Zum beliebtesten Piloten des MotoGP-Feldes wird Jorge Lorenzo in seiner Karriere wohl nicht mehr werden. Auch wenn man dem Mallorquiner aus sportlicher Sicht nichts vorwerfen kann, wirkt sein Auftreten und die von ihm getätigten Aussagen auf viele Fans unsympathisch. Das Ergebnis sind immer wieder Pfiffe bei den Siegerehrungen oder andere Anfeindungen, und das nicht erst seit seinem Titelgewinn 2015, als er Valentino Rossi im letzten Rennen des Jahres noch die WM-Krone vor der Nase wegschnappte.

Yamaha tritt gegen Lorenzo nach

Beigepflichtet wurde Lorenzos Kritikern wenige Tage nach dessen Yamaha-Abschied von seinem nun Ex-Teamchef Massimo Meregalli. Der stellte Lorenzo rennfahrerisch auf dasselbe Niveau wie seinen Nachfolger Maverick Vinales, attestierte dem Youngster aber "einen besseren Charakter". Valentino Rossi Kumpel und Assistent Uccio legte im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com noch einmal nach: "Die Atmosphäre im Team ist fantastisch, jetzt wo Lorenzo weg ist."

Lorenzo verabschiedete sich mit einem Sieg von Yamaha, Foto: Yamaha
Lorenzo verabschiedete sich mit einem Sieg von Yamaha, Foto: Yamaha

Keine netten Worte also aus dem Rennstall, für den in neun Saisons drei Weltmeistertitel und 44 Grand-Prix-Siege holte. Ganz anders charakterisiert man den Mallorquiner da schon bei seinem neuen Arbeitgeber Ducati. "Jorge ist ein wirklich netter Kerl", zeigt sich sein neuer Crewchief Christian Gabarrini gegenüber der 'Gazzetta dello Sport' von Lorenzo sehr angetan. "Bis jetzt habe ich noch nicht erlebt, dass er einmal seine Geduld verloren hätte. Er ist sehr hilfsbereit, hört jedem Teammitglied genau zu. Menschlich gesehen ist er eine sehr angenehme Person."

Ducati-Crewchief lobt Lorenzos Arbeit

Noch deutlich mehr als die menschliche Seite Lorenzos beeindruckt Gabarrini aber dessen Arbeitweise. "Abgesehen von seinen fahrerischen Fähigkeiten, die natürlich herausragend sind, ist er in seinen Analysen sehr exakt, professionell und detailliert. Jorge hat ein sehr gutes Verständnis davon, was mit dem Motorrad passiert. Als Ingenieur ist es wirklich eine Freude, mit ihm zu arbeiten, denn natürlich haben wir Daten, aber der Fahrer ist immer noch der wichtigste und beste Sensor den es gibt", erklärt Gabarrini, der von 2007 bis 2012 bereits an der Seite von Casey Stoner bei Ducati sowie Honda gearbeitet hatte und mit dem Australier zwei MotoGP-Titel gewann.

Von Problemen in Sepang ließ sich Lorenzo nicht verunsichern, Foto: Ducati
Von Problemen in Sepang ließ sich Lorenzo nicht verunsichern, Foto: Ducati

Während Naturtalent Stoner eher dafür bekannt war, auf eine beinahe spielerische Art und Weise das Maximum aus seinem Motorrad herauszuholen, geht Lorenzo ganz anders an die Arbeit. "Er ist ein besessener. Für ihn ist jedes noch so kleinste Detail wichtig. So sollte das bei einem Profi auf diesem Level sein", beschreibt Gabarrini die Herangehensweise Lorenzos.