Es waren Bedingungen, die ziemlich ähnlich waren wie diejenigen, unter denen Andrea Dovizioso 2009 im Donington Park zu seinem ersten und bis heute einzigen MotoGP-Sieg gefahren ist. Entsprechend groß war die Chance für Dovizioso, ähnlich wie seinerzeit im Juli 2009 zum großen Coup auszuholen. Tatsächlich führte Dovizioso den Deutschland-GP am Sachsenring auch über weite Strecken an. Doch eine verpatzte Boxenstopp-Strategie wurde dem Ducati-Piloten letztlich zum Verhängnis, er rettete aber immerhin Platz drei.

Denn im Gegensatz zum späteren Rennsieger Marc Marquez, der das Timing für seinen Stopp wesentlich besser hinbekam, blieb Dovizioso zusammen mit seinen vier schärfsten Verfolgern Valentino Rossi, Hector Barbera, Jack Miller und Cal Crutchlow noch rundenlang draußen. Und das, obwohl ihnen die Boxencrews rundenlang die Tafeln mit der Aufforderung, zum Stopp hereinzukommen, raushielten. Doch ganz so einfach ist die Sache mit dem Boxenstopp nicht, wie Dovizioso im Anschluss an das Rennen erklärte.

Doviziosos Dilemma beim Sachsenring-GP: Zeiten vs. Gefühl

"Als ich 'Box' gesehen habe, bin ich sofort hereingekommen. Sie haben das Schild zwar schon eine Runde zuvor herausgehalten, aber da waren sie nicht schnell genug, ich konnte nämlich nichts erkennen. Wenn man die Zeiten an der Box sieht, ist es aber eh schon zu spät. Man muss das Pitboard vorbereiten, dann muss man es heraushalten. Da verliert man mindestens zwei bis drei Runden", sorgt Dovizioso für Aufklärung. Zumal die MotoGP-Fahrer mit Ausnahme der Boxentafel im Rennen ja ganz auf sich allein gestellt sind.

"Wir haben keine Funkverbindung", fährt Dovizioso fort. Also müssen sich die MotoGP-Fahrer vor allem auf ihr Gefühl da draußen auf der Strecke verlassen. "Ich dachte, ich würde das Rennen auf Regenreifen beenden. Wenn man das Motorrad fährt, ist das Gefühl ja ein komplett anderes. Es fühlt sich immer beängstigend an, einen Slickreifen im Nassen aufzuziehen", beschreibt Dovizioso und rechtfertigt damit auch seine Entscheidung, den Boxenstopp so lange wie möglich hinaus zu zögern: "Im Rennen sieht man die Dinge total anders. Daher sind wir nicht hereingekommen. Von innen betrachtet ist es viel schwieriger als von außen betrachtet."

Gutes Resultat nach viel Pech für Ducati-Pilot Dovizioso

Daher wollte Dovizioso das Rennen, wie er oben schon schilderte, auf den Regenreifen beenden, auch wenn Marc Marquez zwischenzeitlich mehrere Sekunden schneller pro Runde unterwegs war. "Wenn du führst, dann willst du auch nicht hereinkommen, denn man will die Situation besser managen als die anderen Fahrer. Man will einfach kein Risiko eingehen, auf nasser Strecke ist es ja leicht, mit Slicks das Rennen zu verlieren", gibt Dovizioso Einblicke in seine Psyche während des Rennens und begründet seine defensive Fahrweise.

So wurde es unterm Strich Platz drei für Dovizioso, den er in der vorletzten Kurve des Rennens noch durch ein Überholmanöver gegen Scott Redding erobern konnte. Durch das viele Pech, das Dovizioso im Laufe der MotoGP-Saison 2016 erfuhr, will der Ducati-Pilot deshalb auch nicht zu sehr hadern: "Wir hätten um den Sieg kämpfen können, aber Rang drei ist auch gut. Wir haben noch nicht allzu viele gute Resultate einfahren können weil wir oft auch Pech hatten."