Schwarze Flagge im Training: Das schaffen nicht viele Fahrer. Jack Miller gelang dieses Kunststück in der Auftakt-Session der MotoGP in Barcelona. Rund zehn Minuten vor dem Ende war das Training für den Australier beendet.

Was war geschehen? Nach dem tragischen Unfalltod von Luis Salom im Vorjahr, ließ die MotoGP die Strecke für diese Saison anpassen. Im letzten Sektor veränderte man den Kurs, indem unmittelbar man vor dem Schluss-S, das unter anderem von der Formel 1 genutzt wird, ein weiteres S eingezogen wurde. Die MotoGP biegt also einige Meter vor der F1-Variante links ab.

Miller wie ein F1-Bolide

Zumindest sollte man dort abbiegen, denn Jack Miller fuhr exakt an dieser Stelle mehrmals hintereinander die falsche Passage, nämlich jene der Formel 1. Die Fahrer besichtigten die neue Variante zwar am Donnerstag und sie ist auf dem Asphalt auch klar durch eine weiße Linie markiert. Miller bretterte im Training trotzdem fünfmal in Folge über diesen Begrenzungsstrich hinweg und fuhr das falsche Schluss-S.

Riding Coach Stefan Prein schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als er auf der Service Road das Training seines Schützlings verfolgte. Und auch bei Fahrerkollegen sorgte die Aktion für Erheiterung. Die Rennleitung sah sich gezwungen, Miller nach fünfmaligem Benutzen der falschen Variante die Schwarze Flagge zu zeigen und ihn dadurch an die Box zu holen. Auch die Offizielen konnten sich beim Schwenken ein Lachen nicht verkneifen.

Aufklärung an der Box

Dort klärten Teammitglieder und Dorna-Sicherheitschef Loris Capirossi Miller über seinen Fehler auf. Im Anschluss durfte er das Training wieder aufnehmen und fuhr noch zwei gültige Rundenzeiten über die korrekte Passage.

Teamchef Michael Bartholemy klärte bei Eurosport auf: "Gestern haben wir uns bei der Streckenbesichtigung diese Schikane besonders angesehen. Jack meinte eben aber, dass er es einfach nicht gesehen hat, wo es lang geht. Er hat auch unsere Boxensignale nicht bemerkt und dann erst auf die Schwarze Flagge reagiert."

Miller rechtfertigt sich

Am Freitagabend schilderte Miller selbst seine Sicht der Dinge: "Ich hatte irgendwie eine mentale Blockade. Da ich einer der ersten Fahrer war, die auf Slicks unterwegs waren, habe ich mir nur darauf konzentriert, die nassen Stellen zu meiden. Dann bin ich instinktiv einfach die Variante gefahren, die wir im Vorjahr hatten."

Erst als kurz vor der Schikane die schwarze Flagge sah, bemerkte Miller, das etwas faul war. " Als Marc und Cal dann an mir vorbeigefahren sind und mir angezeigt haben, dass ich ihnen folgen soll, war mir klar, dass hier etwas nicht ganz normal ist. Dann sind sie in die Schikane eingebogen und mir ist plötzlich alles klar geworden. Ich habe mir nur gedacht: 'Du Idiot! Was hast du getan?' Es war definitive der peinlichste Moment meiner Karriere, aber zumindest habe ich alle zum Lachen gebracht. Und vielleicht kriege ich für nächste Saison einen Sponsordeal mit einem Navi-Hersteller hin", konnte Miller wenige Stunden nach dem Missgeschick schon wieder scherzen.