In 27 der 28 Runden des MotoGP-Rennens in Misano fiel Johann Zarco kaum auf. In der letzten Runde sorgte er dann aber wohl für die Szene des Tages. Mit großem Einsatz und letzter Kraft schob der Franzose seine Tech3-Yamaha in Richtung Ziellinie. Platz sieben, den Zarco wenige Sekunden vorher noch innehatte, war da schon längst weg. Nach und nach kassierten die Konkurrenten den fast schon hilflos wirkenden Zarco. Immerhin schleppte er sich noch auf Rang 15 über den Zielstrich, wodurch er mit einem Punkt belohnt wurde. Getreu dem Motto: Wer sein Bike liebt, der schiebt.

Kein Sprit im Tank

"Ich muss meinen Puls checken, der war an der Ziellinie wohl am Maximum, nicht aber auf dem Bike", scherzte Zarco kurz nach Rennende, die Anstrengung ihm immer noch ins Gesicht geschrieben. Was war passiert? Ganz einfach: Zarco hatte einfach keinen Sprit mehr im Tank. "Ich habe das Problem vor Kurve elf bekommen und sofort gespürt, dass ich kein Benzin mehr hatte", schilderte er die Szene.

Bis zum Ziel war es dann noch ein gutes Stück. "Ich habe dann versucht, im sechsten Gang zu bleiben und habe die Minimum-Drehzahl des Bikes bis Kurve 14 genutzt. Aber die letzten zwei Kurven wurde es dann schlimmer, es ging nur noch 'bumm bumm bumm'. Nach der letzten Kurve musste ich dann absteigen. Ich habe mich neben das Bike gestellt und bin losgerannt", erklärt er. Mit der Strecke in Misano hat er sich aber eine der ungünstigsten Stellen für diese Einlage ausgesucht. Denn die Ziellinie befindet sich weit entfernt von der letzten Kurve.

Kein Vorwurf an das Team

Einen großen Vorwurf will Zarco seinem Team aber nicht machen, wenngleich es eine schlichte Fehlkalkulation war. "Das war eines der Dinge, die nicht passieren sollten, wir sind auch enttäuscht. Aber ich mache Fehler, auch die Ingenieure oder Mechaniker können mal Fehler machen. So ist der Rennsport", gibt er sich sehr fair.

Und immerhin wurde sein Einsatz ja noch belohnt. "Ich habe am Ende einen Punkt geholt, das ist immer noch besser als nichts. Und ich dachte mir dann so, dass es im Leben schlimmere Dinge gibt, als ohne Sprit ein Rennen zu beenden", bilanzierte der 27-Jährige.

Zudem, merkt er an, sei MotoGP nicht nur ein ernster Sport. "Es ist schön, dass wir die Öffentlichkeit dafür bekommen haben. Man darf nicht vergessen, dass MotoGP auch eine Show ist. Ich habe etwas Show gemacht und wir werden diese Szene auch nie vergessen", sagte Zarco. Und eine Erkenntnis habe er auch gewonnen, als er kurz vor der Ziellinie Cal Crutchlow an sich vorbeifahren sah. Der Brite war einige Runden zuvor vor Zarco liegend gestürzt. "Da wusste ich: Man verliert weniger Zeit bei einem Sturz, als wenn man sein Bike schiebt."