Andrea Dovizioso erlitt auf Phillip Island einen schweren Rückschlag im Kampf um den MotoGP-Titel. Mit Platz 13 fuhr er sein bislang schlechtestes Saisonergebnis ein (den Ausfall in Argentinien ausgenommen). Seine Ducati war ihm auf der kleinen Insel vor Australien diesmal keine besonders große Hilfe, denn die Rote Rennfraktion aus Bologna schlitterte in ein Debakel. Zum ersten Mal seit über einem Jahr stand keine einzige Ducati in den Top-10. Wie unterlegen die Desmosedici auf Phillip Island war, zeigt unsere Analyse:

MotoGP Phillip Island: Das Wichtigste in 70 Sekunden (01:10 Min.)

Ducati fährt die langsamsten Einzelrunden

Schon im Qualifying zeichnete sich ab, dass Phillip Island Ducati in diesem Jahr überhaupt nicht liegt. Einzig Andrea Dovizioso schaffte es in Q2, wo er aber nur den enttäuschenden 11. Rang belegte. So weit hinten stand er seit Jerez nicht mehr und zum ersten Mal in dieser Saison schaffte es keine einzige Ducati in die ersten drei Reihen.

Schnellste Qualifying-Runde nach Hersteller:

RundenzeitHerstellerFahrer
1:28,386HondaMarc Marquez
1:28,719YamahaMaverick Vinales
1:28,937SuzukiAndrea Iannone
1:29,030KTMPol Espargaro
1:29,271ApriliaAleix Espargaro
1:29,496DucatiAndrea Dovizioso

Im Rennen sahen die Kräfteverhältnisse nicht viel anders aus. Ein Blick auf die schnellste Rennrunde nach Hersteller offenbart klare Schwächen. Zwar war man in dieser Statistikkategorie etwas näher dran als im Qualifying, doch der letzte Platz ist der Saisonleistung von Ducati eigentlich nicht würdig.

Schnellste Rennrunde nach Hersteller:

RundenzeitHerstellerFahrer
1:29,572YamahaJohann Zarco
1:29,843SuzukiAlex Rins
1:29,982HondaCal Crutchlow
1:30,086ApriliaAleix Espargaro
1:30,313KTMBradley Smith
1:30,347DucatiAndrea Dovizioso

Zwar wurden einige der schnellsten Rennrunden einzelner Fahrer im Windschatten der Führenden in der Spitzengruppe erzielt, doch auch Dovizioso ließ sich auf seiner schnellsten Runde (die gleichzeitig die schnellste einer Ducati war) von Jorge Lorenzo und Dani Pedrosa über Start/Ziel ziehen. Einzelzeiten hin oder her - auch bei der generellen Rennpace hatte Ducati auf Phillip Island einfach keine Chance.

Auch bei der Pace Schlusslicht

Mit Suzuki, Yamaha, Honda und - bis zum Sturz von Aleix Espargaro in der 8. Runde - Aprilia brachten vier der sechs MotoGP-Hersteller beim Australien-GP zumindest ein Motorrad in die zu Beginn neunköpfige Spitzengruppe, die sich den Sieg ausmachte. Zum Zeitpunkt des Espargaro-Unfalls lag die Topgruppe innerhalb von nur 1,7 Sekunden und hatte die Verfolger bereits um zwei Sekunden abgehängt.

Dass die Pace von Suzuki, Yamaha und Honda an diesem Sonntag höher war, ist daher nicht zu bestreiten. Sehen wir uns daher an, wie Ducati im Vergleich mit KTM und der Espargaro-Aprilia abschneidet. Alle drei Motorräder knackten im Rennen nie die Rundenzeit von 1:30,000 Minuten.

Ducati hatte im kühlen Phillip Island schon zu Beginn Probleme. Dovizioso unterlief auf seiner zweiten Runde in Turn 1 ohnehin ein schwerer Fehler beim Anbremsen, der ihn rund zweieinhalb Sekunden kostete. Aber auch seine Markenkollegen hatten Anlaufschwierigkeiten. In den ersten vier Runden waren beide KTM und die Aprilia von Espargaro in jeder Runde schneller, erst im fünften Umlauf waren Dovizioso und auch Lorenzo endliche einmal schneller als das KTM-Duo.

Doch vor allem Smith steigerte sich dann und gab die Pace vor, während vor allem Lorenzo und auch Scott Redding (als 11. am Ende sogar stärkster Ducatisti) rasch den Anschluss verloren. Erst gegen Mitte des Rennens glich sich die Pace an. So lagen etwa bei Lap 15 die Zeiten von Redding, Dovizioso, Pol Espargaro und Smith innerhalb eines Fensters von nur einer Viertelsekunde.

