Zum MotoGP-Saisonstart 2018 in Katar wird Valentino Rossi 39 Jahre alt sein. Ein Alter, in dem sich fast alle Rennfahrer bereits in der Rente befinden. Bei Rossi scheint es aber so, als hätte er noch über seinen laufenden Vertrag bis Ende 2018 Lust darauf, in der MotoGP Gas zu geben. Zunächst gab der Yamaha-Pilot immer an, die Entscheidung über seine Zukunft nach fünf oder sechs Runden im Frühsommer diesen Jahres treffen zu wollen - also rund um sein großes Heimrennen in Mugello.

Zuletzt zeichnete sich aber ab, dass es schon wesentlich früher so weit sein könnte. Teamkollege Maverick Vinales hat mit Yamaha bereits bis 2020 verlängert und gab das bei der offiziellen Teampräsentation vergangene Woche in Madrid bekannt. Anschließend deutete auch Rossi eine baldige Entscheidung an: "Wir haben schon über meine Zukunft gesprochen und ich habe ein gutes Gefühl was das betrifft, aber zuerst will ich jetzt einmal die Testfahrten absolvieren. Die Testfahrten sind extrem wichtig, denn man kann da schon mehr oder weniger erahnen, wie die Saison verlaufen wird. Die Geschehnisse in den Tests ähneln denen an den Rennwochenenden im Normalfall. Ich möchte gerne weitermachen, aber das Wichtigste ist, konkurrenzfähig zu sein. Wenn das der Fall ist, sehen wir weiter."

Sepang-Tests ändern nichts an Valentino Rossis Plan

Am vergangenen Sonntag, dem ersten Testtag zur MotoGP-Saison 2018 in Sepang, schlug sich Rossi gut, führte das Feld lange Zeit an und fiel erst am Ende des Tages einige Plätze zurück, als die Konkurrenz auf der immer schneller werdenden Strecke die Zeiten nach unten schraubte, Rossi nach absolviertem Programm aber bereits bei der Nachbereitung war. Einzelne Journalisten sahen seine guten Testleistungen bereits als ausreichenden Grund für eine Vertragsverlängerung, doch Rossi wiederholte seinen Platz noch einmal: "Ich habe gesagt, dass ich alle drei Wintertests abwarten will. Ich will sehen, ob ich konkurrenzfähig bin und wie gut das Motorrad ist. Wenn alles passt, werde ich unterschreiben."

Bei den Testfahrten in Sepang war Rossi pfeilschnell unterwegs, Foto: Yamaha
Bei den Testfahrten in Sepang war Rossi pfeilschnell unterwegs, Foto: Yamaha

Etwas müssen wir uns also wohl noch gedulden, ehe wir über Valentino Rossis Zukunft Bescheid wissen. Seine starke Performance in Sepang und der positive und lockere Eindruck, den er auch abseits der Strecke erweckt, deuten aktuell aber stark auf seine Vertragsverlängerung hin. Auch aus seinem engsten Umfeld sind keine Stimmen zu hören, die von einem Karriereende sprechen. Wir haben die Meinungen von Rossis engsten Vertrauten im MotoGP-Paddock gesammelt:

Massimo Meregalli (Movistar Yamaha Teamchef): "Ich persönlich glaube nicht, dass er aufhören wird. Ich denke, dass er weitermachen will. Er möchte aber wohl die Wintertests und vielleicht die ersten zwei bis drei Rennwochenenden der Saison abwarten und sehen, ob er immer noch schnell genug ist. Die Intention von beiden Seiten ist, gemeinsam weiterzuarbeiten. Wir müssen aber abwarten, denn am Ende ist er der Mann, der die Entscheidung treffen muss. Die Tür steht auf jeden Fall immer offen für ihn."

Luca Cadalora (Valentino Rossis Riding Coach): "Jeder hier würde natürlich gerne wissen, ob Valentino weiterfährt. Wissen kann es nur er - es ist seine Entscheidung. Ich denke aber, dass wir es bald erfahren werden. Alle hoffen, dass wir zusammen weitermachen können. Ich glaube, dass Motorradfahren immer noch das ist, was ihm am meisten Spaß im Leben machen. Deshalb denke ich, dass unsere Aussichten für die Zukunft gut sind."

Franco Morbidelli (Mitglied der VR46 Academy): "Ich weiß nicht, was er machen wird. Ich sehe in ihm aber auf jeden Fall immer noch die Motivation, um weiterzufahren. Er hat eine unglaubliche Leidenschaft für den Sport und ist trotz seines Alters immer noch einer der besten Piloten und arbeitet extrem professionell."

Mit Franco Morbidelli hat Rossi den ersten Fahrer aus seiner Academy in die MotoGP gebracht, Foto: gp-photo.de/Ronny Lekl
Mit Franco Morbidelli hat Rossi den ersten Fahrer aus seiner Academy in die MotoGP gebracht, Foto: gp-photo.de/Ronny Lekl

Alex Briggs (Mechaniker bei Valentino Rossi): "Ich hoffe, dass er verlängert, sonst habe ich wahrscheinlich keinen Job mehr. Ich sehe aber auch keinen Grund, warum er nicht weitermachen sollte. Was soll er denn sonst machen? Schon am Beginn der vergangenen Saison wirkte er auf mich motivierter als je zuvor und in diesem Jahr ist es genau gleich. Ich glaube, dass er es so machen wird, wie er es angekündigt hat: Er wird ein bis zwei Rennen fahren und dann eine Entscheidung treffen. Ich weiß nicht wie seine Entscheidung aussehen wird, aber ich hoffe, dass er weiterfährt und bin mir auch ziemlich sicher, dass er das tun wird."

Davide Brivio (Ex-Teamchef bei Yamaha): "Wenn ich mir ansehe, wie er vergangenes Jahr von seiner Verletzung zurückgekommen ist, wie er ständig auf dem Motorrad trainiert und welche Leidenschaft er immer noch für den Motorsport hat, dann kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass er schon bereit ist, nur noch Coach zu sein und ansonsten zuhause zu bleiben. Mein Gefühl ist, dass er noch nicht aufhören will."