Die Testsaison 2017 verlief für Valentino Rossi schlichtweg desaströs, seine Trainingsleistungen in Katar und Argentinien waren um nichts besser. Und doch steht er nach zwei Rennen mit ebenso vielen Podiumsplatzierungen da und ist erster Verfolger von WM-Leader Maverick Vinales, liegt nur 14 Punkte hinter seinem in Überform befindlichen Teamkollegen. In beiden Grands Prix des Jahres hat es Rossi geschafft, eine sportliche Auferstehung zu feiern.

Wie ihm das gelingt, weiß Rossi selbst nicht so genau. "Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung", schmunzelte er nach dem Rennen in Argentinien. Rossi stellte aber klar, dass es für ihn trotz der vielen Rennwochenenden, die er Sonntagnachmittag noch zu erfolgreiche machte, alles andere als angenehm ist, am Freitag und Samstag der Konkurrenz hinterherzufahren. "Ich leide da wirklich drunter. Es ist nicht so, dass für mich nach schlechten Trainings alles okay ist. Die Situation ist dann absolut nicht unter Kontrolle. So lange ich mich am Sonntag steigern kann, ist es aber noch okay."

Rossi findet Lösung für Bremsprobleme

Der Wendepunkt für Rossi war in Argentinien wie so oft das Warm Up am Sonntagmorgen. Hier arbeiteten er und seine Yamaha-Crew mit unterschiedlichen Setups an den zwei Maschinen. Eine Strategie, die wichtige Erkenntnisse für das Rennen brachte. Vor allem, weil Rossis große Schwäche in dieser Saison, das harte Anbremsen, dieses Mal wieder zu seiner Stärke wurde. "Ich hatte in den Bremszonen auch hier das ganze Wochenende über Probleme, aber heute haben wir die Balance des Motorrads etwas verändert und im Rennen war ich dadurch richtig stark beim Bremsen, vor allem am Ende der Gegengerade", lobte Rossi das Verhalten seiner M1 in der zweithärtesten Bremszone des MotoGP-Kalenders.

So war der Yamaha-Star in der Lage an der von Rossi angesprochenen Stelle an Cal Crutchlow vorbei zu gehen und sich so Platz zwei zu sichern. Ein Ergebnis, mit dem er mehr als zufrieden war: "Dieser zweite Rang ist extrem wichtig. Das können sehr wertvolle Punkte in der Weltmeisterschaft werden."

WM-Zweiter: Rossi mit Saisonstart hochzufrieden

Dass er in der Gesamtwertung im Gegensatz etwa zu Marc Marquez noch voll in Schlagdistanz zu Vinales ist, hat Rossi laut eigener Aussage nicht zuletzt seiner unglaublichen Erfahrung zu verdanken. "Die Testsaison war ein Desaster für mich, aber ich habe in meiner langen Karriere gelernt, dass man nie aufgeben darf. Es kann so viel passieren und am Ende zählt nur, wo man am Sonntagnachmittag beim Überfahren der Ziellinie liegt", weiß Rossi, der am Sonntag als erster Pilot der Geschichte die Marke von 350 Grand-Prix-Starts knackte.

Zeitreise: 350 GP-Starts für Valentino Rossi: (01:06 Min.)

Auf WM-Rang zwei liegend kann Rossi ein zufriedenes Resümee der ersten beiden Saisonrennen ziehen: "Ich weiß jetzt, dass ich in diesem Jahr gute Rennen haben kann, auch wenn ich zuvor in Problemen stecke. Ich habe aktuell mehr Punkte als zum selben Zeitpunkt im Vorjahr und bin sowohl in Katar als auch hier in Argentinien bessere Rennen gefahren."