rasch auf diese Anschuldigungen reagierte. "Man kann nicht sagen, dass Suzuki nicht professionell wäre. Alle verfügbaren Teile, die uns einen Vorteil einbringen können, werden immer für beide Fahrer zur Verfügung gestellt", entgegnete Brivio auf Iannones Kritik.

Der Fall mit dem Rahmen sei allerdings ein spezieller, räumte der Suzuki-Teamchef ein. Denn man hatte nur ein Exemplar davon auf Lager, das zunächst ausschließlich für Testzwecke vorgesehen war. Sylvain Guintoli setzte den Rahmen beim Wildcard-Einsatz in Brünn ein, Alex Rins testete ihn tags darauf. Danach war der Spanier derart von diesem Rahmen überzeugt, dass er beim Werk anfragte, ob er ihn in Spielberg verwenden dürfe, führte Brivio weiter aus. Somit konnte Rins in Österreich wertvolle Daten für die neue Saison sammeln.

Ob und wann Iannone ein Exemplar des neuen Rahmens bekommt, steht indes noch in den Sternen. "Wir arbeiten schon im Hinblick auf 2019 mit dem Fahrer zusammen, der bleibt. Ich denke, es ist normal, mit ihm die Arbeit fortzuführen. Wenn wir Zeit haben, bauen wir noch einen Rahmen für die anderen Rennen. Aber ich weiß nicht, wie lange das dauert", erklärte Brivio.

Den neuen Rahmen setzte zunächst Guintoli in Brünn ein, dann Rins in Spielberg, Foto: Suzuki
Den neuen Rahmen setzte zunächst Guintoli in Brünn ein, dann Rins in Spielberg, Foto: Suzuki

Doch nicht nur die Sache mit dem Rahmen stößt Iannone sauer auf. Schon zuletzt in Brünn gab es von seiner Seite Beschwerden, dass er nicht das Verkleidungs-Update erhalten hätte. "Er hatte die neue Verkleidung. Er ist aber beim Test gestürzt und dabei ging sie kaputt. Danach hatte Rins das Modell verworfen und wir haben sie daraufhin nicht homologieren lassen", meinte Brivio dazu. So oder so: Die Beziehung zwischen Iannone und Suzuki lässt sich wohl kaum noch kitten. Ob es für ihn bei Aprilia besser wird?