Zweite Rennhälfte: Keine Chance mehr

Den entscheidenden Vorteil auf die Kampfgruppe mit der Ducati-Armada hatte sich KTM schon in den ersten vier Runden herausgefahren. Zu diesem Zeitpunkt hatten Smith/Espargaro bereits einen Vorsprung von zweieinhalb Sekunden auf ihre Verfolger, mit der 15. Überfahrt von Start/Ziel betrug dieser Abstand schon 4,3 Sekunden. Bis zur vorletzten Runde sollten es noch über sechs Sekunden werden.

Lorenzos Rundenzeiten stiegen in der 15. Runde zum ersten Mal über 1:31 Minuten, jene von Dovizioso eine Lap später. Danach sahen beide keinen einzigen Umlauf mehr unter dieser Marke. Während auch Smith sein Pulver verschossen hatte, konnte sein Teamkollege Espargaro immerhin noch zweimal diese Marke knacken. Ducati-Ass Redding schaffte dieses Kunststück sogar dreimal und war am Ende sogar der schnellste Mann aus der Roten Rennfraktion.

Fazit: Ein Debakel für Ducati

Gegen die japanische Hersteller-Konkurrenz war Ducati auf Phillip Island völlig chancenlos, aber auch gegen Aprilia und KTM sah man diesmal alt aus. Schwache Einzelrunden und ein geschlossen schlechter Start ins Rennen sorgten dafür, dass nach den ersten Kurven zu keinem Zeitpunkt am Sonntag auch nur eine einzige Ducati je auf einem Platz innerhalb der Top-10 lag. Das ist besonders bitter, da die Italiener in Motegi über weite Strecken des Rennens noch das schnellste Bike stellten und mit den Plätzen 1, 3 und 6 ein hervorragendes Ergebnis einfuhren.

Doch während in Motegi starke Beschleunigung und harte Bremsmanöver gefragt waren, fordert Phillip Island von den Bikes vor allem geschmeidiges Umlegen in den schnellen Kurven und flinke Richtungswechsel in den eckigen Passagen. Zudem war der Wind ein Faktor, weshalb auch nur Lorenzo auf die Winglets setzte, die als zusätzlicher Windfang die Aufgabe erschwerten. Doch auch mit der flügellosen Verkleidung ging wenig. Das Handicap durch sein Motorrad katapultierte Dovizioso im Hinblick auf den WM-Titel ins Abseits. In Sepang muss er nun bereits volle Attacke gehen und benötigt zudem Schützenhilfe im Duell mit Marc Marquez.

Das sagen die Fahrer zum Ducati-Debakel

Andrea Dovizioso (Ducati): "Das heutige Rennen war eine riesige Enttäuschung. Wir haben viele Punkte in der WM verloren. Mein Fehler in der Anfangsphase hat das Rennen sicher massiv verkompliziert, aber auch die Wahl des Hinterreifens war vielleicht nicht die beste und unser Motorrad macht uns auf dieser Strecke generell große Probleme. An diesem Wochenende war keine Ducati wirklich schnell."

Jorge Lorenzo (Ducati): "Das war ein Wochenende zum Vergessen. Wir waren nie konkurrenzfähig. Ich bin von weit hinten gestartet und konnte mich im Rennen nicht verbessern. Nach etwa zehn Runden konnte ich konstante Zeiten fahren und war ein paar Zehntelsekunden schneller als am Samstag, aber als der Hinterreifen nachgelassen hat, war es für mich unmöglich, die Pace mitzugehen. Hier hatten alle Ducatis große Probleme."

Danilo Petrucci (Pramac Ducati): "Das war mein schlechtestes Saisonrennen. Wir wissen nicht, warum wir nicht konkurrenzfähig sein konnten. Ich kann es im Moment nicht erklären. Zum Glück ist Sepang schon in einer Woche. Es ist eine Strecke, die ich sehr mag und auf der ich hoffe, dieses Wochenende so schnell es geht vergessen zu können."

Scott Redding (Pramac Ducati): "Ich bin sehr zufrieden mit diesem Rennen. Ich konnte das Fahren endlich wieder genießen. Der Start war nicht gut, aber von den ersten Runden an hatte ich ein gutes Gefühl. Es ist eine tolle Bestätigung nach dieser schweren Zeit für mich. Jetzt möchte ich die Saison mit zwei guten Rennen in Malaysia und Valencia beenden."