Kein Rookie seit Marc Marquez sorgte in der MotoGP für so viel Furore wie Johann Zarco. Es musste aber auch kein Neueinsteiger so viel Kritik einstecken, wie der Franzose. Der Tenor ist dabei immer derselbe: Zarco fährt im Zweikampf deutlich zu hart, auch mangelndes Einschätzungsvermögen wurde ihm schon vorgeworfen.

Nach dem Japan-Grand-Prix in Motegi kocht die Debatte um Zarcos Verhalten einmal mehr hoch. In Runde vier bremste sich Zarco in der Haarnadel Kurve neun innen an Jorge Lorenzo vorbei, musste am Kurvenausgang aber eine weite Linie gehen und berührte seinen Konkurrenten daher. Beide Fahrer konnten einen Sturz verhindern, Lorenzo musste durch die leichte Kollision aber neben Zarco auch noch Iannone vorbeilassen.

Dass er mit diesem Manöver gar nicht einverstanden war, zeigte Lorenzo sofort mit einem kräftigen Kopfschütteln an. Nach dem Rennen nahm er Zarco dann auch verbal ins Visier. "Es ist ja nicht das erste Mal, dass mich Johann berührt. Er überholt sehr aggressiv. Für mich ist es zu viel", ärgerte er sich. "Er fährt, als würde er PlayStation spielen. Er glaubt er ist der Geist und es spielt keine Rolle, was er macht." Lorenzo bezieht sich damit auf die Möglichkeit, in Rennspielen die Kollisionsabfrage zu deaktivieren. Die Piloten können also wie "Geister" (daher oft Ghost-Mode genannt) durcheinander durchfahren, ohne sich tatsächlich zu berühren.

Lorenzo will daher beim nächsten Meeting der Safety Commission auf Phillip Island das Thema zur Sprache bringen. An diesen Treffen, die an jedem Wochenende Freitagabend stattfinden, können alle Fahrer teilnehmen und sicherheitsbezogene Dinge ansprechen. "Ich will darüber reden, weil ich verhindern will, dass so etwas in Zukunft wieder passiert. Johann versteht nicht, dass er zu aggressiv ist. Ich habe versucht, nach dem Rennen mit ihm zu reden, aber er wollte nicht einsehen, dass er einen Fehler gemacht hat."

Lorenzo nach Rossi nächster Zarco-Kritiker

Es ist Lorenzos erste verbale Attacke in Richtung Zarco. Bisher sah sich der französische Tech3-Pilot vor allem der Kritik von Superstar Valentino Rossi ausgesetzt. Bei einem Zweikampf im Rennen von Austin drängte Zarco Rossi von der Strecke in die asphaltierte Auslaufzone, woraufhin sich der veranlasst fühlte, Zarco darauf hinzuweisen, dass er nun in der MotoGP fahre: "Er ist wirklich schnell und hat großes Potenzial. Das hier ist aber nicht die Moto2. Wenn du hier überholen willst, dann musst du das anders machen. Er ist bei seinen Manövern viel zu spät dran. Johann muss sich in Zukunft etwas beruhigen."

In Assen berührten sich die Yamaha-Kollegen heftig, als Zarco innen an Rossi vorbeigehen wollte. "Er ist kein schlechter Mensch, aber er kann den Abstand zwischen zwei Motorrädern noch nicht so richtig abschätzen. Und dann versucht er heute - wie schon in Austin - etwas Unmögliches", ärgerte sich Rossi damals selbst nach seinem Sieg in der Dutch TT. " Er war viel zu spät dran und hat mich dann sogar an meiner Lederkombi mit dem Motorrad berührt. Das ist sehr aggressiv. Wenn man jemanden überholen möchte, dann muss man immer auch einkalkulieren, dass sich derjenige nicht in Luft auflösen kann." Worte, die denen von Lorenzo stark ähneln.