Jorge Lorenzo, Valentino Rossi, Jack Miller, Marc Marquez, Andrea Iannone, Cal Crutchlow, Maverick Vinales. Das ist keine willkürliche Aufzählung von MotoGP-Fahrern, sondern die Liste der Sieger der jüngsten sieben Rennen der Motorrad-Königsklasse. Sieben Sieger in sieben Rennen und dabei auch noch vier verschiedene siegreiche Hersteller.

"So etwas würde es in der Formel 1 nie geben", grinste WM-Leader Marc Marquez am Sonntag mit MotoGP-Stolz in eine TV-Kamera. "Das ist gut für die gesamte Meisterschaft und für die Fans", pflichtete ihm Teamkollege Dani Pedrosa bei. In der MotoGP ist 2017 nur noch wenig vorhersehbar. Ein Cocktail aus Stärken des Motorrads, körperlicher Leistung des Fahrers und den richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt entscheidet über Sieg oder Niederlage - Motorsport, wie er sein solte.

Wann gab es so etwas zuletzt?

Sieben verschiedene Saisonsieger hatte die MotoGP zuletzt 2006, als neben den WM-Duellanten Nicky Hayden und Valentino Rossi auch Loris Capirossi, Marco Melandri, Dani Pedrosa, Toni Elias und Troy Bayliss mindestens ein Rennen gewinnen konnten. Sieben Sieger in sieben aufeinanderfolgenden Rennen gab es zuletzt in der 500cc-WM - allerdings saisonübergreifend: Alex Criville, Regis Laconi, Tadayuki Okada, Max Biaggi, Norick Abe und Kenny Roberts jr. gewannen die letzten sechs Rennen des Jahres 1999, in der Saison 2000 kam mit Garry McCoy ein siebenter Sieger hinzu, ehe mit Roberts jr. einer aus diesen glorreichen Sieben ein zweites Rennen gewinnen konnte. Vier siegreiche Hersteller gab es zuletzt 2007. Damals wie heute waren die erfolgreichen Marken Honda, Yamaha, Ducati und Suzuki.

Der Vergleich mit der Formel 1

Marquez Formel-1-Schelte ("So etwas würde es in der Formel 1 nie geben") ist nur für die jüngste Vergangenheit korrekt. Ein Blick in die Bilanz des letzten Jahrzehnts zeigt, dass die Formel 1 in diesem Zeitraum öfter mehr Saisonsieger hatte als die MotoGP, die zwischen 2008 und 2013 sechs Mal in Folge weniger Siegergesichter aufwies wie die F1. Selbst sieben verschiedene Sieger in sieben aufeinanderfolgenden Rennen sind der F1 nicht fremd: 2012 gelang dieses Kunststück den Herren Button, Alonso, Rosberg, Vettel, Maldonado, Webber und Hamilton.

SaisonSieger MotoGPSieger Formel 1
201673
201543
201443
201345
201238
201145
201045
200956
200847
200754
200675

Allerdings hat sich das Blatt massiv gewendet, seit Mercedes die Automobil-Königsklasse dominiert. Denn seit Saisonstart 2014 siegte neben Nico Rosberg und Lewis Hamilton nur jeweils ein Glücklicher: 2014 Daniel Ricciardo, 2015 Sebastian Vettel und in der laufenden Saison Max Verstappen. Die gesamte Mercedes-Ära der Formel 1 weist somit zwei Siegergesichter weniger auf als die MotoGP-Saison 2016.

Die Faktoren für eine ausgeglichene MotoGP

Ducati siegte am Red Bull Ring zum ersten Mal seit 2010, Suzuki nun in Silverstone zum ersten Mal seit 2007. Mit Jack Miller und Cal Crutchlow feierten zudem bereits zwei Fahrer von Kundenteams in der laufenden Saison Erfolge. Die absolute Dominanz von Honda und Yamaha ist gebrochen - wegen zwei Faktoren: Einheitselektronik und Michelin-Reifen.

"Michelin ermöglicht verschiedene Reifen-Kombinationen. Der eine Fahrer ist mit dem weichen schneller, der andere mit dem härteren. Und die neue Elektronik hat vor allem Suzuki und Ducati geholfen, deren Bikes näher an das Niveau von unseren heranzuführen", analysierte Valentino Rossi in Silverstone. So gesehen haben die Regelhüter der MotoGP alles richtig gemacht. Und die Fahrer bedanken sich dafür mit tollen Rennen für die Fans.